Silberband 017 - Die Hundertsonnenwelt
kennen sie bereits.«
Tschubai löste sich gewaltsam von dem überwältigenden Anblick. Nur mühsam verstand er die Bedeutung von Guckys Worten.
»Was meinst du damit?« fragte er barsch.
Gucky streckte sein Ärmchen in Richtung auf die flammende Scheibe aus, die jetzt bereits über den Horizont gestiegen war.
»Es ist Outside«, sagte er. »Die gleiche Sonne, von der Mechanica umkreist wurde.«
»Aber wir befinden uns nicht auf Mechanica«, wandte Tschubai mit erhobener Stimme ein. Rein automatisch schaltete er seine überflüssig gewordene Lampe aus.
»Nein«, stimmte Gucky zu. »Wir stehen hier auf dem ersten Planeten der Sonne Outside. Er ist nur mondgroß. Unsere Wissenschaftler haben ihn damals nicht untersucht, weil sie es für unmöglich hielten, daß bei einer Oberflächentemperatur von 110 Grad Celsius nennenswertes Leben existieren könnte.«
Tschubai begann fieberhaft zu überlegen. Die Konsequenzen, die sich aus ihrer Entdeckung ergaben, waren noch nicht zu überblicken. Es sah aber ganz so aus, als hätte die längst verstorbene Rasse, die einst auf Mechanica gelebt hatte, hier einen Stützpunkt eingerichtet. Andere Wesen waren nun gekommen, um Roboter zu produzieren, die eine verblüffende Ähnlichkeit mit den Posbis hatten.
Tschubai ahnte, daß sie bei näherer Untersuchung des kleinen Planeten bestimmt mehr über die Mechanica-Wesen erfahren würden. Nicht ohne Grund hatte diese Rasse auf diesem hitzeglühenden Planeten einen Stützpunkt eingerichtet. Vielleicht handelte es sich um ein Ausweichquartier. Sah es nicht so aus, als seien die Hersteller der Saat- und Ernteschiffe vor etwas auf der Flucht gewesen?
Beim ersten Besuch Rhodans auf Mechanica hatte man festgestellt, daß die Atmosphäre des Planeten abgekühlt war. Tschubai fragte sich, ob Mechanica gewaltsam aus seiner Umlaufbahn herausgerissen worden war – von jenem Feind, der nun die Produktion von Robotern auf dieser Hitzewelt aufgenommen hatte. Für Tschubai stand fest, daß einst die Mechanica-Wesen die Posbis erbaut hatten, wenn er auch nicht wußte, zu welchem Zweck. Aber nun waren Fremde am Werk.
Tschubai spürte plötzlich, daß sie hier auf etwas getroffen waren, was schon vor undenklichen Zeiten begonnen hatte. Auf kosmischer Ebene hatte sich seit unzähligen Jahren eine Auseinandersetzung abgespielt, von der sie nur einen Ausschnitt zu sehen bekamen.
Da fiel dem Afrikaner noch etwas ein. Seine Idee ließ ihn den Atem anhalten. Er glaubte jetzt zu wissen, wer der unbekannte Gegner war, der Mechanica bedrängt und die Produktion auf diesem Planeten wieder aufgenommen hatte.
Tschubai fügte einzelne Teile des Geschehens wie zu einem Mosaik zusammen. Alles paßte genau ineinander.
Der Mutant erschauerte, wenn er daran dachte, daß sie mitten in eine gewaltige Auseinandersetzung geplatzt waren. Die Wesen von Mechanica hatten nicht überlebt.
Tschubai sah jetzt alles ganz deutlich vor sich.
Das Erbe Mechanicas kämpfte nicht auf Befehl seiner Erbauer, sondern seine Angriffslust war durch einen Fehler der Feinde Mechanicas ausgelöst worden.
Tschubai glaubte jetzt zu wissen, welcher Fehler das war. Und er wußte auch, wer ihn begangen hatte.
John Marshall spürte ihre Anwesenheit zuerst. Ohne die Warnung des hervorragenden Telepathen wäre das Team der Wissenschaftler und Mutanten wahrscheinlich schutzlos dem plötzlichen Angriff ausgesetzt gewesen.
Als Rhodan mit zunehmender Unruhe auf seine Uhr blickte – die beiden Teleporter hätten schon zurück sein müssen –, klang Marshalls Stimme in den Helmfunkgeräten der Männer auf.
»Achtung!« rief der Telepath ruhig. »Wir bekommen Besuch durch den Antigravlift. Ich spüre Gedankenimpulse.«
Rhodan reagierte sofort.
»Abwehrschirme einschalten!« kam sein Befehl. »Hinter den Maschinen Deckung suchen. Alle Geräte mitnehmen.« Seine nächste Frage bewies, daß er auch in solchen Situationen alle Möglichkeiten überlegte. »Vielleicht sind es Ras und Gucky«, vermutete er.
»Nein«, widersprach Marshall. »Die Impulse sind fremd.« Dann rief er: »Um Himmels willen, es sind Laurins!«
Rhodans Gedanken überschlugen sich, während er sich mit wenigen Sprüngen in Deckung brachte. Wie kamen die Unsichtbaren hierher? Waren auch sie auf der Suche nach den Posbis?
Rhodan kauerte sich in eine Vertiefung hinter einer Maschine und starrte zum Lift, obwohl er wußte, daß Laurins unsichtbar waren.
»Sie versammeln sich am Lifteingang«, murmelte Marshall. »Es sind
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