Silberband 017 - Die Hundertsonnenwelt
Tschubai vermeiden, immer wieder zur Sonne zu blicken, die eine hypnotische Anziehungskraft auszuüben schien. Der Mutant gab sich keinen Illusionen hin. Trotz der Raumanzüge würden sie früher oder später dem Durst- oder Erstickungstod ausgesetzt sein.
Die Aussicht auf Rettung erschien Tschubai gering. Der Flottentender BA-F333 war mindestens 30.000 Lichtjahre von Outside entfernt. Dort würde Major Bassaldari vergeblich auf sie warten, aber niemals auf die Idee kommen, ein Suchschiff zu einem Planeten zu beordern, der als unwichtig galt.
Doch der Planet war nicht unwichtig. Er war zur Zeit der wichtigste Planet für die Galaktische Allianz überhaupt, denn auf ihm boten sich die Lösungen ihrer Probleme geradezu an.
Gucky bewegte sich unbeholfen ein Stück auf Tschubai zu. Er wirkte in dieser Einöde hilflos und verloren. Unter den festen Schuhen ihrer Raumanzüge zerbröckelte das ausgebrannte Gestein. Es war nicht ungefährlich, sich an der Oberfläche aufzuhalten, denn überall zeigten sich Risse und Spalten.
»Laß uns umkehren, Ras«, schlug Gucky vor. »Wir wollen Perry einen Bericht geben. Vielleicht gelingt es ihm, mit seinem Armbandfunkgerät einen Wachkreuzer zu erreichen.«
Tschubai bezweifelte das, aber er wollte dem Mausbiber nicht die Hoffnung nehmen.
»In Ordnung, Kleiner«, sagte er gelassen. »Kehren wir zurück.«
Die Teleporter entmaterialisierten aus der Gluthitze.
Fast zur selben Zeit tauchten sie neben dem Antigravlift auf, mitten unter den Laurins, die dort noch immer in die Fabrikhalle eindrangen. Gucky registrierte die Anwesenheit der Unsichtbaren sofort, aber auch Tschubai, der seine Vermutung bestätigt sah, brauchte keinen besonderen Hinweis, denn der heftige Kampf, der sich vor seinen Augen abspielte, sagte ihm genug.
Die Laurins waren viel zu überrascht, um schnell genug zu reagieren. Mit einem zweiten Sprung brachten sich die beiden Mutanten in Sicherheit. Gucky materialisierte neben einer Maschine, fühlte sich im selben Augenblick gepackt und zurückgerissen. Fast unbewußt sah er über sich zwei Gestalten herabsausen und griff blitzschnell mit seinen telekinetischen Kräften ein.
Van Moders, der ihn zur Seite gerissen hatte, stöhnte erleichtert. Gucky ließ die beiden Männer sanft auf dem Boden landen. Gleich darauf klopfte ihm Rhodan anerkennend auf die Schulter.
»Der Sturz hätte zumindest einige Knochenbrüche nach sich gezogen, oder der Raumanzug wäre beschädigt worden«, sagte er.
Er half Fyrn auf die Beine, der ihn finster anblickte.
»Was haben Sie mit dieser Sondereinlage beabsichtigt?« fragte Rhodan den Akonen scharf. »Halten Sie es für angebracht, Ihr eigenes Leben in solchen Augenblicken zu riskieren?«
In den Augen des Spion funkelte der Zorn.
»Ich besaß keine Waffe«, erklärte er mürrisch. »Daher versuchte ich eine geeignete Deckung zu finden.« Plötzlich veränderte sich seine Stimme, ein bösartiger Ton schwang darin mit. »Sie wußten nicht, daß ich es war, der dort oben hilflos hing, nicht wahr, Rhodan? Sie dachten, es sei einer Ihrer Männer?«
Van Moders machte einen Schritt auf den Akonen zu, aber Rhodan hielt den Robotiker fest.
»Sie haben recht, Fyrn«, sagte er. »Ich dachte nicht daran, daß Sie der Mann sein könnten.«
Fyrn kicherte gehässig. »Ich verdanke mein Leben also einem Irrtum.«
Rhodan antwortete nicht, sondern zog Van Moders und Gucky in Deckung. Fyrn folgte ihnen widerwillig. Marshall kam zusammen mit Tschubai zu ihnen herübergerannt.
Das Gesicht des Afrikaners verzog sich grimmig.
»Sie werden es kaum für möglich halten«, sagte er, »aber wir befinden uns im System der Sonne Outside, und zwar auf dem ersten Planeten. An der Oberfläche herrschen Temperaturen von über hundert Grad.«
Er teilte Rhodan seine Überlegungen zu Mechanica und den Posbis mit.
»Outside«, flüsterte Rhodan. »Hören Sie, Van Moders, jetzt wird vieles erklärbar.«
»Zum Beispiel die Maschinen, die so aussehen, als kämen sie von Mechanica. Sie kommen tatsächlich von dort. Die Wesen des zerstörten Planeten haben hier eine Station errichtet.« Van Moders überlegte einen Augenblick. »Man sollte annehmen, daß sie einen wichtigen Grund dafür hatten, denn freiwillig wird niemand auf einen Hitzeplaneten gehen.«
Rhodan zweifelte jetzt nicht länger daran, daß die Laurins den neuen Teil der Fabrikanlagen errichtet hatten. Aber es blieben noch viele Fragen unbeantwortet.
Der Zufall, der sie in die Empfängerstation
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