Silberband 023 - Die Maahks
waren
ihnen auf den Fersen geblieben, so daß sie wieder in den schützenden Linearraum fließen mußten.
Dennoch war es ihnen möglich gewesen, nach der letzten Etappe den vereinbarten Kodespruch
abzusetzen, um die ANDROTEST III von ihrer Rückkehr zu informieren.
Sie wußten zwar, wo sich die ANDROTEST III ungefähr aufhielt, doch die exakte Position war
ihnen unbekannt. Das Stufenschiff würde sich aber vereinbarungsgemäß melden, wenn die ALTAI in
seiner unmittelbaren Nähe auftauchen würde, und der Korvette entweder entgegenfliegen, oder ihr
durch einen kurzen Richtimpuls ihre Position durchgeben. Danach würde der schwierigste Teil des
Unternehmens beginnen. Die Maahks würden selbstverständlich nicht lange auf sich warten lassen
und ebenfalls dort auftauchen, wo sich die beiden terranischen Schiffe treffen würden. Die Maahks
würden ihre Aktionen so abstimmen müssen, daß der Angriff realistisch genug wirkte und daß
Kotranow keinen Verdacht schöpfte, daß es sich lediglich um einen Scheinangriff handelte.
»Wie weit bist du, Hegete?« fragte Harper. Seiner Stimme war die Ungeduld deutlich
anzumerken.
»Hör endlich auf, mir laufend Diagramme zu senden, Cole! Wie soll ich einen Kurs berechnen,
wenn die Ausgangswerte sich dauernd verändern!«
»Du mußt eben schneller rechnen!« kam die Antwort.
»Oder Halgor muß langsamer fliegen«, gab Hegha bissig zurück.
Wieder beugte er sich über seine bisherigen Berechnungen. Er schaltete den Vorkalkulator ein
und gab ihm die neuen Werte. Hegha war alles andere als ruhig. Er fühlte, daß irgend etwas mit
ihm nicht stimmte. Diesen Eindruck hatte er bereits gehabt, als er seinem ›Original‹
gegenüberstand. Etwas, das tiefer gesessen hatte, als die Molekulartaster des Duplikators
reichten, war ihm, dem Duplikat, nicht mitgegeben worden.
Eine heftige Erschütterung lief durch die ALTAI. Armaturengläser zerklirrten. Nur die
Positronik lief ruhig weiter.
Endlich ertönte das ersehnte Signal. Hegha ergriff den aus dem Ausgabesektor schnellenden
Plastikstreifen, stand auf und legte ihn auf Harpers Navigatorpult.
»Hier hast du deinen Kurs, Cole. Übersetze ihn in deine Navigatorsprache und werde selig
damit!«
Harper riß den Streifen an sich und begann mit seiner Pultmaschine zu rechnen.
Hegete Hegha hinkte zu seinem Platz an der Positronik zurück.
Eine neue Erschütterung warf ihn zu Boden. Auf dem Rücken liegend, sah er, wie der Stahl der
Zentrale sich plötzlich nach innen wölbte und gleichzeitig zu glühen begann.
Mit einem erstickten Schrei rollte Hegha sich beiseite. Hinter ihm schlugen Klumpen
zerschmolzenen Metalls auf. Zischend verdampfte der Weichplastikbelag des Bodens. Flammen
züngelten empor. Mitten in das Bersten, Knattern und Zischen mischte sich das Heulen der
Warnautomatik. Irgendwo im Schiff schlugen Schotten zu.
Hegete Hegha richtete sich auf. Er wich vor dem Gluthauch des Brandes zurück, die Hände vor
die Augen geschlagen.
Dann stieß er mit dem Rücken gegen Harpers Sessel.
Die Glut drohte ihn einzuholen. Es schien, als würde eine Hälfte der Zentrale in Flammen
gebadet. Hegha wurde von Panik ergriffen. Er drückte sich, fest gegen die Sessellehne Harpers
gepreßt, zur Seite und bewegte sich dabei auf die zum Mitteldeck führende Treppe zu.
Nur fort von dem Feuer!
Plötzlich quollen ihm die Augen fast aus den Höhlen. Entsetzt schaute er auf Harper und
Sörlund, die mit dem Rücken zum Feuer, scheinbar unbeteiligt ihre Berechnungen durchführten und
die Schaltungen vornahmen, die zur Steuerung des Schiffes nötig waren.
Bemerkten sie den Tod nicht, der mit roten, heißen Armen nach ihnen griff?
Jäh kehrte die Vernunft in Heghas Geist zurück. Er begriff, daß er dabei gewesen war, die
Kameraden im Stich zu lassen, die auf ihrem Platz ausharrten.
Die Löschautomatik …? Warum hatte die Löschautomatik nicht sofort nach
Ausbruch des Brandes eingesetzt?
Hegete Hegha erbleichte. Er wußte, daß es jetzt an ihm allein lag, ob die Kameraden und damit
die ALTAI gerettet wurde. Eigentlich hatte er nichts weiter zu tun, als die Löschautomatik von
Hand einzuschalten.
Nur lag der Schalter hinter der Flammenwand.
Entschlossen klappte Hegha seinen Druckhelm zu. Mit einem gellenden Schrei reagierte er seine
Todesangst ab. Dann stürzte er sich in die Flammen.
Gluthitze umschloß ihn. Er rannte, und dennoch erschien ihm der Weg zur anderen Seite der
Zentrale unendlich weit. Hustend und
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