Silberband 029 - Der Zeitagent
hieß, führte uns zu einem von Pflanzen überwucherten Bunker.
»Hier können Sie wohnen«, sagte er. »Im Innern wird es ein bißchen verwahrlost aussehen, denn
der Bunker war bisher unbewohnt. Wir werden Ihnen jedoch bei der Einrichtung helfen.«
»Danke«, sagte Redhorse.
Roulos zog sich zurück, und wir standen allein und unbeachtet vor dem Gebäude, das wir in den
nächsten Tagen bewohnen sollten.
»Das war eine ziemlich knappe Begrüßung«, sagte ich. »Keiner der Lemurer scheint sich für
unsere Vergangenheit zu interessieren. Ich hätte erwartet, daß sie uns ausfragen.«
»Sie stehen im harten Lebenskampf«, erklärte Redhorse. »Ihre Art gefällt mir besser, als wenn
sie uns mit überschwenglicher Freundlichkeit begrüßt hätten. Ich bin überzeugt, daß sie uns
beobachten. Sie werden ihr gesundes Mißtrauen jedoch nicht zu erkennen geben.« Er kratzte
nachdenklich an seinem von Bartstoppeln bedeckten Kinn. »Früher oder später werde ich den
Lemurern sagen, wo wir herkommen.«
»Halten Sie das für richtig, Sir?« fragte Bradon bestürzt.
»Es gibt hier irgendwo Hyperfunkgeräte«, erinnerte Redhorse den jüngeren Offizier. »Wenn wir
sie benutzen wollen, müssen wir einen plausiblen Grund angeben. Warum sollten wir nicht erzählen,
daß wir mit einem lemurischen Schiff von einer Kolonie aus gestartet sind, um den Wega-Sektor zu
untersuchen? Alles andere können wir genauso erzählen, wie es sich in Wirklichkeit zugetragen
hat. Vielleicht sind die Lemurer von der Existenz der tefrodischen Station im Gletschergebiet
unterrichtet.«
»Ich schlage vor, daß wir uns zunächst einmal im Innern unserer neuen Behausung umsehen«,
mischte sich Papageorgiu ein. »Bestimmt erwartet uns eine Menge Arbeit.«
Wir entfernten Schlingpflanzen und Gestrüpp vor dem Bunker und legten die Tür frei. Redhorse
mußte das Schloß zerschießen, bevor wir eindringen konnten. Stickige Luft schlug uns entgegen.
Wir schalteten die Scheinwerfer ein.
Hinter uns betrat ein Lemurer den Raum.
»Baton schickt mich«, erklärte der junge Mann atemlos. »Ich soll Ihnen behilflich sein, Ihre
Wohnung in Ordnung zu bringen.« Er lachte verlegen. »Wir haben darin schon einige Erfahrung. Mein
Name ist Tebos.«
»Ich danke Ihnen«, sagte Redhorse.
Ich war mir darüber im klaren, daß Tebos nicht nur bei unserer Arbeit helfen, sondern uns auch
beobachten sollte. Noch vertrauten uns die Lemurer nicht. Ich konnte ihnen das nicht
verdenken.
Tebos, der einen eigenen Scheinwerfer besaß, schaltete die Energiezufuhr für den Bunker ein.
Sofort flammten die Deckenlampen auf. Der Raum, in dem wir uns befanden, war etwa vierzig
Quadratmeter groß. Seine gesamte Einrichtung bestand aus alten Maschinen, die mit durchsichtigen
Planen abgedeckt waren. Überall lag Staub.
»Die Klimaanlage funktioniert auch noch«, stellte Tebos stolz fest und schaltete das Gebläse
ein. »Die Maschinen stören Sie bestimmt nicht. Sie sind zum größten Teil unbrauchbar. Es wird
Ihnen nichts anderes übrigbleiben, als Ihre Möbel aus Holz selbst herzustellen. Das gilt auch für
die Betten.«
Doutreval rümpfte die Nase. »Zuerst muß der Dreck hinaus«, sagte er. »Ich habe keine Lust,
inmitten von Staubwolken zu schlafen. Vielleicht gibt es hier sogar die Vorfahren jener kleinen
Tierchen, die wir Wanzen nennen.«
Tebos blickte ihn verwirrt an. »Wanzen?« wiederholte er. »Was meinen Sie damit?«
»Nichts!« sagte Redhorse hastig und warf den schwarzhaarigen Funker einen warnenden Blick zu.
»Es war nur ein Spaß.«
Doutreval verstand den Hinweis. Wir durften durch nichts verraten, daß wir aus einer andern
Zeitepoche kamen. Das hätte nur zu unnötigen Verwicklungen geführt.
»Ist das Mädchen, das wir gerettet haben, verheiratet?« erkundigte sich Papageorgiu bei
Tebos.
»Verheiratet?« Der Lemurer blickte den Griechen verständnislos an. »Was heißt das?«
»Ich meine, ob sie einen Mann hat?« fragte Papageorgiu unsicher.
Tebos versteifte sich. Es war offensichtlich, daß ihm dieses Thema unangenehm war. Sicher
wußte er nicht genau, was er uns sagen durfte und was weiterhin der Geheimhaltung unterworfen
war.
Wir legten unsere Kampfanzüge ab und begannen mit der Reinigung des Raumes. Ich gestehe, daß
Tebos uns allen überlegen war. Er allein schaffte mehr Dreck ins Freie als wir zusammen. Zum
Schluß brachte er sogar zwei Eimer mit Wasser.
»Sie besitzen keinen eigenen Wasseranschluß«, sagte er
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