Silberband 027 - Andromeda
kam herbei und half.
Gleichzeitig begannen über ganz Vircho die Sirenen zu heulen.
Gucky hatte die Augen geschlossen. Er atmete schwer. Er schien völlig erledigt zu sein.
»Eine Parafalle. Ich bin in eine Parafalle geraten.«
»Es kann keine Falle sein, oder du wärest nicht entkommen.«
»Eine Parafalle!« keuchte Gucky. »Teleporterabwehr. Jeder Teleporter wird automatisch an
seinen Ausgangspunkt zurückbefördert, aber nicht ohne Denkzettel. Vor einer halben Stunde kann
ich nicht springen.«
»Und Rhodan?« fragte Atlan noch einmal.
Gucky öffnete die Augen. Wut und Bedauern war in ihnen zu lesen.
Und ein ganz klein wenig Hoffnung.
»Er muß die nächsten dreißig Minuten überleben, sonst kann auch ich ihm nicht mehr
helfen …«
Atlan sah hinüber zur Insel.
Sie war plötzlich in helles Licht getaucht, das jede Einzelheit genau erkennen ließ. Auch über
der Stadt flammten Scheinwerfer auf.
Die Nacht wurde zum Tag.
Die Jagd auf die Eindringlinge begann.
Als das Heulen der Sirenen über der Insel nachließ, nahm Rhodan abermals Verbindung
mit Atlan auf. Die Funkwellen durchdrangen die Schutzschirme, wurden dabei aber so geschwächt,
daß Rhodan das Gerät dicht ans Ohr halten mußte, wenn er ein Wort verstehen wollte.
»Gucky ist in eine Parafalle geraten. Er muß sich erholen. Vor einer halben Stunde ist nicht
mit ihm zu rechnen. Wir können dir nicht helfen, Perry. Sobald Gucky wieder teleportieren
kann …«
»Keine Sorge, wir treffen uns beim Turm. In spätestens einer Stunde. Ich melde mich, wenn ich
Hilfe brauche. Schluß jetzt, es kommt jemand.«
Das positronisch gesicherte Schloß in der Tür summte, dann betraten die beiden Wachtposten die
Zelle. Hinter ihnen erschien der Tefroder, der Rhodan verhört hatte. Sein Gesicht drückte
Unwillen aus.
»Einer Ihrer Freunde, der kleine Teleporter, geriet in die Generatorhalle und löste den
Großalarm aus. Wir wollten Aufsehen vermeiden, aber nun haben Sie sich die Folgen selbst
zuzuschreiben. Um kein Risiko einzugehen, hat der Virth Ihr Todesurteil bereits bestätigt. Folgen
Sie mir.«
»Sie haben es sehr eilig«, sagte Rhodan. Er begriff nicht, warum sie ihn töten wollten. Was
hatten sie davon? Durch seinen Tod würden sie nichts erfahren. Wäre es nicht klüger, wenn sie ihn
noch verhörten? Oder hielten sie ihn für einen harmlosen und neugierigen Touristen, den die
Abenteuerlust gepackt hatte?
Dann allerdings konnten sie kaum hoffen, große Geheimnisse von ihm zu erfahren.
Die beiden Posten traten zur Seite und ließen Rhodan den Vortritt.
Das war ihr Fehler, und Rhodan hatte noch vor einer Sekunde nicht gehofft, daß es so einfach
sein würde.
Er ging zwischen den Wachen durch und gab ihnen dann gleichzeitig einen kräftigen Stoß, der
sie in die Zelle taumeln ließ. Der Polizeichef war viel zu überrascht, um einzugreifen. Rhodan
gab auch ihm einen Stoß, allerdings in entgegengesetzter Richtung. Er warf die Tür zu.
Automatisch schnappte das Sicherheitsschloß ein.
Rhodan nutzte die Überraschung und nahm dem Tefroder die kleine Handwaffe ab, die er im Gürtel
trug.
»Ihnen geschieht nichts, wenn Sie vernünftig sind. Bringen Sie mich nach oben und erklären Sie
mir, wie ich die Insel verlassen kann. Wenn uns jemand begegnet und Sie ein falsches Wort sagen,
schieße ich.«
Für den Tefroder war alles so schnell und überraschend gekommen, daß er jeden Widerstand
vergessen hatte. Er war gekommen, um den Delinquenten abzuholen, und nun war er selbst der
Gefangene. Nicht nur das. Man verlangte etwas von ihm, das er niemals erfüllen konnte.
»Es gibt keinen Weg von der Insel«, sagte er und ging voraus.
»Dann finden wir einen. Welche Stellung bekleiden Sie übrigens?«
»Nur der Virth entscheidet …«
»Das weiß ich. Sie sind Polizeioffizier?«
»Ich bin Kommandant der Sicherheitspolizei hier auf der Insel.«
»Dann sorgen Sie dafür, daß Sie es bleiben. Ja, dort in den Lift. Bringen Sie mich aus dem
Haus. Haben Sie einen Flugplatz auf der Insel?«
»Er wird Ihnen nichts nützen. Nur Spezialpersonal darf zum Festland fliegen, dort aber nicht
landen. Jetzt ist Großalarm. Das bedeutet, daß sich die gesamte Bevölkerung von Vircho innerhalb
vierzig Minuten in die Tiefbunker zu begeben hat. Dabei erfolgt die Automatkontrolle. Wenn die
vierzig Minuten vorbei sind, wird jede Person verhaftet, die auf der Oberfläche angetroffen
wird.« Er lachte kurz auf. »Und da glauben Sie, eine Chance
Weitere Kostenlose Bücher