Silberband 022 - Schrecken der Hohlwelt
angenommen hätte. Alle
fieberten den kommenden Ereignissen entgegen. Nicht vergessen war die Tatsache, daß sich irgendwo
auf der Oberfläche Horrors vermutlich eine Transmitterschaltstation befand. Diese Station war für
die Pläne der Terraner von großer Bedeutung, denn Horror ließ sich nur dann unter Kontrolle
bringen, wenn es gelang, die Station zu finden und zu besetzen.
Es war mir klar, daß Rhodan nicht die Absicht hatte, untätig hier draußen im Leerraum
abzuwarten, bis die ANDROTEST II erscheinen würde. Wie ich die Terraner einschätzte, würden sie
früher oder später die Untätigkeit satt haben und sich wieder näher an Horror heranwagen.
Die in den letzten Wochen ausgeschickten Beobachtungssonden hatten uns viele Details über die
Oberfläche des Planeten vermittelt. Wir wußten nun über die klimatischen Verhältnisse und die
Bodenbeschaffenheit Bescheid. Doch der Nachweis über die Existenz einer Schaltstation konnte
bisher nicht erbracht werden. Die Sonden waren vergleichsweise primitive Geräte, deren
Aufklärungstätigkeit von der überragenden Technik der Erbauer dieses Systems getäuscht werden
konnte. Und die CREST stand zu weit entfernt, um brauchbare Ortungsergebnisse durch die
wesentlich leistungsfähigeren Bordgeräte zu erzielen. Die hyperdimensionalen Störfelder der drei
Sonnen überlagerten die Peilimpulse.
Was lag also näher, als daß sich Rhodan mit dem Gedanken trug, die CREST näher an das System
heranzuführen, um den Planeten besser erforschen zu können?
Ich hatte vergeblich gewarnt und darauf hingewiesen, daß das Horrorsystem und seine weiteren
tückischen Fallen, die noch auf uns warten mochten, für das terranische Flaggschiff eine Nummer
zu groß sein könnten.
Ich wollte und konnte nicht verstehen, warum die CREST eine Aufgabe durchführen sollte, die
auch die terranische Flotte bewältigen konnte, wenn es ihr gelang, nach Horror vorzustoßen. Ich
war fest davon überzeugt, daß die Meister der Insel in irgendeiner Form auf den terranischen
Vorstoß in das Twin-System reagieren würden. Und nach allen Erfahrungen, die wir bisher auf
unserer Irrfahrt gewonnen hatten, würde diese Reaktion so ausfallen, daß ein einzelnes
Raumschiff, auch wenn es sich dabei um die CREST handelte, keine Chance hatte, dies unbeschadet
zu überstehen. Ein großer Schiffsverband konnte da wahrscheinlich mehr bewirken. Ich war nicht
bereit aufzugeben, deshalb beschloß ich, nochmals mit Rhodan zu reden, obwohl mir mein Extrasinn
klarzumachen versuchte, daß ich auch diesmal keinen Erfolg haben würde.
Solcherart ›ermutigt‹ machte ich mich auf den Weg in die Kommandozentrale.
Sie waren alle anwesend, als ob sie auf mich gewartet hätten.
Mory Abro-Rhodan saß auf einem Pneumosessel. Neben ihr stand Melbar Kasom. Die mächtige
Gestalt des Haluters Icho Tolot, für den es in der Zentrale keine passende Sitzgelegenheit gab,
stand hinter dem Kommandanten Cart Rudo. Perry Rhodan befand sich neben dem Eingabepult der
Positronik und blickte mich nachdenklich an, als ich eintrat.
Ich versuchte mit logischen Argumenten meine Bedenken vorzubringen und das Für und Wider einer
neuen Aktion der CREST in diesem Sektor abzuwägen. Ich kam auf die Risiken zu sprechen, und als
ich geendet hatte, wußte ich instinktiv, daß meine Mission gescheitert war. Rhodans Stimme klang
ernst, als er mir antwortete:
»Ich habe nicht die Absicht, leichtfertig zu handeln und die Existenz der CREST und ihrer
Besatzung zu gefährden.
Wir haben hier jedoch eine Aufgabe zu erfüllen, die uns die einmalige Chance eröffnet, uns den
Weg nach Andromeda zu sichern. Und ich bin nicht bereit, diese Chance ungenützt verstreichen zu
lassen. Die Zeit bis zur Ankunft der ANDROTEST II werden wir dazu nützen, die
Transmitterschaltstation zu suchen. Wir werden Mittel und Wege finden, diese Erkundungen so
durchzuführen, daß die Gefahr für das Leben der Besatzung auf ein Minimum reduziert wird. Nur
wenn uns besondere Umstände dazu zwingen, werden wir mit der CREST selbst in unmittelbare Nähe
des Horror-System zurückkehren. Aber selbst dies wird unter allen erdenklichen
Sicherheitsvorkehrungen geschehen.«
»Die besonderen Umstände dürften von eurer eigenen Unrast konstruiert werden, und die Suche
nach der Schaltstation wird euch dazu verleiten, alle Bedenken über Bord zu werfen«, entgegnete
ich wütend. »Eure Neugierde und euer Wissensdrang werden euch dabei zum Verhängnis
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