Silberband 024 - Die Para-Sprinter
Atlan näherte sich Rhodan dem Duplo.
Rhodan wußte, daß jetzt der entscheidende Augenblick gekommen war. Noch besaßen sie keine
Gewißheit, ob die Tiefnarkose ausreichte, um die Selbstmordkonditionierung des Duplos
lahmzulegen.
Entschlossen beugte sich Rhodan über den bewußtlosen Doppelgänger Tronar Woolvers. Mit einem
Griff öffnete er den Kombi-Gürtel. Er zog ihn unter Woolvers Körper hervor.
Nichts geschah. Woolver zeigte keine Reaktion.
»In Ordnung, Doc«, sagte Rhodan. »Halten Sie ihn unter Tiefnarkose.«
Zusammen mit Atlan verließ er das Behandlungszimmer.
Sie gingen in Lathams Büro. Dort wartete Allan D. Mercant auf sie. Rhodan warf den Gürtel auf
den Tisch. Mercant ergriff ihn und untersuchte einen Augenblick die Schnalle. Sie öffnete sich,
als er auf zwei Nieten drückte. Ein fingerhutgroßer Gegenstand lag im Hohlraum der Schnalle.
Mercant nahm ihn vorsichtig aus dem Versteck und legte ihn auf den Tisch.
»Hier haben wir den Sender«, sagte er.
»Wir werden ihn genau untersuchen müssen«, erklärte Rhodan. »Er muß getestet werden. Außerdem
benötigen wir seine Symbolgruppen, damit wir sie für Rakal Woolver in verständlicher Form
aufzeichnen können.«
Gemessen an der Größe der Hypersender innerhalb der terranischen Schiffe, die fast einen
ganzen Raum einnahmen, bildete der Mikrosender des Duplos ein technisches Wunder. Der Sender war
für Rhodan der Beweis, daß die Maahks auch auf diesem Gebiet den Terranern überlegen waren.
Rhodan ergriff den Sender und legte ihn in eine Schatulle, die er einsteckte.
»An Bord der CREST gibt es Spezialisten, die sich damit beschäftigen können«, sagte er.
»Inzwischen kann Atlan sich um Rakal Woolver kümmern.«
»Das bedeutet, daß du zur CREST zurückkehren willst«, stellte Atlan fest.
Rhodan nickte. »Im Augenblick werde ich hier nicht gebraucht. Auch Sie nicht, Allan. Es
genügt, wenn Atlan bei seinem ›Privatmutanten‹ ist.«
Atlan überging den Spott. Rhodan reichte ihm den Gürtel des falschen Woolver. »Du kannst ihn
Latham übergeben.«
Sie verabschiedeten sich. Rhodan begab sich zusammen mit Mercant zum Landefeld, wo sie in die
startbereite Space-Jet kletterten, die sie zur CREST II zurückbringen würde.
»Ich beginne an ein Gelingen unseres Planes zu glauben«, sagte Mercant, als sich die Jet vom
Boden abgehoben hatte.
Rhodan klopfte gegen die Schatulle in seiner Tasche.
»Hoffentlich versuchen die Maahks nicht, Verbindung zu ihrem Agenten aufzunehmen, bevor Rakal
den Sender hundertprozentig bedienen kann.«
»Vertrauen wir darauf, daß sie auf eine Nachricht des Duplos warten«, meinte Mercant.
»Schließlich ist es zu riskant für sie, wenn sie versuchen, von sich aus mit Tronar Woolver in
Funkverkehr zu treten.«
»Glauben Sie, daß Rakal Woolver einem Einsatz an Bord des Maahkschiffes psychisch gewachsen
ist?« fragte Rhodan. »Der Tod seines Bruders hat ihn stark mitgenommen. Es ist durchaus möglich,
daß seine Nerven versagen.«
Mercant meinte dazu: »Rakal ist im Augenblick unser einziger Trumpf in diesem Spiel.«
»Die Maahks besitzen eine ganze Menge Trümpfe«, gab Rhodan zu. »Ich befürchte, daß sie uns
noch sehr in Bedrängnis bringen werden.«
»Es scheint sich bei unseren Gegnern um eiskalte Rechner zu handeln«, erwiderte Mercant. »Das
ist einesteils gefährlich, kann aber auch ein Vorteil für uns sein. Die Maahks werden nur dann
mit ihrer Invasion beginnen, wenn sie sicher sein können, daß sie Erfolg haben werden.«
Rhodan lächelte. »Sehr tröstlich klingt das auch nicht, Allan.«
Mercant runzelte die Stirn. »Wollen Sie etwas Tröstlicheres hören?«
»Gibt es denn etwas?«
»Ich bin überzeugt davon, daß Rakal Woolver Erfolg haben wird«, sagte Mercant.
17.
Einige Tage später …
Es gibt genügend terranische Wissenschaftler, in deren Büchern die Maahks als das geschildert
werden, was sie am wenigsten sind: blutdürstige Ungeheuer, die, vom Machtrausch besessen, jedes
andere Volk vernichten wollen. Niemand sollte einen Wissenschaftler am Veröffentlichen seiner
Meinung, und sei sie noch so verkehrt, hindern, aber niemand sollte solchen Berichten eine
besondere Bedeutung beimessen.
Die Maahks waren weder blutdürstig noch besessen. Sie waren die Angehörigen eines Volkes, das
sich keine Sentimentalitäten leisten konnte, und als solche eiskalte Logiker, die jeden Vorteil
für sich ausnutzten.
In ihrem ersten Krieg, den sie um die Milchstraße
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