Silberband 024 - Die Para-Sprinter
ganz und gar nicht zu denken. Die Gravitationsprojektoren liefen mit halber
Dauerleistung. Wir konnten uns sicher bewegen.
Wir hatten uns durch den Transmitter gemogelt, um schließlich in die ›Vorhöhle‹ des Löwen
vorzustoßen. Sie durchmaß viertausend Lichtjahre und enthielt Millionen Sterne, von denen wir
keinen einzigen kannten.
Die astronomische Station ersetzte die übliche Hyperortung. Man peilte zahlreiche Sterne an
und versuchte eine erste Katalogisierung von besonders prägnanten Sonnen.
Die fehlgeschalteten Maahkroboter gingen immer noch ihrer unsinnigen Tätigkeit nach. Wir
wollten sie so lange laufen lassen, bis sie von selbst ihren Dienst einstellten. Wenn wir noch
einmal untersucht werden sollten, durfte es in dieser Hinsicht keine Pannen geben.
Die Besatzungen hatten einige Stunden geschlafen, um sich von den Anstrengungen der letzten
Stunden zu erholen. Jetzt waren die Männer ausgeruht.
Die Stabsbesprechung war vor einer halben Stunde beendet worden. Rhodan wollte sich an die
ursprüngliche Planung halten und wenigstens drei Tage lang im freien Fall in den Raum
hinausstreben.
Dann wollte er die Geschwindigkeit des Satelliten auf fünf Prozent Licht erhöhen. Nach
weiteren drei Tagen sollte die ANDROTEST III ausgeschleust und unter Begleitschutz von einem
Superschlachtschiff bis zu den Grenzen des Zwergnebels gebracht werden.
Zuvor war es jedoch notwendig, Trojas Flugbahn exakt festzulegen und eine markante Sonne als
Zielpunkt zu bestimmen.
Troja mußte jederzeit gefunden werden können. Wenn die Bahnbestimmung vollendet war, sollten
die Männer der ANDROTEST starten, die vierhunderttausend Lichtjahre bis zum
Schrotschußtransmitter mit eigener Kraft überwinden und dort Bericht erstatten.
Das war, wie gesagt, der umfassende Plan. Vorerst mußten wir uns weit genug vom Beta-Dreieck
entfernen, um unangenehmen Überraschungen aus dem Wege zu gehen. Tolot hatte jedoch mit
hundertprozentiger Sicherheit errechnet, daß uns von der Wachbesatzung keine Gefahr mehr drohte.
Wir waren unerkannt durch ihre Netze geschlüpft.
Die Mutanten hatten an der Besprechung ebenfalls teilgenommen. Nur Gucky war erwartungsgemäß
noch nicht in Form. Er klagte über bohrende Kopfschmerzen. Unsere medizinischen Spezialisten
kümmerten sich um den Kleinen.
Ansonsten war alles in Ordnung, die Festigkeitsüberprüfung des Satelliten hatte keinen Anlaß
zu Beanstandungen geboten. Die statischen Berechnungen hatten sich in der Praxis bewährt.
Abgesehen von Guckys Gesundheitszustand gab es jedoch zwei Dinge, die mich beunruhigten. Ich
schwieg darüber, um nicht schon wieder als Nörgler aufzutreten.
Es gefiel mir nicht, daß wir blind und taub durch eine unbekannte Kleingalaxis trieben. Die
optische Bilderfassung war unzureichend. Wir konnten eigentlich überhaupt nichts erkennen.
Ich sah jedoch ein, daß wir unsere Hyperortungsgeräte nicht einsetzen durften, um die Umgebung
abzusuchen. Wir wären ganz sicher eingepeilt worden. Für Hyperwellen waren wir längst noch nicht
weit genug vom Beta-Dreieck entfernt.
Dieser Zustand war leider nicht zu ändern. Er beunruhigte mich trotzdem. Wir würden ein
näherkommendes Fremdschiff erst im letzten Augenblick mit den Außenbordkameras ausmachen können.
Wenn wir Glück hatten, konnten wir es auf der Infrarotbasis schon früher sehen; aber auch dann
wäre es auf alle Fälle zu spät gewesen, unsere fünf Imperiumsriesen noch in den Raum zu
bringen.
Der zweite Grund für meine Unrast war Grek-1. Er war nervös und fahrig. Ich erkannte es nur
gefühlsmäßig.
Einem Maahk kann man nicht ansehen, was ihn bewegt. Grek-1 beteiligte sich auffallend wenig an
den Gesprächen. Während der Stabsbesprechung hatte er sich so zurückgehalten, daß mein Mißtrauen
geweckt worden war.
Kurz darauf hatte ich den Chef des terranischen Mutantenkorps, den Telepathen John Marshall,
gebeten, Greks Bewußtseinsinhalt zu sondieren.
John hatte es erfolglos versucht. Grek hatte sich abgeschirmt.
Ich war noch argwöhnischer geworden, obwohl mir mein Logiksektor mitgeteilt hatte, es bestünde
kein Grund, Grek für einen Verräter zu halten. So weit dehnte ich meinen Verdacht auch nicht aus.
Greks Angaben über die hiesigen Verhältnisse hatten sich bisher als wahr erwiesen. Ich tippte auf
ganz andere Dinge.
Litt er etwa unter Depressionen? Hatte er mit schmerzhafter Klarheit erfaßt, daß er an Bord
dieses Flugkörpers im Grunde genommen überflüssig
Weitere Kostenlose Bücher