Silberband 016 - Die Posbis
er.
Etwas kam auf ihn zu. Er spürte es.
Er wich zur Seite. Etwas Unsichtbares traf mit voller Wucht auf die Deckplatte des Verteilers,
vor dem er eben noch gestanden hatte. Art lachte höhnisch. Schnell im Reagieren waren die
Unsichtbaren anscheinend nicht. Er trat einen Schritt weiter zurück, und wieder hatte er das
Gefühl, er wäre einem heftigen Schlag nur um ein paar Millimeter entgangen.
Das wunderte ihn. Hatten sie keine anderen Waffen als Messer und ihre Fäuste? Wenn das so war,
dann standen seine Chancen nicht allzu schlecht. Er hatte schließlich seinen Instinkt, der ihn
mit steigender Wachsamkeit jedesmal warnte, wenn er angegriffen wurde. Wieviel Unsichtbare waren
in diesem Raum? Art war sicher, daß es mindestens zwei waren.
Er näherte sich dem Schott. Er bewegte sich nicht allzu schnell, um seinem Instinkt die
Möglichkeit zu geben, ihn rechtzeitig zu warnen. Er kam bis auf zwei Meter an den Ausgang heran,
dann hatte er das Gefühl, daß jemand sich dicht vor ihm befand. Er wich zur Seite, und im selben
Augenblick hörte er das helle Summen wieder.
Das war alles, was er hatte erfahren wollen. Einer von ihnen stand am Schott, und der andere
drehte am Stellrad, wenn die Luft rein war.
Art zog sich zurück. Er glaubte zu spüren, daß der Fremde am Schott ihm nicht folgte. Er
fühlte sich sicher. Nicht allzu eilig, um keinen Verdacht zu erwecken, näherte er sich dem
kleinen Metallschrank, der dicht neben seinem Schaltpult stand. Niemand hinderte ihn daran, die
Schranktür zu öffnen. Blitzschnell ließ er die Hand hineinschießen. Die Finger trafen auf
Widerstand und schlossen sich um ein kühles Stück Plastikmetall. Mit einem Ruck riß Art den
schweren Thermostrahler heraus. Er fuhr herum, die Waffe im Anschlag.
Das Gewicht des Strahlers im Arm und die Kühle des Metalls gaben ihm ein Gefühl der
Überlegenheit. Er wußte nicht, ob die Unsichtbaren gegen die geballte Energie eines
Thermoschusses empfindlich waren. Das Feld, das sie umgab, mochte sie gegen jegliche Art von
Strahlung schützen. Aber der Strahl einer solchen Waffe führte auch ein gehöriges Maß
mechanischer Energie mit sich. Er war wie ein Blitz im Gewitter. Wenn er das Ding, das er traf,
nicht zum Brennen bringen konnte, schlug er wenigstens ein Loch hinein.
Sie würden ihn beobachten, darüber war Art sich im klaren. Sie konnten ihn sehen – für
ihn selbst waren sie unsichtbar. Aber sie wußten vielleicht nicht, was er da in der Armbeuge
hielt.
Er ging ein drittes Mal auf das Stellrad zu. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen.
Er mußte den richtigen Augenblick abpassen. Er mußte genau wissen, wo der Unsichtbare stand.
Er ließ den Finger am Abzug. Er horchte in sich hinein, um auch nicht die leiseste Warnung zu
überhören. Schritt für Schritt kam er dem Verteiler näher. Es sah fast so aus, als wollten sie
ihn dieses Mal ungehindert herankommen lassen. Er klemmte die Waffe fester und streckte die linke
Hand nach dem Stellrad aus.
Da spürte er es.
Der Fremde kam von links heran, schräg von hinten. Art wirbelte herum. Der plumpe Lauf des
Strahlers schwang herum, und der Finger drückte auf den Abzug, ohne daß Art daran zu denken
brauchte.
Ein gleißender Strahl scharf gebündelter Energie brach aus der Waffe. Art sah, wie er sich
dicht vor der Laufmündung spaltete und in zwei gekrümmten Bahnen links und rechts um ein
unsichtbares Hindernis herumfuhr. Er hatte sich also nicht getäuscht. Das Feld, das die Fremden
umgab, machte sie gegen die Wirkung eines Thermostrahlers ebenso unempfindlich, wie es ihnen
Unsichtbarkeit verlieh. Aber die mechanische Wirkung ließ sich nicht abschirmen. Art beobachtete
mit grimmigem Vergnügen, wie sich die Stelle, an der sich der Strahl spaltete, immer weiter
entfernte. Sein Instinkt warnte ihn längst nicht mehr. Der Unsichtbare wurde von der Wucht des
Strahls immer weiter zurückgetrieben.
Art löste den Finger vom Abzug, als der Fremde fünf Meter von ihm entfernt war. Dann wandte er
sich rasch um und drehte das Stellrad zurück. Er tat es mit der linken Hand. Die Waffe hielt er
dabei schußbereit in der rechten Armbeuge.
Der Weg war jetzt frei. Er wußte, was seine Waffe vermochte.
Er nahm sich nicht mehr die Zeit, auf die Warnung seines Instinkts zu warten. Er wußte
ungefähr, wo der zweite Fremde stand. Er drückte den Abzug und ließ den blendend hellen Strahl
der Thermowaffe weit gefächert in der Nähe des Schottes
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