Silberband 026 - Kontrollstation Modul
sogar völlig loyal und im Sinne meiner Unterdrücker handeln.
Doch das alles mußte schnell gehen. Die Meister durften keine Gelegenheit
erhalten, ihre Spione zu retten oder ihren Tötungsbefehl zurückzunehmen.
Die ganze Entwicklung schien jedoch darauf hinzudeuten, daß sowohl die erste
Version beibehalten als auch die Aktion der Spione durchgeführt werden konnte. Diese fremden
Wesen aus einem Hilfsvolk der Meister verfügten anscheinend über Waffen, die sie für meine Mittel
unangreifbar machten.
Oh, ich konnte durchaus mit den Eindringlingen fertig werden! Doch dann hätte
ich eines meiner sorgsam gehüteten Geheimnisse verraten müssen. Die Meister der Insel ahnten
nicht, daß ich auch außerhalb des hypnomechanischen Einflusses des Sphären-Lenkraums bewußt meine
Gabe der Energie-Transformation einsetzen konnte …
Aber mußte ich überhaupt zu diesem Mittel greifen?
Mir fiel eine andere Möglichkeit ein. In der Kontrollstation existierte eine
Sicherheitsschaltung. Sie wurde wirksam, sobald mehr als zwei Drittel der Kampfroboter ausfielen.
In einer solchen Situation würde Modul sich in eine gigantische Falle verwandeln. Leider
entglitten die Ereignisse dann meiner Kontrolle.
Ich grübelte noch, als das Heulen der Biobänke mich wieder an meine verhaßte
Arbeit rief. Neue Ungeheuer mußten belebt werden.
Doch das Signal schien eine Blockierung in meinem Denken beseitigt zu haben.
Plötzlich wußte ich, daß es eine Möglichkeit gab, die Falle in Aktion treten zu lassen und
gleichzeitig eine Kontrolle der Ereignisse auszuüben. Ich mußte ja die erforderlichen zwei
Drittel der Kampfroboter nicht wirklich ausfallen lassen. Für meine Zwecke würde es genügen, eine
neue Störung in den Wandlerbatterien herbeizuführen, wie ich es bereits einmal getan hatte. Die
Streustrahlung mußte so stark werden, daß die meisten positronischen Steueranlagen
ausfielen – und damit auch die Gehirne der Roboter. Sobald ich es für richtig hielt,
brauchte ich nur die entsprechenden Wandlerbatterien stillzulegen, und schon würde die Falle
desaktiviert.
Das Heulen der Biobänke machte mich nervös. Bebend vor zorniger Erregung
schaltete ich die Akustik ab. Es wurde still in meinem Kontrollraum. Mir kam gar nicht zum
Bewußtsein, welches Verbrechen ich in den Augen der ›Meister‹ begangen hatte. Noch niemals war es
mir eingefallen, die Produktion zu blockieren.
Aber in jenen Augenblicken dachte ich nur noch an meinen verwegenen
Plan …
Eben noch hatte der Schein der Helmlampe sich in glitzerndem Eis gebrochen –
im nächsten Augenblick schlug völlige Dunkelheit gleich einer Woge über Finch Eyseman
zusammen.
Finchs Reaktion kam mit der Präzision einer Automatik. Er schaltete den Prallfeldschirm seines
Kampfanzuges ein. Den Antigravprojektor getraute er sich jedoch nicht zu aktivieren. Bevor er es
nicht besser wußte, mußte er annehmen, sich immer noch in rasender Fahrt durch den abschüssigen
Gang zu befinden. Plötzliches Anhalten oder auch nur eine Verzögerung konnte zur Folge haben, daß
ein Hintermann mit furchtbarer Wucht gegen ihn prallte.
Es vergingen einige bange Minuten, die Finch wie Ewigkeiten vorkamen. Wenigstens vermochte er
das Leuchtzifferblatt seiner Uhr zu erkennen, so daß er einen Maßstab für die Zeit besaß. Nur der
Helmscheinwerfer funktionierte nicht mehr. Das heißt, er strahlte wohl noch Licht aus, aber der
Lichtkegel endete sehr abrupt dort, wo vor Minuten noch blankes Eis gewesen war. Eyseman
überlegte, woraus ein Stoff bestehen müsse, der das Licht völlig schluckte. Eine so vollkommene
Schwärze herrschte vielleicht im Innern eines Dunkelnebels; aber auch da hätte man wenigstens
etwas von dem lichtschluckenden Staub sehen können.
Erst nach vier Minuten kam Finch auf den Gedanken, über Helmfunk nach seinen Kameraden zu
rufen. Er machte sich allerdings von Anfang an keine Illusionen. Wenn die Funkverbindung noch
funktionierte, hätte er längst einen Ruf auffangen müssen. Es war nicht anzunehmen, daß die
anderen ebenso lange damit gewartet hatten wie er.
Der vollständige Mißerfolg bestätigte seine Vermutung: Es gab keinen Funkkontakt mehr.
Angesichts der grünleuchtenden Funkkontrollampe zog der Leutnant den naheliegenden Schluß, daß
er entweder sehr weit von den Gefährten entfernt war oder daß etwas zwischen ihm und ihnen lag,
das die Funkwellen schluckte.
Zwei Minuten später wagte er es, den Antigravprojektor
Weitere Kostenlose Bücher