Silberband 018 - Hornschrecken
Leben erhalten wollen.«
Bullys Gesicht wurde wieder normal – und dann blaß. »Himmel, die Mutanten! John Marshall,
Ras Tschubai, die Mädchen … Perry, was sollen wir tun? Wir müssen ihnen helfen. Aber
vierundzwanzig Aktivatoren – und Hunderttausende von Planeten, auf denen sie liegen können.
Wie sollen wir sie finden?«
Rhodan sah Gucky entgegen, der durch den Korridor auf die Zentrale zu watschelte. »Kommt, wir
müssen NATHAN fragen. Oberst Hogard, Sie halten die NOSTASA startbereit. Wir werden in zwei
Stunden zur Erde fliegen. Es gibt viel zu tun.«
Es waren drei einsame, winzige Gestalten, die kurze Zeit darauf zu dem gigantischen Block
gingen, der nichts als der Eingang zu dem Rechengehirn war. Seine Hauptmasse lag unter der
Oberfläche.
Lautlos öffnete sich das Tor. NATHAN hatte Rhodans Gehirnschwingungen erkannt und sofort
reagiert. Die beiden Männer und Gucky traten ein und glitten dann in einem Prallfeldgleiter dem
Zentrum des Giganten entgegen.
Sie gaben dem Gehirn die bekannten Daten und stellten dann ihre Fragen.
Sie erhielten die Antwort.
Überall in der Milchstraße hatte die Jagd nach den Zellaktivatoren bereits begonnen.
Und die Wahrscheinlichkeitsberechnung ließ vermuten, daß es nicht lange dauern konnte, bis der
nächste gefunden wurde.
11.
Gus Orff, Chef der Abteilung Kosmonautik auf der EXPLORER-2115, vierundfünfzig
Jahre alt, untersetzt, mit scharfgeschnittenen Gesichtszügen, sah Oberstleutnant Thomas Herzog
bedeutungsvoll an.
Tyll Leyden, Astronom und Physiker, verließ im gemütlichen Schrittempo die Kabine des
Kommandanten. Was Herzog und Orff im Augenblick über ihn dachten, war ihm gleichgültig. Beide
hatten zu seinem Vorschlag nein gesagt, während er gern ein Ja gehört hätte.
»Dann eben nicht«, hatte er schulterzuckend bemerkt.
Als die Kabinentür hinter ihm zufiel, sagte Herzog, Kommandant der EXPLORER-2115: »Ein
eigenartiger junger Mann, Orff. Und so etwas habe ich auf meinem Schiff. Der schläft ja beim
Gehen ein.«
Das war ein hartes Urteil. Gus Orff widersprach: »Bei Leyden kann man mit Recht sagen, daß der
äußere Eindruck täuscht. Während der letzten zehn Minuten hat er sein Phlegma regelrecht
hochgespielt. Das hat Sie gestört, Herzog. Aber glauben Sie nur nicht, daß Leyden nicht mehr
daran denkt, sein Projekt durchzubringen. Ich gehe mit Ihnen jede Wette ein, daß er irgendwie zum
Ziel kommt.«
Oberstleutnant Thomas Herzog war seit acht Jahren Kommandant der EXPLORER-2115. Man sah ihm
seine einundvierzig Lebensjahre nicht an. Er strahlte Aktivität aus, besaß jugendlichen
Schwung.
Er stammte nicht von der Erde, seine Heimat war der Planet Rual im Rigelsystem – eine
zweite Erde, auf der mittlerweile schon siebzehn Millionen Terraner lebten. Man sah es Herzog an,
daß er nicht von der Erde kam.
Jede Welt drückt den Bewohnern ihren Stempel auf.
Die Hautfarbe des Kommandanten besaß einen satten Goldton, und seine Haare leuchteten
tintenblau. Das aber waren die einzigen Merkmale, die Herzog von einem Terraner
unterschieden.
Der Oberstleutnant blickte an seiner Uniform herunter, betrachtete seine Schuhspitzen, sah
dann wieder Orff an und sagte: »Fast bin ich versucht, eine Gegenwette einzugehen. Mit meiner
Erlaubnis hat Leyden nicht zu rechnen. Sein Wunsch, einen Versuch mit der Faltonschen Theorie zu
machen, ist unnötige Zeitverschwendung. Sie haben es ihm ja auch gesagt.«
Orff lächelte. »Stimmt. Es ist auch meine ehrliche Meinung. Die Sache hat jedoch einen Haken.
Leyden ist Astronom und Physiker, ich, wenn auch Chef der Abteilung, bin Astrophysiker. Und
soweit ich meinen jungen Mann kenne, wird er uns eben wieder einmal nicht ausreichend informiert
haben, denn er ist auch ziemlich mundfaul.«
»Hat Ihr Liebling noch einige andere nette Eigenschaften?« fragte Herzog sarkastisch.
Jetzt schmunzelte Gus Orff. »Woher wollen Sie wissen, daß ich Tyll Leyden gern in meiner
Abteilung habe?«
Herzog beugte sich vor und sah ihn eindringlich an. »Wie lange fliegen wir beide schon auf
diesem Schiff?«
»Acht Jahre. Sie sogar einen Tag länger als ich.«
»Und in diesen acht Jahren soll ich Sie nicht kennengelernt haben, Orff? Nein, Sie machen mir
nichts vor. Über Leyden halten Sie Ihre Hand. Warum?« Die letzte Frage klang fordernd.
»Weil der Mann etwas von seinem Fach versteht. Er ist zwar kein Genie. Er schüttelt die
Resultate nicht aus dem Ärmel, sondern muß sie sich sauer
Weitere Kostenlose Bücher