Silberband 016 - Die Posbis
Sie ist von starken
Feldschirmen geschützt.«
Nike Quinto wischte den Einwand mit einer Handbewegung beiseite. »In dem Augenblick, in dem
die beiden Fahrzeuge zusammenprallten, muß es ein paar Sekunden gegeben haben, in denen der
Feldschirm der BOB-Einundzwanzig ausgefallen ist. Wir brauchen uns nur vorzustellen, daß die
Fremden das vorausgesehen hatten. Sie machten sich zum Überwechseln bereit, und als es soweit
war, sprangen sie einfach und drangen durch eine der Schleusen ein.«
Ron hatte den Eindruck, daß Nike Quinto seine Vorsicht vor der Genialität der Unbekannten
allmählich übertrieb. Aber er behielt seine Gedanken für sich. Still lehnte er in seinem Sessel
und wartete auf weitere Nachrichten von der BOB-XXI.
Etwa eine Stunde verging, ohne daß etwas Besonderes geschah. Eric Furchtbar berichtete in
kurzen Abständen über seine Bemühungen, mit den Unsichtbaren in Kontakt zu kommen. Das gelang ihm
nicht. Entweder waren die Fremden nicht in der Lage, seine Annäherungsversuche zu verstehen, oder
sie wollten einfach keine Begegnung haben.
Eric fing allmählich an zu verzweifeln. Die Unsichtbaren verhielten sich offenbar ruhig. Aber
die psychologische Belastung an Bord der BOB-XXI fing an, untragbar zu werden. Nike Quinto sah
sich plötzlich in die Rolle des Mannes gedrängt, der einen anderen Mann zu beruhigen und zu
trösten hatte. Er fand sich erstaunlich gut damit zurecht.
Allerdings brauchte er sich nicht allzu lange Mühe zu geben. Quinto dachte nicht daran, die
Besatzung der BOB-XXI über die Unsichtbaren aufzuklären. Zum einen hatte er dazu keinen Auftrag,
zum anderen waren die Informationen, die die Eingeweihten über diese Fremden hatten, mehr als
dürftig. Was hätte er Eric schon sagen können? Daß die Fremden unsichtbar waren? Das wußte
mittlerweile jeder. Es hätte der BOB-Besatzung auch nicht geholfen, wenn sie erfahren hätte, daß
diese Wesen bereits zweimal Kontakt mit Menschen gehabt hatten.
Und dann geschahen die Dinge plötzlich in so rascher Eile, daß die Männer an Bord der JOANN
Mühe hatten, auf die sich überschlagenden Berichte zu reagieren.
Im Funkraum der BOB-XXI herrschte tiefe Stille. Wenigstens empfand Art Cavanaugh es
als Stille, denn das leise Summen der Geräte wurde ihm längst nicht mehr bewußt. In Gedanken
verloren, ließ er den Blick an der Reihe der Schalttafeln, Meßinstrumente und Kodetransformer zu
seiner Rechten entlangwandern.
Dabei sah er, wie eines der großen Schalträder sich drehte.
Er zuckte zusammen und schaute ein zweites Mal hin, diesmal bewußt und hellwach. Das Rad
drehte sich immer noch, langsam, aber zielbewußt. Es war das große Stellrad für die
Leistungszufuhr des Hauptsenders, und jemand drehte es zu größerer Leistung hin.
Art sprang auf. So, wie die Aggregate im Augenblick geschaltet waren, würden sie die hohe
Leistungszufuhr nicht vertragen. Der Hauptsender lag tot. Mit der JOANN hatte die Station bisher
über eine der schwächeren Nebenanlagen in Verbindung gestanden. Wenn der unsichtbare Narr
wirklich soviel Sendeleistung brauchte, um seine Botschaft abzustrahlen, warum schaltete er dann
nicht vorher den Hauptsender in die Leitung?
Mit zwei Sprüngen stand Art vor dem Stellrad und versuchte, es anzuhalten. Wenn sich einer der
Unsichtbaren in der Nähe befand, dann mußte er rasch zur Seite gewichen sein. Art spürte keine
Berührung. Er griff das Rad mit beiden Händen und versuchte, es zurückzudrehen. Er achtete dabei
auf seine Hände. Er war bereit, sie bei der leisesten Spur von Schmerz zurückzuziehen. Denn er
kannte die Geschichte, die Eric Furchtbar erlebt hatte.
Merkwürdigerweise leistete ihm jedoch niemand Widerstand. Er drehte das Rad zurück, bis die
Leistungszufuhr wieder auf dem ursprünglichen Wert stand, der keinem der Geräte gefährlich werden
konnte. Er ließ das Rad los, atmete erleichtert auf und blieb eine Weile stehen, um zu
beobachten, was jetzt geschah.
Die Unsichtbaren hatten anscheinend aufgegeben. Das Rad blieb ruhig. Niemand versuchte, es
wieder auf höhere Leistung zu drehen. Art fragte sich, was sie wohl im Sinn gehabt haben mochten.
Und was sie dazu veranlaßt hatte, ihre Absicht so rasch wieder aufzugeben. Er wandte sich
schließlich um und wollte zu seinem Platz zurückkehren.
Das war der Augenblick, in dem er begriff, daß die Unsichtbaren nicht daran dachten, ihre
Pläne zu ändern.
Bevor er noch den zweiten Schritt in Richtung auf seinen
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