Silberband 026 - Kontrollstation Modul
in zwei Existenzebenen denken und handeln. Die eine
Existenzebene war rein imaginärer Natur. Es gab sie nicht wirklich, sondern sie wurde dem
Betreffenden nur vorgegaukelt. Während er sich durch ›seine‹ Traumwelt bewegte, existierte er
gleichzeitig körperlich in der wirklichen Welt. Das Eigenartige und gleichzeitig Beruhigende an
dem Vorgang war, daß der Betreffende sich so innerhalb seiner Traumwelt ›bewegte‹, daß alle seine
Handlungen mit den Fakten der realen Welt übereinstimmten. In dieser Hinsicht konnte man die
Illu-Kristalle als harmlos einstufen.
Außerdem war es einem Mutanten oder einem geistig besonders geschulten ›normalen‹ Menschen
möglich, seinen Geist gegen die Einflüsse des Kristalls abzuschirmen. Sogar Menschen, die sich
bereits im Banne des Kristalls befanden, wurden sofort daraus entlassen, wenn sie sich ihres
›Traumes‹ bewußt wurden.
Deshalb sprach Gucky nicht mehr gern von seinem Erlebnis. Er, der infolge seiner ausgeprägten
Parabegabung in der Lage sein sollte, den Einfluß des Kristalls mühelos abzublocken, war wie ein
Säugling in die Falle getappt. Freilich mußte man ihm zugute halten, daß er auf der Dunkelwelt
niemals die Anwesenheit eines Illu-Kristalls vermuten konnte. Greenish-7 war 14.840 Lichtjahre
von der Welt im Leerraum entfernt. Der Mausbiber war überrascht worden, wie wahrscheinlich jeder
andere auch überrascht worden wäre.
Die Frage, wie ein solcher Kristall auf die Dunkelwelt gekommen sein konnte, bewegte Rhodan
mehr, als er sich selbst eingestand. Unwillkürlich versuchte er eine Verbindung zwischen beiden
Welten zu konstruieren. Es gelang ihm nicht.
Offenbar hatte er so intensiv gedacht, daß sein mentaler Abschirmblock durchlässig geworden
war. Gucky nickte ihm jedenfalls ernsthaft zu. Dabei wäre er beinahe von Tolots Schulter
gefallen.
»Sachen gibt's, die gibt's gar nicht!« piepste er mit seiner hohen Stimme. »Zerbrich dir nicht
weiter den Kopf darüber. Ich werde schon noch herausbekommen, was es mit den Illu-Kristallen auf
sich hat.«
Perry Rhodan verzichtete darauf, den Mausbiber wegen seiner telepathischen Lauscherei zu
tadeln. Er schüttelte nur ablehnend den Kopf.
»Gar nichts wirst du tun«, sagte er. »Ich werde dich tatsächlich dort hinunter schicken, aber
nur unter einer Bedingung: Du kümmerst dich zuerst nur um Henderson und seine Männer. Außerdem
wirst du nicht von hier aus direkt zur Dunkelwelt teleportieren, sondern von Bord einer
Space-Jet, die dich unmittelbar über die Oberfläche des Planeten bringen wird. Ich halte dies für
notwendig, da du eine ganze Menge Ausrüstungsmaterial mit dir schleppen wirst, so daß mir eine
Teleportation über die jetzige Distanz zu riskant scheint. Verstanden?«
Gucky ließ seinen Nagezahn blitzen, hatte ihm doch Rhodan soeben eröffnet, daß sein Einsatz
unmittelbar bevorstand.
»Jawohl! Aber überlege es dir nicht zu lange. Henderson dürfte ganz schön in der Tinte
sitzen.«
Perry Rhodan brummte etwas von vulgären Ausdrücken, ließ sich jedoch nicht näher über dieses
Thema aus.
»Selbst wenn Henderson nicht dort ›unten‹ wäre, müßten wir schnell handeln. Es steht fest, daß
die Fabrikationsstätte der Energiesphären und ihrer monströsen Piloten auf der Dunkelwelt zu
finden ist. Hierher ist die geraubte Substanz des Urplasmas verschleppt worden. Wenn wir diese
Höllenküche nicht schnellstens stillegen, gibt es bald keinen einzigen Planeten mehr in
Andro-Beta. Aber noch können wir nicht massiv vorgehen, ohne das Leben der fünf Vermißten zu
gefährden. Abgesehen davon möchte ich wissen, was dort ›unten‹ wirklich vorgeht und wer diese
Kontrollstation der Meister der Insel leitet.«
»Wahrscheinlich nur Roboter, wer sonst!« fiel Gucky abfällig ein.
»Nein«, sagte Tolot. »Roboter würden den Sphärenangriff auf unsere Schiffe so lange
fortgesetzt haben, bis sie uns entweder vernichtet oder vertrieben hätten. Nur ein organisches
Gehirn kann sich trotz taktischer Nachteile für eine defensive Strategie entscheiden.«
Perry Rhodan blickte noch einmal auf die von den Sphären beleuchtete Welt. In seinen Augen
brannte das Feuer des Wissenden, der sich seiner relativen Unwissenheit nur zu gut bewußt
ist.
»Wir werden es schon noch herausbekommen«, murmelte er. Die Frage, was er damit gemeint hatte,
blieb unbeantwortet im Raum stehen. Nur Gucky, der einen winzigen Zipfel von Rhodans Gedanken
erespert hatte,
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