Silberband 020 - Kampf gegen die Blues
Lebensbedingungen
herausriß.
Warum werden wir Siganesen wohl von Generation zu Generation kleiner?
Sehen Sie, da haben Sie ein typisches Beispiel. Noch extremer wirken sich die Verhältnisse bei
jenen Menschen aus, die durch biophysikalische Eingriffe ganz bewußt zu sogenannten
›Umweltangepaßten‹ gemacht wurden.
Melbar Kasoms Leute zählen zu jenen wenigen Völkern, die sich freiwillig für diese
bedeutendsten Großtaten der Wissenschaft zur Verfügung stellten. Melbar hält eine Schwerkraft von
3,4 Gravos für normal und beschwert sich bitter, wenn er ohne seinen Mikrogravitator auf
›leichteren‹ Welten weilen muß.
In der LUVINNO war es still geworden. Jedermann sah atemlos auf die Bildschirme der
Außenbordbeobachtung. Tiltas Kommandos waren überall zu hören.
Ich entsicherte den Kontaktknopf für die atomare Sprengladung im Konverterraum des Frachters,
der mit knapp sechzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit in das System der Sonne Verth
hineinflog.
Unsere Ortungszentrale meldete gleichzeitig vierzig bis fünfzig Fremdkörper, die nur mit
Bluesraumschiffen identisch sein konnten.
»Wir gefallen ihnen nicht!« meinte Tilta stirnrunzelnd.
Die Kursberechnungen liefen auf Hochtouren. Unser Frachter wurde von den näherkommenden
Molkexraumern ständig angefunkt und aufgefordert, zu stoppen und sich zu identifizieren. Unsere
Translatoren waren mit der Sprache der Blues bestens vertraut.
Unser Aufenthalt im Normalraum dauerte nur knapp eine Minute, dann waren die Berechnungen
abgeschlossen und das neue Ziel programmiert. Ehe die Molkexschiffe auf Schußweite heran waren,
verschwanden wir im Linearraum.
Ich rannte zu meinem Sitz zurück, legte die Gurte um und ließ den Sessel nach hinten klappen.
Der Linearflug konnte bei dem ermittelten Beschleunigungswert nur drei Minuten dauern. Dann
mußten wir knapp zweihunderttausend Kilometer vor dem Planeten Gatas in den Normalraum
zurückfallen.
Die Zeit schien sich auszudehnen. Die Blicke der Männer verfolgten die zuckenden Zeiger der
Uhren. Dann war es soweit.
Unvermittelt leuchteten die Normalbildschirme auf. Sie zeigten die Halbkugel eines blaugrünen
Himmelskörpers, auf den wir mit unverminderter Eintauchfahrt zustießen.
Von nun an lief alles programmgemäß ab. Niemand zeigte Nervosität. Wir begannen mit dem
Bremsmanöver, mit dem das Schiff in eine weite Kreisbahn hineinmanövriert werden sollte.
Noch war die Gravitationseinwirkung des fünften Planeten zu schwach. Bei der hohen
Eigengeschwindigkeit des Transporters hätte sie niemals im gewünschten Sinne zur Wirkung kommen
können. Wir mußten mit der Fahrt heruntergehen und dabei auf die erste Bahnellipse einschwenken.
Wenn das geschehen war, konnten wir die LUVINNO abtrennen.
Ich lauschte auf das Dröhnen unserer Kraftwerke, die schon vor Beginn der Bremsperiode
angesprungen waren. Der Frachter bremste mit dem geringen Wert von 120 km/sec ² . Unsere Andruckneutralisatoren wurden damit spielend fertig.
Die Masse des Planeten kam näher, Augenblicke später waren nur noch Ausschnitte der Oberfläche
zu erkennen. Unsere planetarische Ortung lief an. Auf den Bildschirmen erschien der große Ozean,
in den wir eintauchen sollten.
»Da sind sie!« hörte ich Altro sagen.
Ehe seine Worte verklungen waren, huschten die Zacken energetischer Entladungen über unsere
Echoschirme. Der Frachter wurde anfänglich verfehlt, dann eingegabelt und schließlich von dem
ersten Treffer aus der Bahn gerissen.
Unsere Andruckabsorber heulten auf. Im gleichen Moment gab ich die Erlaubnis zum Aufbau
unserer eigenen Schirmfelder.
Normalerweise bin ich von der Kampfkraft und Defensivstärke unserer prächtigen Raumschiffe
überzeugt. Jetzt aber brach mir der Schweiß aus. Es war ein fürchterliches Feuer, in das wir auf
geradem Kurs hineinflogen.
Deutlich konnte ich eine ausgedehnte Wolkenschicht über der nördlichen Halbkugel des Planeten
erkennen. Hier und da erfaßten unsere Außenbordkameras einen Ausschnitt der riesigen Sonne. Dann
war mir, als wollte der blaue Stern unsere LUVINNO mit einem Gluthauch vernichten.
In dem Dröhnen und Klingen der Einschläge war eine Verständigung nicht mehr möglich. Es war
auch nicht erforderlich, da jedermann wußte, was er zu tun hatte.
Verflüssigtes Material tropfte an der Diskuszelle des Handelsschiffes hinab. Mehrere
Explosionen erschütterten uns so stark, daß wir in unseren Sitzen umhergeworfen wurden. Dennoch
liefen die
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