Silberband 024 - Die Para-Sprinter
Reaktionen waren Menschen durchaus verständlich. Grek-1 hatte ein Unternehmen
geleitet, das beispiellos in der menschlichen Geschichte war. Vielleicht würde man später einmal
Ähnliches zu leisten haben, wenn man nach Andromeda gelangte. Und dabei sollte Grek-1 den
Menschen helfen.
Grek-1 rührte sich noch immer nicht. Er sah Rhodan an. Dann, nach langen Sekunden, sagte
er:
»Sie haben meine Bedingungen erfüllt, wie es sich für ehrenhafte Gegner geziemt. Auch ich
werde mein Wort halten, auch wenn ich es nicht direkt gab. Ich werde nicht den Tod suchen,
sondern Ihr Gast sein, bis sich mir die Gelegenheit bietet, Abschied zu nehmen. Ob Sie es dann
Flucht nennen werden oder nicht, habe ich nicht zu entscheiden. Es wird Ansichtssache sein.«
»Wir danken Ihnen. Um Ihr Schiff werden wir uns kümmern.«
»Das ist leider nicht mehr möglich«, erwiderte Grek-1. »Der Zerstörungsimpuls ist bereits
ausgelöst. In etwa einer Stunde wird es nicht mehr existieren. In wenigen Minuten werden zwanzig
Beiboote das Schiff verlassen. An Bord dieser Beiboote wird sich die Besatzung meines Schiffes
befinden. Sie hat den Auftrag, eine geeignete Welt anzufliegen und dort zu landen. Sie stellen
für die Terraner keine Gefahr dar. Ich bitte Sie, sie unbehelligt abziehen zu lassen.«
Rhodan blickte Grek-1 ungläubig an, dann drehte er sich um und betrachtete den Bildschirm.
Noch war das riesige Schiff deutlich zu erkennen. Nicht das geringste deutete darauf hin, daß die
Katastrophe bereits eingeleitet war. Schließlich wandte er sich wieder an Grek-1.
»Ich verspreche Ihnen, daß wir die Beiboote ziehen lassen werden. Aber warum, um alles in der
Welt, wollen Sie Ihr Schiff vernichten?«
»Ich habe meine Gründe«, erklärte der Maahk. »Akzeptieren Sie bitte, daß ich bereit bin, mich
Ihnen anzuvertrauen. Aber ich darf nicht zulassen, daß Ihnen auch noch die technischen
Einrichtungen oder gar die Multiduplikatoren meines Schiffes in die Hände fallen!«
Rhodan nickte nachdenklich. Natürlich, vom Standpunkt des Maahks betrachtet, handelte dieser
richtig. Er wandte sich erneut dem Bildschirm zu.
In der Zentrale herrschte bedrücktes Schweigen. Jeder harrte der kommenden Dinge. Und diese
ließen nicht lange auf sich warten. Zehn Minuten vor Ende der Frist verließ ein Pulk von zwanzig
bleistiftförmigen und einhundert Meter langen Beibooten das Mutterschiff und verschwand in den
Tiefen des Alls. Man vertraute auf die Zusage von Grek-1, daß sie auf irgendeiner Methanwelt
landen würden, um dort darauf zu warten, daß man sie eines Tages abholen und in die Heimat
zurückbringen würde. Die Solare Abwehr würde sie unauffällig überwachen, bis dieser Tag
vielleicht einmal kam.
Kurze Zeit später vollzog sich der letzte Akt der Ereignisse.
Von einer Sekunde zur anderen verwandelte sich das schwarze Raumschiff aus einer anderen
Galaxis in eine künstliche Sonne.
Als der flammende Ball erlosch, trieb nur noch eine fahl glühende Wolke neben der CREST
her.
Grek-1 hatte das Schauspiel nur mit den rückseitigen Augen beobachtet, mit den anderen beiden
hatte er auf Rhodan und seine Reaktion geachtet.
»Es tut mir leid«, sagte er schließlich. »Mir blieb keine andere Wahl, wenn ich nicht zum
Verräter werden wollte. Ich durchbreche ohnehin alle Traditionen, wenn ich noch lebendig hier
stehe. Darf ich nun darum bitten, in meine Kabine geführt zu werden.«
Rhodan nickte. Sein Gesicht war unbewegt.
»Wir werden im Rahmen des Möglichen jeden Ihrer Wünsche erfüllen«, versprach er. »Wir haben
eine Interkomanlage in die Kabine eingebaut. Sie können jederzeit mit mir Verbindung aufnehmen.
Ich …« Rhodan zögerte, dann fuhr er im gleichen Tonfall fort: »Ich danke Ihnen, Grek-1.
Terra hat in den vielen tausend Jahren seiner Geschichte noch nie einen solchen Gegner
gehabt.«
»Und ich begreife, warum wir verlieren mußten«, sagte Grek-1 und folgte Atlan, der ihn aus der
Zentrale hinausführte.
Rhodan sah hinterher, schweigend und mit zusammengepreßten Lippen.
Gucky stand neben ihm. Sein Gesicht war ungewohnt ernst.
»Er hatte noch nie vor einem Lebewesen solchen Respekt gefühlt wie vor dir, Perry«, sagte er
langsam. »Nur darum tötete er sich nicht.«
Rhodan nickte. Seine Hände verkrampften sich.
»Mir geht es ähnlich. Ich habe Angst, Gucky, richtige Angst. Wenn sie alle so sind, werden wir
niemals nach Andromeda gelangen.«
Gucky schüttelte den Kopf.
»Das Gegenteil kann
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