Silberband 020 - Kampf gegen die Blues
vorn und erschrak. Die Klinik, ein Komplex von dreißig verschiedenen
Gebäuden, schien sich in eine Kaserne verwandelt zu haben.
Mehrere tausend Blues, die alle einer militärischen Eliteeinheit des Geheimdienstes
angehörten, patrouillierten auf den Höfen, vor den Eingängen und auf den Dächern. Die
Strahlwaffen der Gardisten waren beeindruckend.
Kasom flog nach rechts und klammerte sich an einem vorspringenden Stahlträger fest. Er gehörte
zu einer weitgeschwungenen Brückenkonstruktion.
»Ich möchte wissen, was an einem Kinderkrankenhaus so wichtig ist, daß man es mit einem halben
Regiment bewachen muß«, fuhr Kasom fort. »Kleiner, mir scheint, als hätte Shinat recht. Oder sein
Rechengehirn Euras.«
»Eine Aneinanderreihung logisch fundierter Gegebenheiten!« ließ sich der Birnenkopf hören.
»Ruhe«, herrschte ich ihn an. »Behalte deine Weisheiten für dich. Wir merken auch, daß sich
etwas Ungewöhnliches anbahnt. Großer, wir müssen in den mittleren Bau hinein.«
»In den mit der Sechskantkuppel?«
»Ja. Dort reiht sich eine Brutstation an die andere. Vielleicht sind es auch andere
Einrichtungen, ich weiß es nicht genau. Die in den Sälen aufgestellten Maschinen habe ich immer
für Wärmespender gehalten. Sehen wir uns die Sache an. Du bleibst vielleicht doch hier und
wartest auf meinen Anruf.«
»Damit wir angepeilt werden, was? Die Tellerköpfe sind zur Zeit hellwach. Sieh dir nur die
Ortungsantennen an! Ich würde es schon jetzt nicht mehr riskieren, über die Stadt zu fliegen.
Wenn Hyperimpulse eingesetzt werden, wird mein Deflektorschirm durchdrungen. Dann erhalten die
Herrschaften einwandfreie Echos von meiner einzigartigen Gestalt. Und die haben die Burschen des
Geheimdienstes bestimmt nicht vergessen.«
»Puh!«
»Da gibt es nichts zu puhen, Kurzer. Wir gehen zusammen. Wie kommt man am besten in den Bau
hinein?«
»Durch die Eingänge, mein Lieber. Wenn ich allein wäre, hätte ich die Möglichkeit, ein
Lüftungsgitter zu benutzen. Auf einer so heißen Welt wie Gatas sind sie überall zu finden.«
Der Ertruser redete nicht mehr viel, sondern flog los. Ich griff nicht ein. Ein USO-Spezialist
weiß auch ohne Belehrung, wie er sich zu verhalten hat; sogar ein Rüpel wie Melbar Kasom!
Er landete auf dem vorspringenden Dach des Hauptportals, legte sich nieder und spähte nach
unten. Als mehrere buntgekleidete Blues, anscheinend Ärzte oder sonstige Angestellte der Klinik,
kontrolliert wurden, schwebte der Riese erstaunlich behende und völlig geräuschlos über die
Wachen hinweg und stieg innerhalb der Vorhalle bis zur Decke empor. Dort hielt er sich an der
Beleuchtung fest.
Eine halbe Stunde später befanden wir uns in den untergatasischen Sälen. Sie schienen die
wichtigsten Räume zu sein, oder man hätte sie nicht unter der Oberfläche angelegt. In dieser
Hinsicht bot die Mentalität der Blues, alles Geheime und Wertvolle unter dem Boden zu verstecken,
gute Anhaltspunkte.
Kasom ritt auf einer summenden Robotmaschine, die mehrere Behälter transportierte, durch das
nächste Tor. Auch hier standen Wachtposten. Sie bemerkten uns nicht.
Als wir in dem Saal angekommen waren, stieß der Ertruser sich von der Maschine ab und schwebte
mit uns in schwerelosem Zustand zur Decke empor. Dort benutzte er einen Querträger als
Sitzgelegenheit.
»In Ordnung, jetzt bist du an der Reihe. Sieh dich um. Ich beobachte dich. Wenn du etwas
entdeckst, was dir seltsam erscheint, gib mir ein Zeichen. Fertig?«
»Fertig«, entgegnete ich, denn ich hatte schon etwas entdeckt, was mir eigenartig
erschien. »Koko, du bleibst bei Oberleutnant Kasom. Ich brauche dich nicht. Achte weiterhin auf
den Funkverkehr, vor allem aber auf eventuelle Ortungsimpulse.«
»Jawohl, Sir, wird erledigt. Was machen die da unten?«
»Das würde mich auch interessieren!« sagte Kasom leise, aber mit einem so drohenden
Unterton in der Stimme, daß ich noch unruhiger wurde.
Ich spähte hinab. Wohin man auch sah – überall standen diese glänzenden, rechteckigen
Behälter, über denen die Greifarme von robotgesteuerten Maschinen hantierten.
Die Behälter besaßen an den Längsseiten aufgewölbte Wände. Die Stirnseiten waren flacher. In
jedem lag ein winziges Geschöpf, und alle stießen sie klagende Laute aus.
Es klang wie ein Piepsen und Pfeifen. Es übertönte das Summen der Maschinen in einer
mitleiderweckenden Symphonie.
Die überall erkennbaren Bluesärzte, anscheinend
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