Silberband 022 - Schrecken der Hohlwelt
wuchtig vor den Kontrollen, in der Hand seinen
überdimensionalen Strahler. Einige verbrannte Stellen auf dem Kunststoffboden und an den Wänden
ließen vermuten, was geschehen war. Der Haluter machte mit den Hypnos kurzen Prozeß.
»Das ist sinnlos«, belehrte ihn Melbar. »Es muß in dieser Ebene Tausende von ihnen geben,
vielleicht Millionen. Wenn wir ihrer Herr werden wollen, dann nur durch List. Mit Gewalt ist hier
nichts zu machen.«
»Was schlagen Sie denn vor?« erkundigte sich der Haluter und schob die Waffe in den Gürtel
zurück. »Soweit ich feststellen konnte, gibt es außer uns keine unbeeinflußte Person mehr im
Schiff.«
»Das ist es ja eben«, sagte Melbar grimmig. »Und darum meine ich: Wir müssen hier raus!« Er
stockte und wischte dann mit der linken Hand einen der kleinen Quälgeister von seiner Schulter,
der sofort entmaterialisierte. »Es gibt keine andere Möglichkeit, sonst sind wir verloren.«
»Und die anderen?« Gucky sah ratlos von einem zum anderen. »Wir können sie doch nicht im Stich
lassen.« Er schüttelte energisch den Kopf. »Nein, ohne mich! Ich bleibe in der CREST und
werde …«
»Nichts wirst du!« unterbrach ihn der Haluter, der Melbars Absicht sofort begriffen hatte.
»Schon was von einem Entlastungsangriff gehört, Kleiner?«
»Entlastungsangriff? Ihr meint, wir sollten das Schiff verlassen, um es dann von außen her
anzugreifen?«
»So ähnlich. Vergiß nicht Leutnant Orson und die Korvette. Sie ist leichter zu erobern als die
CREST. Wenn wir erst die Korvette haben, sehen wir weiter.«
»Ein guter Gedanke«, stimmte Kasom zu. »Hierbleiben hat wenig Sinn. Zwar sind wir ziemlich
immun gegen die Einflüsterungen der Hypnos oder Scheintöter. Trotzdem ist es uns unmöglich,
Rhodan oder sonst jemand von ihnen zu befreien. Es gelingt immer nur für wenige Sekunden, dann
trifft Ersatz ein. Ja, wenn die kleinen Biester wenigstens nicht teleportieren
könnten …!«
»Weit schaffen sie es nicht, höchstens zehn Kilometer.«
»Bist du sicher, Gucky?«
»Ganz sicher. Ich war ja draußen und verfolgte einen von ihnen. Intelligenter Bursche
übrigens.«
»Nur zehn Kilometer also. Immerhin ein Lichtblick.«
»Ein großer«, warf Gucky ein. »Ein Teleportationsvorgang kann nicht beliebig oft wiederholt
werden. Die Scheintöter benötigen zwischen den Sprüngen stets einige Zeit, um Kräfte zu
sammeln.«
»Und was ist mit dir?« fragte Tolot. »Hast du noch Schwierigkeiten beim Springen?«
Gucky schüttelte heftig den Kopf. Er ließ sich nicht gern an unangenehme Dinge erinnern.
»Zum Glück nicht mehr. Die Anziehungskraft des Energiekerns im Mittelpunkt des Planeten ist
kaum noch spürbar. Meine letzte Teleportation verlief reibungslos.«
»Ausgezeichnet«, sagte Melbar erfreut und kam auf den Ausgangspunkt des Gesprächs zurück.
»Dann rücken wir am besten gleich aus und statten Orson einen Besuch ab.«
»Wir sollten uns vorher draußen umsehen und die Lage in der unmittelbaren Nähe der CREST
sondieren«, warnte Tolot.
Die beiden anderen waren einverstanden. Wenige Minuten später hatten sie strahlungssichere
Kampfanzüge angelegt und unterhielten sich über Helmfunk. Tolot trug seine Kampfmontur.
Gucky stellte den Körperkontakt zu den beiden Riesen her und konzentrierte sich.
Sie materialisierten unweit der CREST, am Fuß des gewaltigen Gebirgsmassivs, dessen
Spitze bis zum Himmelsgewölbe ragte. Überall zeigten sich deutliche Spuren des verheerenden
atomaren Krieges, der hier vor etwa neuntausend Jahren stattgefunden hatte.
Unmittelbar vor ihnen stand ein Scheintöter, der bei ihrem Auftauchen erschrocken zur Seite
gehüpft war. Er machte aber keine Anstalten zu fliehen oder einem von ihnen auf die Schulter zu
springen, um ihn mit seinen Gefühlsimpulsen zu überfluten. Scheinbar interessiert beobachtete er
die drei Freunde.
Gucky erkannte, daß sich ihnen hier eine Chance bot, mehr über diese Wesen herauszufinden.
Außerdem glaubte er, in diesem Scheintöter jenen wiederzuerkennen, zu dem er schon einmal
flüchtigen Kontakt hatte.
Der ursprüngliche Plan, die C-3 zu befreien, konnte noch etwas warten. Zuerst galt es, den
Versuch zu unternehmen, Kontakt mit diesem Burschen hier herzustellen. Wenn er auch nur einen
Funken Intelligenz besaß, müßte der Versuch gelingen.
Gucky ließ Melbar und Tolot los. Er versuchte, ein freundliches Gesicht zu machen, obwohl er
ja nicht ahnen konnte, was so ein Gelbpelz unter einem
Weitere Kostenlose Bücher