Silberband 026 - Kontrollstation Modul
einzusetzen. Äußerst behutsam bremste
er sein Dahingleiten ab, bis die Kontrollen ihm anzeigten, daß er still und fast schwerelos auf
der Stelle schwebte.
Finch hielt den Atem an. Wenn die anderen ihre Gleitfahrt nicht ebenfalls abgebremst hatten
und sich noch in dem Eisstollen befanden, mußte der Aufprall jetzt erfolgen. Nein, sagte er sich
gleich darauf: Dann wäre der Aufprall längst erfolgt. Also war er allein in dem Stollen. Die
Gefährten mußten in einen Nebenstollen geraten sein. Oder er war irgendwo anders!
Eyseman erkannte, daß er mit Überlegungen nicht weiterkam. Solange er reglos auf einer Stelle
schwebte, würde er niemals erfahren, wo er sich befand und wie es weitergehen sollte. Vorsichtig
betätigte er die Steuerung des Antigravprojektors. Inmitten der Energiehülle begann er nach unten
zu sinken. Gespannt verfolgte er den Leistungsmesser. Nur daran konnte er einigermaßen sicher
feststellen, welche Strecke er in einer bestimmten Richtung zurücklegte. Alle anderen
Orientierungsmittel versagten.
»Zwei Meter … drei … vier … zehn … fünfzehn … zwanzig …«
Verblüfft brach Finchs Stimme ab. Schweiß trat ihm auf die Stirn, als er auszurechnen versuchte,
wie tief er zwischen dem Augenblick gefallen war, als die Eiswände verschwanden, und dem Moment,
in dem er den Antigrav einschaltete.
Einige hundert Meter – oder einige Kilometer …?
Entschlossen schaltete er den Antigravprojektor auf AUFWÄRTS. Zu seiner maßlosen Verblüffung
prallte er bereits nach fünfundzwanzig Metern gegen ein Hindernis. Finch wurde heftig
durchgeschüttelt, blieb aber unverletzt. Nur seine Gedanken begannen in Verwirrung zu geraten.
Die bisherigen Ergebnisse seiner ›Auslotungsversuche‹ widersprachen jeder Logik.
Der Terraner wurde plötzlich von unbändigem Zorn erfüllt. Ohne jede Überlegung schaltete er
auf Horizontalflug um und beschleunigte voll. Erst nach zehn Minuten kam ihm die grobe
Fahrlässigkeit seiner Handlungsweise zu Bewußtsein. Wenn in seiner Flugrichtung ein festes
Hindernis gewesen wäre, hätte es unbedingt einen tödlichen Aufprall gegeben.
Schlagartig kehrte die ruhige Überlegung zurück. Die erste Krise war überwunden. Finch Eyseman
behielt die einmal eingeschlagene Flugrichtung bei, drosselte jedoch die Geschwindigkeit auf
zwanzig Stundenkilometer.
Fünf Minuten später gratulierte er sich zu diesem Entschluß. Vor ihm tauchte aus der
tiefschwarzen grundlosen Dunkelheit ein gelblich schimmernder Lichtfleck auf. Finch war sich
bewußt, daß dort statt der Freiheit ebensogut eine neue Gefahr lauern konnte. Aber selbst hundert
Androidenmonstren hätten ihn nicht davon abgehalten, auf den gelben Fleck zuzufliegen.
Der Lichtfleck wurde rasch größer. Eyseman verringerte seine Fluggeschwindigkeit erst auf zehn
und kurz danach auf fünf Stundenkilometer. Aus dem gelben Fleck schälten sich die Konturen eines
strahlenden Ringes heraus – und hinter dem Ring glänzten marmorweiß und verheißend die
Schollen und Quader einer Eislandschaft.
Finchs Zweifel schwanden. Woraus auch immer der gelbschimmernde Ring bestand, er war das Tor
zur Oberwelt. Dort draußen würde sich die Eisfläche des Dunkelplaneten dehnen, erhellt von dem
Licht der strahlenden Sphären. Und vielleicht waren die Gefährten lange vor ihm dort
angekommen.
Eyseman schoß durch das ›Tor‹ hindurch – mitten hinein in eines der seltsamsten und
gefährlichsten Abenteuer, die Menschen je bestanden hatten …
Verwundert drehte der Mausbiber sich im Kreise. Die eingeschaltete Helmlampe
beleuchtete glatte Eiswände, einen nicht minder glatten Boden und zwei Stollenmündungen.
Nur von den Vermißten war nichts zu sehen.
Schon wollte der Mausbiber seinen Helmsender einschalten, als sein Blick auf eine der
Stollenmündungen fiel. Erst jetzt sah er, daß dieser Gang ziemlich steil nach unten führte –
und daß an seinem Rand Kratzer wie von schweren Stiefeln waren.
Er überlegte, ob er den Männern auf dem gleichen Wege folgen sollte. Doch dann verzichtete er
darauf. Eine Rutschpartie auf glattem Eis war nicht nach seinem Geschmack. Außerdem hätte das
lange, sperrige Energiegewehr ihn dabei behindert.
Erwartungsvoll entblößte er seinen einzigen Nagezahn und begann zu espern. Sekunden später
ließ er den Nagezahn wieder verschwinden. Sorgenfalten zeichneten sich auf seinem Stirnfell ab.
Einen einzigen Impuls hatte er auffangen können, und einen
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