Silberband 013 - Der Zielstern
zeigte
er wieder sein seltsames Lächeln. Auch seine Sprache hatte sich gewandelt. Perry dachte nicht
mehr daran, nach diplomatischen Richtlinien zu handeln. Was er sagte, war hart und
unmißverständlich.
»Mir scheint, Madam, der Überheblichkeit Eures Volkes gebührt ein Dämpfer. Ich darf Euch
versichern, daß die von Euch befohlene Entführung von zwei intergalaktisch bekannten
Staatsmännern nicht ohne Folgen bleiben wird. Wenn Euer sogenannter Regierender Rat an dem
terranischen Hypertriebwerk interessiert sein sollte, so darf ich dazu bemerken, daß ein Vorgehen
in dieser Form keinesfalls dazu geeignet ist, Politiker und Militärs des Solaren Imperiums zur
Freigabe der Unterlagen zu bewegen. Ihr überschätzt Eure Macht, Auris von Las-Toór.«
Sie schien zu überlegen, bis sie schließlich ging, ohne zu antworten. Als sich das Schott
hinter ihr und den beiden Akonen geschlossen hatte, legte sich Rhodan wortlos auf das Lager. Er
verschränkte die Hände unter dem Kopf und schloß die Augen.
Ich wollte etwas sagen, doch Tama Yokida winkte hastig ab. Da wußte ich, daß Perry hoffte, daß
die Telepathen an Bord der IRONDUKE seine Gedankenimpulse aufspüren konnten, wenn er intensiv an
sie dachte.
Auf Rhodans Stirn erschienen feine Schweißperlen.
Es dauerte einige Minuten, bis sich der Terraner entspannte. Rhodan gehörte nicht zu den
Männern, die sich ohne weiteres entführen lassen. Wie leicht hätten wir durch unglückliche
Umstände ums Leben kommen können. Ich war ja nicht sehr weit vom Tode entfernt gewesen. Man hatte
auf mich geschossen, was mir bewies, daß man bereit gewesen war, mich unter Umständen zu opfern.
Daraus ließen sich einige Schlüsse ziehen.
Verblüfft über meine eigenen Gedankengänge, stellte ich fest, daß man anscheinend nur mit
Rhodan gerechnet hatte. Ich war ein unliebsamer Störenfried gewesen, den man wahrscheinlich
mitgenommen hatte, weil es sich nun einmal so ergeben hatte.
Rhodan schien ähnliche Überlegungen anzustellen. Natürlich fragte er sich, wieso die Akonen im
genau richtigen Augenblick hatten erscheinen und die Betäubungswaffe einsetzen können. Dieses
Rätsel bedurfte einer baldigen Lösung.
»Du sprichst doch Japanisch?« sprach mich Perry an.
Ich brauchte einige Augenblicke, bis ich die in dieser Sprache gestellte Frage verstanden
hatte. Ich mußte schleunigst umdenken. »Seit einigen Jahrhunderten. Ich war dabei, als Kublai
Khans Flotte versuchte, das japanische Inselreich anzugreifen, bis die Schiffe vom Göttersturm
zerschlagen wurden.«
Tama Yokida sah mich neugierig an. Mein Japanisch war veraltet und wohl kaum noch
verständlich.
»Sehr gut«, meinte Rhodan. Argwöhnisch sah er sich in dem kleinen Raum um, schließlich blickte
er auf die Uhr. Er benutzte weiterhin die Sprache des Inselstaats. »Natürlich werden wir
belauscht. Man wird aber einige Zeit benötigen, um die noch nie gehörten Laute mit mechanischen
Geräten zu übersetzen. Etwa vierundzwanzig Stunden, schätze ich. Wir können also reden.«
Tama zog sich eben zur Tür zurück, als draußen laute Geräusche aufklangen. Sirenen und
Lärmpfeifen begannen zu schrillen. Unbekannte Personen liefen schnell an der anscheinend nicht
sehr starkwandigen Tür vorbei.
Schon Augenblicke später begannen mächtige Maschinen zu dröhnen. Für den Bruchteil eines
Augenblicks kamen starke Beharrungskräfte durch, bis sie von einem offenbar anspringenden
Andruckabsorber aufgefangen wurden.
Tama war zu Boden gestürzt. Ich fand mich auf meinem Klappbett wieder. Nur Rhodan hatte sich
noch rechtzeitig mit Armen und Beinen abstützen können.
Nun wußten wir also bestimmt, daß wir uns in einem Raumschiff befanden, das anscheinend
überstürzt auf Fahrt gebracht worden war.
»Die Ratten verlassen das sinkende Schiff«, meinte Perry spöttisch. Der Ausdruck seiner Augen
wollte mir nicht gefallen. Ich ahnte etwas.
Er blickte mich voll an, ehe er in knapper Formulierung sagte: »Ich glaube jetzt, daß mich
Gucky, Marshall, Betty Toufry und Fellmer Lloyd verstanden haben. Ich bin sicher, daß dieses
Schiff vor wenigen Augenblicken von der IRONDUKE ausgemacht und angemessen wurde. Claudrin nimmt
die Verfolgung auf. Deshalb ist man auch so hastig gestartet. Der Transmitter ist wahrscheinlich
schon vor zwei Monaten in den Hohlräumen des Regenten stationiert worden, als man versuchte, den
Ablauf der Zeit zu verändern. Nur so konnte es möglich sein, uns einfach zu
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