Silberband 018 - Hornschrecken
die Krieger der
Leibgarde näher kamen um nachzuprüfen, ob der Saurier tatsächlich nicht mehr lebte, bückte sich
der Ertruser und nahm mich in die Hand. Ohne ein Wort zu sagen, steckte mich dieser Lümmel unter
seinen Brustharnisch, wo ich mich am Gürtel des Lendenschurzes festhalten mußte, um nicht in die
Tiefe zu stürzen.
Ich kniff Kasom in den Bauch und resignierte dann. Mit dem Ertruser war im Augenblick nichts
anzufangen. Immerhin schien er erkannt zu haben, daß ich mich nicht mehr unsichtbar machen
konnte. Für mich warf sich das Problem auf, wie ich aus der Arena kommen sollte. Im Depot hatte
ich noch andere Flugaggregate. Wenn ich jedoch an den weiten Weg dachte, verlor ich den Mut.
Jemand mußte mich hinbringen.
Es dauerte lange, bis Melbar seinen Triumph ausgekostet hatte. Während dieser Zeit kletterte
ich an dem Innenfutter des Brustpanzers nach oben und blickte durch den Spalt zwischen Kasoms
Hals und dem oberen Rand der Rüstung nach draußen.
Über mir zuckte Melbars Adamsapfel. Wenn der Ertruser brüllte, mußte ich mir die Ohren
zuhalten und gleichzeitig nach einem Halt tasten.
Das Standbild des Kulan-Gottes sprach nochmals, und der Herrscher rief auch einige Worte in
die Arena hinab. Anscheinend wurde Kasom unter dem Jubel der Zuschauer zum Tor geleitet.
Zu diesem Zeitpunkt hielt es mein Herr Untergebener endlich für nötig, seinen Vorgesetzten
über die Lage zu informieren. Er sagte so leise, wie es ihm möglich war: »Schau hinüber zur
dritten Loge rechts vom Lager des Masho. Der alte Mann mit dem hageren Gesicht ist Voszogam, mein
Gebieter. Neben ihm sitzt ein junger Salone mit einem grünblauen Federumhang. Er trägt das Haar
lang. Hinter den Ohren wird es von einem Kettchen zusammengehalten. Siehst du ihn?«
Melbar drehte unauffällig den Körper. Die Loge war leicht zu finden. Voszogam und der jüngere
Mann unterhielten sich. Sie schienen erregt zu sein. Jetzt lachte der Alte, der Jüngere machte
einen verbissenen Eindruck.
»Erkannt«, sagte ich laut, damit mich der ertrusische Riese auch verstehen konnte. »Wer ist
das?«
»Mit neunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit unser Mann. Er ist seit etwa vier Wochen in
Malkino, stammt angeblich aus der zweitgrößten Stadt des Salonenreichs und besitzt viele
Frachtschiffe.«
»Ebrolo?« erkundigte ich mich gespannt. Unwillkürlich tastete ich nach meiner Waffe.
»Ich nehme es an. Ich weiß noch nicht, wie er sich nennt, aber das dürfte zu erfahren sein. Du
mußt sofort zu Atlan.«
»Wie? Mein Hubkreisler liegt im Sand.«
»Ich habe ihn gesehen und zu Staub zertreten. Er war unbrauchbar. Er kann nicht mehr gefunden
werden. Sieh zu, daß du zum Chef kommst. Hast du noch dein Funkgerät?«
»Am Arm. Es soll aber nicht gesendet werden.«
»Ich habe es trotzdem getan, als ich auf den Krötenwolf einschlug. Atlan ist schon informiert.
Er braucht dich. Ich kann dich jetzt nicht aus der Arena bringen.«
»Wirst du überhaupt herauskommen?«
»In einigen Stunden. Der Sieg über das Ungeheuer hat alles zu meinen Gunsten entschieden. Ich
werde einen Urlaub fordern. Ebrolo muß gestellt werden.«
Ich zog den Kopf ein. Kasom wurde von einem Salonen angesprochen und beglückwünscht. Der Mann
nannte sich Akußa. Ich erfuhr erst später, daß er der Chef der freien Gladiatoren war. Jene, die
als Sklaven gehalten wurden, unterstanden ihm nur für die Dauer ihres Kampftags.
»Ich werde ein Bad nehmen«, entschied Kasom. Das verriet mir, daß ich mein Versteck aufgeben
mußte.
Wenig später legte Melbar seine Rüstung ab. Ich schlüpfte aus dem Harnisch und rannte zu einem
Holzkübel hinüber, hinter dem ich in Deckung ging. Der Baderaum enthielt mehrere in den Boden
eingelassene Wannen. Eine davon wurde von Sklaven mit heißem Wasser gefüllt.
Der Ertruser ließ sich bedienen, als wäre er ein Mächtiger dieser Welt. Kurz darauf geschah
etwas, was ich erwartet hatte. Es wäre verwunderlich gewesen, wenn Kasoms ›Gebieter‹ nicht in die
Verliese gekommen wäre, um seinen besten Mann zu beglückwünschen.
Der alte Salone trat ein. Zwei bewaffnete Wächter schlugen auf die Sklaven ein, die sich nicht
rasch genug zu Boden warfen und auf den Knien davonrutschten. Ich mußte mich beherrschen, um
nicht zu einer exemplarischen Strafe zu schreiten. Es war unerhört, wie sich diese Unholde
benahmen.
Melbar hatte ein dickeres Fell als ich. Fast gelangweilt sah er über die Szene hinweg und
begrüßte seinen
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