Silberband 013 - Der Zielstern
gefaßt. Von diesem Zeitpunkt an war den
Händlern auf den Walzenschiffen jedes Mittel recht, um die Erde zu schwächen.
John Edgar Pincer wußte von den Springern nicht mehr als jeder an den Geschicken seines Volkes
interessierte Erdenbürger. Das sollte sich nun anscheinend ändern.
Zusammen mit seiner Frau war er am Rand des Landeplatzes angekommen. Cora umklammerte seine
Hand.
»Sie werden bald feststellen, was wir wirklich an Bord der ERROR hatten, Johnny«, sagte sie.
»Dann werden sie uns zurückholen.«
Pincers Blicke glitten zu den Berghängen hinauf.
»Wir müssen fliehen«, sagte er. »Es ist unsere einzige Möglichkeit, am Leben zu bleiben.
Vielleicht gibt es noch andere Stationen der Springer auf diesem Planeten. Wenn einige Zeit
verstrichen ist, werden sie in ihrer Wachsamkeit nachlassen und uns somit eine Chance geben,
einen Funkspruch abzusetzen.«
Cora schaute sich um. Die Springer kamen ihr nicht so vor, als würden sie sich von Johnny
überlisten lassen.
»Fliehen«, wiederholte sie. »Sieh dich doch um, Johnny. Wir sind fremd hier und wissen noch
nicht einmal, wohin wir uns wenden sollen. Bevor wir ein Versteck gefunden haben, werden sie uns
bereits aufgespürt haben.«
Pincer zog sie weiter mit sich fort. Er hatte keine klare Vorstellung davon, wie er Cora und
sich retten konnte. Nur eines war gewiß: Wenn sie noch länger hierblieben, würden sie sich in
absehbarer Zeit in der Gewalt von Valmonze befinden.
Der glatte Boden des Raumflugfelds ging in ein graues Geröll über, zwischen dem vereinzelte
Grasbüschel wuchsen. Pincer blickte zurück. Niemand folgte ihnen. Etwa hundert Meter von ihnen
entfernt befanden sich die ersten Bäume. Ihre mächtigen Stämme waren von dunkelbrauner Farbe. Das
Laubwerk war so dicht, daß es wie eine kompakte Masse wirkte. Pincer hoffte, daß es dort ein
Versteck für sie gab.
»Du gehst zu schnell«, beschwerte Cora sich.
Schuldbewußt verlangsamte Pincer seine Schritte. Wenn er Cora jetzt übermäßig strapazierte,
konnte sich das später rächen. Sie mußten ihre Kräfte einteilen.
»Ich habe mir meine Hochzeitsreise eigentlich gemütlicher vorgestellt«, meinte Cora
sarkastisch.
»Es ist alles meine Schuld«, sagte Pincer zerknirscht. »Ich habe Papa lange genug um die
Space-Jet gebeten. Hätte ich nur darauf verzichtet. Papa wird sich Sorgen machen, denn ich hatte
ihm versprochen, mich nach unserer Ankunft auf Ferrol bei ihm zu melden. Er erwartet meinen
Funkspruch.«
»Vielleicht läßt er uns suchen«, sagte Cora hoffnungsvoll.
»Ja, auf Ferrol«, stimmte Pincer zu. »Wenn man uns dort nicht findet, wohin soll er sich
wenden? Es gibt einfach keine Möglichkeit, im Weltraum einen Verlorenen zu finden.«
Es entsprach Pincers eigenartigem Charakter, daß er sich nur Gedanken über andere Menschen
machte, während er selbst in einer viel schlimmeren Lage steckte. Die Tatsache, daß sein Vater
ihn umsonst suchen würde, bereitete ihm größeren Kummer als die Gefahr, von den Springern
gefangen zu werden.
Sie erreichten die ersten Bäume, und Pincer atmete erleichtert auf. Das Fortkommen wurde nun
beschwerlicher, denn Dickicht und Laubhügel versperrten ihnen den Weg. Vögel zeterten aufgeregt
in den Ästen, als die beiden Menschen auftauchten.
»Ob es hier in der Nacht sehr kalt wird?« fragte Cora.
Die Nacht. Pincer erschauerte. Daran hatte er bisher nicht gedacht. Er wußte nicht, wie lange
die Dunkelheit auf dieser Welt andauerte. Alazes Planet besaß eine Eigenrotation. Pincer
erinnerte sich, im Katalog darüber gelesen zu haben.
»Sicher nicht«, erwiderte er.
Er bückte sich, um einige Äste zur Seite zu schieben. Im selben Augenblick stieß Cora hinter
ihm einen entsetzlichen Schrei aus.
Pincer fuhr herum. Cora hing in einer Schlinge, die aus dem undurchsichtigen Laubwerk eines
riesigen Baumes herabbaumelte. Pincer stürzte auf sie zu, aber ihr Körper wurde ruckartig nach
oben gezogen. Verzweifelt umklammerte der Terraner ihre Beine, aber die unsichtbaren Kräfte waren
stärker.
Vor Pincers entsetzten Augen verschwand Cora zwischen den Blättern.
»Cora!« schrie er.
»Lauf weg, Johnny«, hörte er ihre Stimme.
Doch Pincer dachte nicht daran, die Flucht zu ergreifen. Wütend rannte er auf den Stamm zu. Da
fühlte er sich gepackt und vom Boden gerissen. Er warf sich herum, aber eine zweite Schlinge
besiegelte sein Schicksal. Stumm, aber ergebnislos kämpfte er gegen die Fesseln. Die
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