Silberband 027 - Andromeda
zu haben …«
»Jedenfalls eine größere als noch vor wenigen Minuten.« Sie hatten den Flur erreicht, der zu
ebener Erde lag. »Bringen sie mich hier heraus, aber so schnell wie möglich. Und vergessen Sie
nicht, daß meine Waffe auf Sie gerichtet ist – vielmehr Ihre Waffe.«
»Ich muß zuerst in mein Büro, um mich abzumelden. Niemand darf ohne Abmeldung das Haus
verlassen. Befehl des Virth.«
Das konnte stimmen, konnte aber auch ein Trick sein. Rhodan hatte keine andere Wahl, als es
darauf ankommen zu lassen. Er ging dicht neben dem Polizeikommandanten her, bis sie ein gut
eingerichtetes Zimmer betraten. An den Wänden verrieten zahlreiche Bildschirme, daß hier alle
Fäden der Abwehr zusammenliefen. Rhodan sah einen Tefroder vor Nachrichtengeräten sitzen. Er
blickte kaum auf, als er die Eintretenden bemerkte.
Rhodan hatte die kleine Waffe in der Tasche verborgen und ließ den Polizeichef nicht aus den
Augen.
Die Abmeldung erfolgte an einer automatischen Registriermaschine. Der Tefroder drückte die
Handfläche gegen die Scheibe und wartete, bis ein Bildschirm aufleuchtete. Ein Zeichen erschien
darauf. Er drehte sich um.
»Erlaubnis erteilt. Wir können gehen.«
Sie verließen das Büro und standen wenige Minuten später auf der nun hell erleuchteten Straße.
Drüben auf dem Festland heulten noch immer die Sirenen und verkündeten höchste Alarmstufe. Die
Bewohner von Vircho eilten nun in die Bunker. Kapitän Watula von der IKUTU würde sich mit seiner
Mannschaft ebenfalls in einen Bunker begeben, um abermals überprüft zu werden.
»Ist es weit zum Flugplatz?« fragte Rhodan.
»Wir sind in zehn Minuten dort.«
Die Straßen waren leer. Ab und zu begegneten sie einer Streife, immer zwei oder drei
Polizisten, die respektvoll grüßten und kurze Mitteilungen machten. Niemand schöpfte Verdacht,
und der Inselkommandant benahm sich recht manierlich.
Fast ein wenig zu manierlich.
In der Luft war das Summen schwerer Energiegleiter. Sie flogen in Richtung Festland, um die
Kontrollaktionen zu unterstützen. Es stimmte also doch nicht ganz, daß niemand mehr die Insel
verlassen durfte, wenn er sie einmal betreten hatte. Wahrscheinlich aber war jedes Landen auf dem
Festland verboten.
Immerhin – die Insel konnte verlassen werden.
Ein Energiegitter sperrte das Flugplatzgelände hermetisch ab. Von nun an war jedes weitere
Vordringen mit Gewalt unmöglich. Wenn es eine Automatkontrolle beim Eingang gab, half auch keine
List mehr.
»Kommen wir hinein?«
»In meiner Begleitung jederzeit.« Der Tefroder war stehengeblieben. »Hören sie, ich weiß
selbst nicht, warum ich Ihnen helfe, denn ich riskiere mehr als nur meinen Kopf. Die Ausrede, Sie
hätten mich gezwungen, zieht beim Virth nicht.« Er betrachtete Rhodan, und dann umspielte ein
flüchtiges Lächeln seine Lippen. »Ich hatte schon mehr als dreimal Gelegenheit, Sie in eine Falle
tappen zu lassen. Ich habe es nicht getan. Irgend etwas ist an Ihnen – ich kann es nicht
erklären. Sie sind so … so anders, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Ich verstehe sehr gut. Aber ich kann und darf es Ihnen nicht erklären. Ich kann Ihnen nur
danken. Und glauben Sie mir, vielleicht kann ich eines Tages diese Schuld begleichen. Ich bin
sicher, wir sehen uns einmal wieder. Dies war nicht mein letzter Besuch auf Tefrod.«
»Es ist besser, wenn Sie niemals mehr wiederkommen. Die Umstände könnten anders sein, und
vielleicht würde ich Sie sofort töten lassen.«
»Warum sollten sich Ihre Gefühle ändern?«
»Auch das weiß ich nicht. Kommen Sie, da vorn ist der Eingang.«
Sie passierten die Sperre, ohne aufgehalten zu werden. Das Erscheinen des Polizeikommandanten
genügte vollauf, seinen Begleiter auszuweisen.
»Sie nehmen einen kleinen Zweimann-Gleiter. Werden Sie damit umgehen können?«
»Ich denke schon.«
Das konnte Rhodan ruhigen Gewissens behaupten, denn bei allen bisherigen Erfahrungen hatte
sich die Ähnlichkeit zwischen terranischer und tefrodischer Technik erneut herausgestellt. Warum
sollte das Prinzip des Energiegleiters anders sein?
Die Maschinen standen in langer Reihe unter einem Schutzschirm. Als der Kommandant eine
verborgene Kontrolle auf dem Boden betätigte, erlosch der Schirm.
Der Weg zum Festland war frei.
Rhodan wandte sich dem Tefroder zu.
»Nochmals vielen Dank. Werden Sie keinen Ärger haben, wenn ich fliehe?«
»Ich werde sagen, daß Sie ein Hypno sind. Damit ist alles
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