Silberband 027 - Andromeda
mit einem im Ärmel befindlichen Kontakt verbunden. Von diesem
Kontakt wiederum führte je ein fadendünner Leiter zu dem stecknadelkopfgroßen Mikrophon und dem
ebenso kleinen Lautsprecher im Helm.
»Perry Rhodan ruft Tolot und das Kommando auf der ASKAHA! Achtung, hier spricht Perry Rhodan!
Wer mich hört, wird aufgefordert, umgehend zu antworten!«
Danach wartete er.
Doch der Lautsprecher blieb stumm.
Perry dachte an die Mutanten, die sich ebenfalls auf dem Tefroderschiff befanden.
Gucky würde sich nicht überraschen lassen. Als Teleporter verfügte er immer über eine
Fluchtmöglichkeit. Doch auch Marshall, Goratschin und der USO-Spezialist Kasom waren nicht die
Männer, die sich ohne weiteres überrumpeln ließen. Ihre Fähigkeiten und ihre Erfahrungen machten
sie zu gefährlichen Kämpfern. Was den Modul Baar Lun anging, war sich Perry Rhodan nicht so
sicher. Zwar vermochte Lun Energieschüsse in feste Materie zu transformieren, aber seine
Erfahrungen im Kampf waren – verglichen mit denen der Mutanten und Kasoms – gleich
Null.
Warum antwortete keiner von ihnen auf seinen Ruf?
Und was war mit der fast unüberwindlichen Kampfmaschine Icho Tolot geschehen?
Cart Rudo hatte den Energiestrahl über den Telekom förmlich auf sich zukommen
sehen.
Danach war die Bildscheibe dunkel gewesen; der Empfänger hatte geschwiegen – bis auf das
Rauschen, das durch die starke Radiostrahlung des nahen Zentrums Andromedas hervorgerufen
wurde.
Der Epsaler war tödlich erschrocken gewesen. Doch er besaß genügend Erfahrung und
Kaltblütigkeit, um sich innerhalb einer Sekunde wieder vollkommen zu beherrschen.
Es gab Alarm! Leider war der Empfangstransmitter in der ASKAHA desaktiviert worden.
Rudo ließ fünf Einsatzkommandos zu je fünfzig Mann in Beiboote einsteigen und in Richtung
ASKAHA starten. Das Kommando über die ›Entsatz-Aktion‹ erhielt Major Don Redhorse.
Oberst Rudo bewies wieder einmal seinen guten Instinkt und seine Umsicht, indem er
gleichzeitig das Dritte Jagdgeschwader ausschleusen und in Warteposition rings um den Planetoiden
gehen ließ. Er selbst dirigierte die CREST III zur anderen Seite Runaways und beobachtete den
Verlauf der Entsatz-Aktion.
Er sah, wie der Korvettenverband Major Redhorses gleich einem Schwarm hungriger Raubvögel über
der ASKAHA kreiste.
»Sämtliche Schleusen sind geschlossen, Sir«, meldete Redhorse über Telekom.
»Die Frachtschleuse muß offen sein«, entgegnete Rudo. »Leutnant Hunha hat sie doch zerschießen
lassen, als er den Kreuzer enterte.«
»Nichts, Sir. Vielleicht von innen verschweißt. Ein geschickter Mann kann das mit einem
leistungsstarken Thermostrahler ohne weiteres schaffen. Soll ich mir gewaltsam Zugang
verschaffen?«
Der Oberst überlegte. Am taktisch klügsten wäre es gewesen, von jeder Korvette
Desintegratorbeschuß auf eine besondere Stelle der Außenhülle zu legen. Dann konnten die Tefroder
ihre Leute nicht an einer Stelle konzentrieren.
Aber diese taktische Klugheit wäre gleichzeitig eine strategische Dummheit gewesen. Fünf neue
Lecks in der Hülle hätten die Instandsetzung der ASKAHA noch weiter verzögert. Und mit jeder
verstreichenden Minute steigerte sich die Raumschlacht vor Atrun, wodurch die Entdeckungsgefahr
ebenfalls stieg.
»Sie müssen den schwereren Weg gehen, Don!« sagte Cart Rudo.
»Ich verstehe, Sir!« erwiderte Redhorse.
Dann verschwand Dons Abbild vom Telekomschirm.
Der Oberst holte die ASKAHA und ihre Umgebung mit Hilfe der Sektorvergrößerung heran. Deutlich
sah er jeden Kratzer auf der Stahlplastikhaut des Tefroderschiffes, und ebenso deutlich sah er
das dunkle Loch, wo eben noch eine geschlossene Geschützklappe gewesen war und die hell
schimmernde, spiralige Mündung, die sich daraus hervorschob.
Er hob die Fäuste, als der helle Desintegratorstrahl aus der Geschützmündung huschte.
An einer der Korvetten bildete sich ein rasch wachsendes Leck; Trümmerteile und Schwaden
molekularen Gases schossen in den Weltraum. Taumelnd sank das 60-Meter-Beiboot der Oberfläche des
Planetoiden entgegen.
Und Cart Rudo konnte nichts anderes tun als mit den Zähnen knirschen und die Fäuste schütteln.
Er durfte nicht das Feuer auf die ASKAHA eröffnen – denn damit hätte er das Leben von
fünfhundert Terranern und das Leben Perry Rhodans gefährdet.
Als das getroffene Beiboot hart auf dem Planetoiden aufschlug, glaubte der Oberst, das
Knirschen zerreißenden Metalls zu hören.
Weitere Kostenlose Bücher