Silberband 016 - Die Posbis
gefangen.
Es war ein ziemlich verwirrender Anblick, als aus der Schwärze des Nichts plötzlich
der irreguläre Würfel auftauchte. Glücklicherweise befand sich Nike Quinto zu diesem Zeitpunkt im
Kommandostand der VOLTA. Er brauchte nur kurze Zeit, um einen Entschluß zu fassen.
Der Entschluß baute darauf, daß das Zeitfeld, hinter dem sich der Gegner bisher versteckt
hatte, sein einziger Schutz war. Der feindliche Koloß lag völlig schutzlos vor ihnen. Nike Quinto
ließ die VOLTA näher herangehen und gab Feuerbefehl.
Die Geschütztürme der VOLTA begannen, gewaltige Ströme vernichtender Energie gegen den
feindlichen Riesen zu speien. Der finstere Abgrund sternenlosen Raumes verwandelte sich in eine
Hölle glühender Abschüsse und grellweißer Explosionen. Mit Erleichterung stellte Nike Quinto
fest, daß die Salven der VOLTA im Ziel saßen und Schaden anrichteten. Der Gegner war nicht
unverwundbar, wenn er sich nicht im Schutz seiner Abwehrschirme befand.
Dann bekam die VOLTA den ersten Treffer. Das Schirmfeld glühte auf, und das Schiff machte
einen Bocksprung. Aber einer der Leitoffiziere war aufmerksam gewesen. Er hatte kurz vor dem
Treffer eine Kuppel auf der Außenwand des Gegners aufleuchten sehen. Die Kuppel wurde unter
Beschuß genommen, und Sekunden später existierte sie nicht mehr.
Dann, völlig überraschend, kam Meech Hannigans Funkspruch über Hyperkom. Meech schilderte die
Situation in knappen Worten. Er gab zu verstehen, daß er mit seinen beiden Begleitern keine
Möglichkeit hatte, das feindliche Schiff zu verlassen. Sie warteten auf Hilfe.
Für eine Weile war Nike Quinto ratlos. Wie sollte er drei Männern Hilfe bringen, die sich an
Bord eines feindlichen Superraumers befanden, den er sich selbst gerade mit Mühe und Not vom Leib
halten konnte?
Seine Ratlosigkeit hielt nicht lange an. Eine letzte Möglichkeit fiel ihm ein. Ein
verzweifelter Ausweg, der eine Chance von eins zu tausend barg. Aber selbst die kleinste Chance
mußte genutzt werden. Nike gab seine Befehle.
»Ich brauche zehn Robots und ein tragbares Sende-Empfangs-Gerät für einen Transmitter vom
Akon-Typ. Die Bordtransmitter sind auf die THEODERICH einzujustieren. Beeilt euch. Jede Sekunde
zählt. Nur über den Fiktivtransmitter der THEODERICH können wir Ron, Lofty und Meech helfen.«
Lofty winkte aus einem der Zweiggänge. Ron hob den Arm und schrie: »Weiter! Nicht
stehenbleiben!«
Lofty verschwand. Ron sah sich nach dem Roboter um. Meech war stehengeblieben. Es sah aus, als
horche er. Von weit hinten drang immer noch das Geklapper der feindlichen Streitmacht. Sie mußten
jetzt in der Halle mit den Rippenwänden sein.
»Die VOLTA«, sagte Meech. »Sie brauchen einen ständigen Peilton. Sie wollen uns helfen.«
Ron unterdrückte eine Frage. Es hatte keinen Zweck, jetzt wissen zu wollen, wie sie das auf
der VOLTA anzustellen gedachten. Meech würde darauf keine Antwort geben können. Es war
Zeitverschwendung, ihn zu fragen.
»Gib das Zeichen!« befahl er. »Und dann komm!«
Meech setzte sich in Bewegung. Von jetzt an strahlte eines der komplizierten Geräte, die er in
seinem metallenen Körper trug, ein kontinuierliches Signal aus, das auf der VOLTA empfangen
wurde. Auf diese Weise war man auf dem Raumschiff über Meechs Standort ständig informiert. Die
Anpeilung des Signalsenders geschah mit einer Unsicherheit von weniger als plus-minus zehn
Metern.
Der Seitengang, den Lofty genommen hatte, weitete sich nach fünfzig Metern zu einem leeren
Saal. Die Wände waren glatt, aber die Decke wölbte sich in Wellen. Wieder einer von den Räumen,
mit denen niemand etwas anzufangen wußte – außer den Posbis.
Das Geräusch der mechanischen Streitmacht im Hintergrund war verstummt. Der Vorsprung, den die
drei Terraner gewonnen hatten, war so groß, daß sie den Gegner nicht einmal mehr hören
konnten.
Sie gönnten sich eine kleine Pause. Sie verschnauften und warteten auf ein Wunder.
Jetzt, da sie ruhig standen, spürten sie die schweren Erschütterungen, die durch den Boden
rollten. Sie hörten fernes Rumoren, und Meech, der sich unbemerkt mit der VOLTA in Verbindung
setzte, berichtete: »Sie haben den Koloß unter Feuer. Ein Energieschirm existiert nicht. Unsere
Geschütze richten schweren Schaden an.«
Lofty lachte meckernd. »Dann sollen sie sich nur beeilen, uns hier herauszuholen, bevor das
Ding explodiert.« Ron fluchte verbissen. Wenn er nur eine Ahnung gehabt hätte, welche
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