Silberband 027 - Andromeda
Seine Hände umklammerten die Seitenlehnen des
Kontursessels, als wollten sie das Metallplastik zerdrücken.
Er atmete tief aus, als die Bodenschleuse des abgestürzten Beibootes sich öffnete und
Raumsoldaten in Druckanzügen auf die ASKAHA zurannten. Ein Thermogeschütz der Korvette gab
Feuerschutz. Die Männer wechselten sich im Feuern und Stürmen ab. Die Tefroder in der ASKAHA
schienen durch die plötzliche Wende völlig überrascht worden zu sein. Sie vermochten kein
Geschütz mehr auf die stürmenden Terraner auszurichten.
Statt dessen versuchten sie es mit ihren Leuten, die offenbar schon in der Frachtschleuse
gestanden hatten. Als die ersten Terraner noch etwa fünfzig Meter von der Schleuse entfernt
waren, glitten die Schotts beiseite, und eine Gruppe von etwa zwanzig schwerbewaffneten Tefrodern
begann, aus der relativen Sicherheit des Schleusenraumes heraus zu schießen.
Die stürmenden Raumsoldaten wären verloren gewesen, hätte der Mann hinter dem Paralysegeschütz
der Korvette nicht so rasch geschaltet.
Ein einziger Strahl löschte den Spuk aus.
Durch die Öffnung drangen die Terraner in die ASKAHA ein.
Cart Rudo atmete auf.
Die restlichen vier Korvetten kreisten immer noch über der ASKAHA und lenkten die
Feuerleitoffiziere des tefrodischen Kreuzers von dem beschädigten fünften Beiboot ab. Sie hatten
unterdessen ihre grünen HÜ-Schirme aktiviert und waren damit ausreichend gegen die Waffen des
Kreuzers geschützt. Allerdings mußten sie mindestens hundert Meter Abstand halten, um die ASKAHA
nicht zu beschädigen. Die Hochenergie-Überladungsschirme waren gefährlich, wenn man leichtsinnig
mit ihnen umging.
Oberst Rudo steuerte die CREST ein wenig näher an den Kreuzer heran.
Don Redhorse stand mit den Soldaten der notgelandeten Korvette in Verbindung und berichtete
seinerseits dem Kommandanten.
Alles sah besser aus, als der äußere Anschein hatte vermuten lassen. Die Terraner des
Untersuchungskommandos lebten zum größten Teil noch und setzten den mutig angreifenden Tefrodern
erbitterten Widerstand entgegen. Nur hatten es die Tefroder verstanden, auf einen Schlag
sämtliche Kommandostellen ihres Raumkreuzers zurückzuerobern. Die Hauptzentrale, die
Feuerleitzentrale, die Maschinenräume und die Lifts und Nottreppen wurden von ihnen beherrscht.
Unter John Marshalls Kommando hatte sich eine Einsatzgruppe gebildet, der unter anderen Kasom,
Goratschin und Noir angehörten. Diese Gruppe war dabei, sich schrittweise zu den Beiboot-Hangars
durchzukämpfen. Sie wollte verhindern, daß die Tefroder mit ihren Beibooten entkamen.
Atlan, Gucky und Kalak bildeten eine andere Gruppe. Sie versuchten, die Hauptzentrale
zurückzuerobern, jedoch waren sie bisher immer wieder zurückgeschlagen worden.
Nur eine Nachricht war mehr als alarmierend.
Niemand wußte, was mit Perry Rhodan und Icho Tolot geschehen war. Keiner hatte sie gesehen,
keiner sie gehört.
Während Perry Rhodan noch am Grund des Schachtes stand und sich den Kopf darüber
zerbrach, warum der Haluter sich nicht meldete, schlich sich etwas unbemerkt in seinen Geist und
zwang ihm seinen Willen auf.
Wenige Augenblicke später schaltete er das Armbandgerät aus. Mit ausdruckslosem Gesicht, steif
wie eine hölzerne Puppe und unnatürlich langsam wandte er sich um und trat durch die Öffnung, die
sich lautlos in der Wand gebildet hatte.
Er wunderte sich nicht darüber, daß er einen spiralförmig abwärts führenden Gang mit
sorgfältig geglätteten Wänden vorfand. Er fand auch nichts dabei, seinen Folienhelm zu öffnen,
nachdem sich die verborgene Tür hinter ihm wieder geschlossen hatte. Seine Lungen atmeten die
Atmosphäre – und vertrugen sie. Es war kühl, und die Luft war so dünn wie auf der Erde in
etwa dreitausend Meter Höhe; doch das schadete nichts.
Monoton hallten die Schritte Rhodans von den Wänden wider. Kristalle zerbröckelten unter
seinen Stiefeln, grüngelbe Wolken wirbelten auf und senkten sich nur langsam wieder zurück auf
den Boden.
Perry merkte nichts von alledem. Er stapfte mit gleichmäßigen Bewegungen den Spiralgang hinab.
Ein uneingeweihter Zuschauer hätte ihn für einen Roboter halten können.
Doch es gab keine Zuschauer – jedenfalls keine uneingeweihten.
Nach einiger Zeit – Rhodan wußte nicht, daß überhaupt Zeit vergangen war – wurde der
Gang eben. Einige Meter führte er horizontal weiter. Dann endete er abrupt vor einer silberweiß
glitzernden Wand.
Weitere Kostenlose Bücher