Silberband 014 - Rhodans Sohn
auf den Weg zu bringen. Schneller geht es mit dem besten Willen nicht. Bis
dahin wirst du die Koordinaten über einen Treffpunkt erhalten haben. Welchen Raumer wählst du als
Flaggschiff?«
»Die IRONDUKE. Ich verlange, daß du an Bord kommst. Ich möchte dich unter Kontrolle
haben.«
Er lachte bösartig. Im Innersten aufgewühlt, schaltete ich ab, nachdem ich noch einige Male
beteuert hatte, die Daten seien tatsächlich genau.
23. Oktober 2103 Terrazeit. Vor zwanzig Stunden waren die ersten Einheiten der
arkonidischen Robotflotte aus dem Hyperraum gekommen. Zur Zeit formierten sich die Geschwader im
Treffpunktgebiet ›Destination‹, dessen Zentrum von einem blauen Überriesen ohne Planetensystem
symbolisiert wurde.
Der Stern stand am Rand des sogenannten ›Nadelkissensektors‹, 418 Lichtjahre von Aptut
entfernt. Der Anflug war unter strenger Geheimhaltung erfolgt, und nur wenige Personen aus meinem
engsten Beraterstab waren darüber informiert. Die Baalol-Sekte hatte ein gutfunktionierendes
Nachrichtennetz, deshalb hatte ich nur absolut zuverlässige Personen eingeweiht. Die Antis
durften von der bevorstehenden Aktion nichts erfahren. Unsere Chancen lagen in der Überraschung.
Wir wollten zwar mit geballter militärischer Macht über Trakarat erscheinen, diese aber nicht zum
Einsatz bringen.
Zwanzig Stunden nach dem Abflug der leichten Verbände war ich mit den schweren Einheiten
gestartet. Mein Flaggschiff war die TEPARO, das modernste Schiff Arkons. Ich hatte an die
zehntausend Robotschiffe für diesen Einsatz abkommandiert. Rhodans Flotte, die schon beim
vereinbarten Treffpunkt auf mich wartete, würde achttausend Einheiten umfassen. Es mußte schon
mit dem Teufel zugehen, wenn die Antis angesichts dieser Übermacht ernsthaft Widerstand
leisteten.
Ich hatte den Rematerialisierungsschmerz kaum überwunden, als mich Rhodans Aufforderung
erreichte, unverzüglich an Bord der IRONDUKE zu kommen. Damit hatte ich gerechnet und bereits
beschlossen, Rhodan diesen Gefallen zu tun.
Wenige Augenblicke nach unserer Ankunft verließ ich mit einem Beiboot die TEPARO – mit
gemischten Gefühlen, wie ich zugeben mußte.
Er erwartete mich in der Kommandozentrale des Schlachtschiffs. Seine Haltung glich
der eines tyrannischen Herrschers, der über Leben und Tod entscheidet. In den gelben Wolfsaugen
konnte man alles lesen, nur keine menschliche Wärme.
Sie blickten scharf, lauernd und argwöhnisch. War das noch der große Mann der Erde?
Seine Gestalt war die eines Kolosses. Man hatte für Rhodan eine Spezialuniform aus
hochelastischem Kunstoffgewebe angefertigt. Obwohl das Material bis zur Zerreißfestigkeit
nachgeben konnte, spannte es sich schon wieder über den Schultern.
Ein Riese von 2,38 Metern wankte auf mich zu.
Seine Hände waren zu wulstig verformten Pranken geworden. Er schien kein Gefühl mehr in ihnen
zu haben.
Die schrecklichen Augen riefen in mir Entsetzen hervor. Das entstellte Gesicht wies kaum noch
Spuren der vertrauten Züge auf.
Als er vor mir stand, mußte ich den Kopf in den Nacken legen. Seine Stimme hatte sich nicht
verändert. Sie war vielleicht etwas heiserer geworden, aber sehr stark schienen die stimmgebenden
Organe von der Zellspaltung noch nicht beeinflußt worden zu sein.
Ich lachte ihn an. Ich legte alles hinein, was ich für ihn je empfunden hatte.
»Ich darf dich darüber aufklären, daß an Bord meines Flottenflaggschiffs Disziplin herrscht,
Arkonide«, fuhr er mich an.
»Wie bitte?«
»Hier herrscht Disziplin«, wiederholte er noch schärfer. In seinen Augen glomm schon wieder
das Funkeln eines irren Zornes auf. Er schien sehr schnell die Fassung verlieren zu können.
»Ich verstehe nicht ganz, Freund.«
»Hier wird nicht gegrinst!« schrie er.
Mir verging das Lachen. Hilflos sah ich mich um. Die Männer der Zentralbesatzung standen in
strammer Haltung vor ihren Manöverstationen. Selbst Bull und Mercant rührten sich nicht vom
Fleck.
Ich war entsetzt. Rhodan mußte irrsinnig geworden sein. Gegen meinen Willen musterte ich ihn
ironisch. Meine unterbewußten Reaktionen warfen meine guten Vorsätze schneller um, als ich es mir
vorgestellt hatte.
»Das war kein ›Grinsen‹, sondern ein frohes Lachen. Oder kannst du dir nicht mehr vorstellen,
daß ich mich freue, nach so langer Zeit vor dir zu stehen?«
Er musterte mich argwöhnisch. Anscheinend kämpfte er um seine Beherrschung. Schließlich sagte
er: »Willkommen an Bord.«
Er
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