Silberband 023 - Die Maahks
an Bord war groß, denn niemand hatte ernsthaft
damit gerechnet, daß dieses Ereignis eintreffen würde. Kotranow war davon überzeugt gewesen, daß
die Agenten bestenfalls dazu in der Lage sein würden, die von ihnen gesammelten Informationen
weiterzuleiten – und nun das!
Vierzehn Tage lang hatte man auf Nachricht von Sörlund und seinen Männern gewartet, während
die ganze Aufmerksamkeit auf die Vorgänge im vier Lichtjahre entfernten System gerichtet war.
Viel hatte man allerdings nicht beobachten können, dazu war das terranische Schiff zu weit von
Horror entfernt. Hinzu kamen die ständigen Eruptionen der drei Sonnen, die eine exakte Ortung
unmöglich machten. Außerdem hatte man aus Sicherheitsgründen alle atomaren Kraftwerke
stillgelegt. Dadurch funktionierten die meisten Hypergeräte nicht mehr. Lediglich einige
Notstromaggregate lieferten die notwendigen Energien, um die wichtigsten Anlagen mit Strom zu
versorgen.
Von den auf Hyperbasis arbeitenden Geräten waren nur die Ortungsanlage sowie die Funkstation
in passivem Betrieb. Sie wurden ebenfalls durch die Energien der Notstromaggregate mit Strom
versorgt. Da die Hyperortung und der Hyperfunk allein die einlaufenden Hyperimpulse
registrierten, infolge ihrer passiven Bereitschaftsschaltung jedoch nur minimale Eigenstrahlung
erzeugten (die Hypertaster als wichtiger Teil der Ortung waren selbstverständlich desaktiviert),
wurde dadurch die Gefahr einer Entdeckung durch die Maahks auf ein vertretbares Minimum
reduziert. Es mußte sich schon ein Maahk in die unmittelbare Nähe der ANDROTEST verirren, um
durch Zufall diese Eigenstrahlung anmessen zu können.
Vierzehn mehr oder weniger eintönige Tage lagen hinter der Besatzung der ANDROTEST III, und
man hatte sich schon allmählich mit dem Gedanken vertraut gemacht, noch die restlichen sechs
Wochen an diesem Ort zu verweilen. Insgesamt zwei Monate war die Maximalzeit, die das
Stufenschiff auf Warteposition verbringen sollte. Diese Frist war identisch mit der Zeit, die die
fünf Agenten noch zu leben hatten. Traf innerhalb dieser zwei Monate keine Nachricht von ihnen
ein, so hatte man die Gewißheit, daß ihre Mission gescheitert war.
Und nun war gerade jenes Ereignis eingetreten, womit niemand mehr ernsthaft gerechnet hatte.
Der ALTAI war die Flucht gelungen, und sie war auf dem Weg zur ANDROTEST!
Inzwischen hatte sich die ALTAI soweit aus dem Horror-System entfernt, daß sie während ihrer
Linearflugunterbrechungen eindeutig geortet und – was ihre äußere Form betraf –
identifiziert werden konnte. Ebenso war der ANDROTEST nicht entgangen, daß sie von einer Meute
Bleistiftraumer verfolgt wurde.
Immer wieder wurde Kotranow zwischen Begeisterung über die tollkühnen Manöver der
ALTAI-Besatzung und Furcht hin- und hergerissen. Er bangte nicht in erster Linie um die für das
Imperium wertvollen Agenten, sondern vor allem um die Menschen, die sie waren.
In diesen Minuten dachte er nicht daran, daß die Agenten so oder so zum Tode verurteilt waren,
weil es kein Heilmittel gegen die Zentrumspest gab. Er sah nur, daß jedes neuerliche Zurückfallen
in den Normalraum der ALTAI einen oder mehrere neue Treffer einbrachte. Und Kotranow wünschte,
den Männern helfen zu können.
Er wußte aber auch, daß die einzige Hilfe darin bestand, selbst so lange wie möglich unbemerkt
zu bleiben. Nur dann würde die Bergung gelingen.
Wieder tauchte die ALTAI aus dem Zwischenraum auf.
Von Major Hattinger kam ein unterdrückter Wutschrei.
Kotranow preßte die Lippen fest aufeinander.
Die ALTAI hatte an Fahrt verloren. Wie hungrige Wolfsrudel glitten die schwarzen Schiffe der
Maahks heran. Diesmal fanden mehrere Strahlenbündel gleichzeitig ihr Ziel. Die Terkonithülle der
ALTAI wölbte sich auf und begann weißblau zu strahlen. Einzelne Explosionen rissen Teile der
Außenhaut in den Raum.
»Wie lange warten wir noch?« kam Hattingers beschwörende Stimme. »Wir müssen ihnen
entgegenfliegen!«
Kotranow biß die Zähne zusammen, bis ihn die Kiefer schmerzten. Er schüttelte den Kopf.
»Nein!«
Bevor wir sie erreichen, haben die Maahks sie endgültig eingeholt, setzte er in
Gedanken hinzu. Sie müssen entweder noch einmal in den Zwischenraum – oder sie sind
verloren.
Kotranow wußte, daß es nun an der Zeit war, der ALTAI mittels Richtfunkspruch die genaue
Position der ANDROTEST bekanntzugeben. Er gab den entsprechenden Befehl.
Sekunden später wurde für kurze Zeit
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