Silberband 016 - Die Posbis
entkommen und in den Linearraum
einzudringen.
25.
»Ich möchte Ihren Männern meine Anerkennung aussprechen«, begann Rhodan seine
Besprechung. »Besonders Ihrem Sergeanten Hannigan – wenn er für dergleichen empfänglich
ist.«
»Er ist«, stellte Nike lächelnd fest.
»Er hat das gesamte in seinem Körper gespeicherte Filmmaterial belichtet. Es ist noch nicht zu
übersehen, welchen Nutzen wir daraus ziehen werden, auf jeden Fall nicht unbeträchtlichen. Er hat
seine Erlebnisse unseren Wissenschaftlern so prägnant schildern können, daß wir nun genau wissen,
was mit ihm geschehen ist. Durch eine unglückselige Koppelung des gestörten Transmitterfelds an
Bord der BOB-XXI mit dem Zerr- oder Relativfeld des angreifenden Fragmentschiffs geriet er in
eine metastabile Zwischenzone am Rand des Relativfelds der Fragmentstation. Warum gerade dorthin,
wissen wir allerdings nicht. Im kritischen Augenblick scheint eine Verbindung zwischen dem
Schiff, das die BOB-XXI angriff, und der Station bestanden zu haben, vielleicht ein
Energietransfer. Bei einem Manöver der Station geriet Meech dann so nahe an sie heran, daß er sie
erreichen konnte. Meech hat uns entscheidende Hinweise über die Wirkungsweise der Posbi-Waffen
geliefert. Demnach handelt es sich um Waffen, die auf dem Transmitterprinzip beruhen –
ähnlich dem unseres Fiktivtransmitters. Ihre Geschütze verschießen Projektile mit ungeheurer
Energieentwicklung. Dabei entsteht der Effekt, daß die Projektile zwischen Abschuß und Aufprall
die Form von gebündelten Energiestrahlen annehmen und am Ziel wieder materialisieren. Die
Wirksamkeit dieser Waffe ist, weil auf diesem Transportweg kein Energieverlust eintritt, um ein
Vielfaches größer als bei normalen Energiewaffen. Wir nennen diese Waffe deshalb Transformkanone.
Auch über die Art, wie sie ihre Station und ihre Raumschiffe schützen, läßt sich bereits jetzt
etwas sagen. Unsere und Meechs Beobachtungen wurden von der Bordpositronik der THEODERICH
ausgewertet. Demnach handelt es sich bei dem Feld, das die Posbis verwenden, nicht nur um ein
Zeitlinienkrümmungsfeld, sondern auch um einen Energieschirm bisher nie dagewesener Stärke. Mit
diesem Relativfeld sind sie nicht nur in der Lage, das zu schützende Objekt durch Krümmung der
Zeitlinien um bis zu zehn Stunden in die Zukunft zu versetzen – ohne daß es dabei zu einer
echten Zeitreise kommt –, sondern sie können durch entsprechende Umpolung das Relativfeld
jederzeit wieder auf die Realzeit schalten. Dabei wird die gesamte Energie, die notwendig ist,
das Objekt in Richtung Zukunft zu bewegen, frei und fließt als Verstärkung in den auf Realzeit
geschalteten Relativschirm. Nun ist auch klar, warum wir die Hypersprünge der Fragmentraumer nie
orten konnten. Die Posbis brauchen nur im Schutz ihrer auf Zukunft gepolten Relativschirme zu
springen. Die dabei auftretenden Strukturerschütterungen bleiben innerhalb des
Zeitkrümmungsfelds, laufen sich tot und können nicht aus der Realzeit angemessen werden. Nach
erfolgtem Sprung schalten die Posbis den Schirm auf Realzeit und werden für unsere Ortungsgeräte,
scheinbar aus dem Nichts kommend, sichtbar. Diese Schirme haben nur einen einzigen gravierenden
Nachteil: Solange sie auf Zukunft geschaltet sind, ist den Posbis lediglich eine Beobachtung des Realraums möglich, ohne daß sie selbst geortet werden können. Sie können
aus ihrem sicheren Versteck heraus niemals ihre gefürchteten Waffen einsetzen, dazu müssen
sie den Relativschirm auf Realzeit schalten. Und wenn Sie mich fragen, so halte ich es für ein
unwahrscheinliches Glück, daß die Relativschirme diesen Nachteil haben. Nicht auszudenken, welche
Potenzierung der Gefahr auftreten würde, wenn die Posbis in der Lage wären, aus der Zukunft
heraus aktiv zu handeln, ohne selbst jemals nur das geringste Risiko eingehen zu müssen. Wir
wissen nun, was dieser Schutzschirm bewirkt, wir wissen aber nicht, wie er hergestellt
wird und welcher Energieform er sich bedient. Das von uns entwickelte Gerät, das wir bei diesem
Einsatz leider verloren haben, ist zwar in der Lage, Krümmungen der Zeitlinien nachzuweisen, es
hat sich aber gezeigt, daß diese Prozedur derartig aufwendig ist, daß sie für unsere künftige
Planung nicht in Frage kommt. Es wäre sinnlos, unsere Raumschiffe mit diesen Geräten auszurüsten.
Bis man in der Lage ist, einen Relativschirm nachzuweisen, ist das betreffende
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