Silberband 029 - Der Zeitagent
aus den trichterförmigen
Blättern verschiedener Pflanzen schöpften. Während der Nacht hatte es wiederholt geregnet. Satt
und ausgeruht brachen wir auf. Redhorse beseitigte die Reste des Feuers. Papageorgiu und ich
vergruben die Überreste des Bibers.
Wir flogen los, dicht über die Riesenbäume des ausgedehnten Urwaldes hinweg. Zum erstenmal
sahen wir jetzt größere Tiere. Darunter ein Riesengürteltier und ein Riesenfaultier, das
bewegungslos an seinem Schlafbaum lehnte. Das Riesenfaultier war das größte Säugetier seiner
Epoche überhaupt, schwerer als ein Elefant und sechs Meter hoch, wenn es sich auf seine
Hinterbeine erhob.
Nachdem wir den Dschungel überquert hatten, hielten wir uns wieder dicht an der Küste.
Redhorses Vermutung, daß Lemuria im Pazifik verschwunden war, schien den Tatsachen zu
entsprechen, denn wir entdeckten nicht die geringste Spur dieses gewaltigen Kontinents.
Don Redhorse befahl uns, das Tempo zu verlangsamen.
»Seht ihr dort vorn das Hochplateau?« fragte er uns. »Wenn mich nicht alles täuscht, befindet
sich dort die Ruinenstadt Makata. Die einzelnen Gebäude sind von allen möglichen Pflanzen
überwuchert, aber trotzdem noch gut erkennbar.«
Redhorse besaß gute Augen, aber auch ich konnte jetzt die Überreste einer einstmals großen
lemurischen Stadt auf dem vor uns liegenden Hochplateau erkennen. An drei verschiedenen Stellen
stiegen Rauchsäulen in den dunstigen Himmel.
»Dort liegt unser Ziel«, sagte Redhorse. »Wir wissen nicht, ob wir als Freunde empfangen
werden, deshalb ist äußerste Vorsicht geboten. Wir werden …«
Der Rest seiner Worte ging im Knacken des kleinen Funkgerätes unter. Hastig schaltete Redhorse
den Verstärker ein und drehte an den Einstellknöpfen.
Wir hörten die Stimme einer Frau, die offenbar voller Angst in das Mikrophon eines Funkgerätes
sprach.
»… abgeschnitten worden. Die Mutanten haben mich eingekreist und werden versuchen, mich
zu entführen. Helft mir, so schnell es geht, sonst bin ich …«, die Stimme verstummte.
»Es muß dort drüben sein!« rief Redhorse. »Los! Wir sehen uns die Sache aus der Nähe an. Es
kann sein, daß jemand in Lebensgefahr ist.«
Wir flogen am Rande des Urwalds dahin. Ich fragte mich, wie Redhorse die Frau inmitten des
dichten Unterholzes finden wollte. Plötzlich tauchte schräg vor uns eine schlanke Gestalt mit
langen Haaren auf. Es war ein Mädchen, das zwischen den Bäumen hervorrannte und ständig
zurückblickte.
»Ich glaube, das ist sie!« rief Redhorse.
Wenige Sekunden später brachen die Verfolger aus dem Dschungel. Es waren sieben fürchterlich
verunstaltete Wesen, zum Teil nackt, zum Teil in Felle gehüllt. Sie trugen in ihren Klauen,
Tentakeln und verstümmelten Händen schwere Holzkeulen und Steinbeile.
»Wer, um Himmels willen, sind diese Kerle?« rief Doutreval stöhnend.
»Das Mädchen sprach von Mutanten«, erinnerte Redhorse.
Entsetzt sah ich, wie einer der Wilden sein Steinbeil schwang und es durch die Luft wirbeln
ließ. Die Unbekannte wurde im Nacken getroffen und stürzte zu Boden. Bewegungslos blieb sie
liegen. Mit einem Triumphgeheul beschleunigten die Barbaren ihre Geschwindigkeit.
Die Mutanten, oder wer immer die Widersacher des Mädchens waren, hatten uns bisher noch nicht
gesehen. Redhorse und Bradon feuerten zwei Warnschüsse ab. Der Boden vor den Wilden wurde
aufgefurcht. Qualmwolken stiegen auf.
Wir landeten wenige Meter von der Unbekannten entfernt. Die Mutanten blieben unschlüssig
stehen. Ich bezweifle nicht, daß es sich um Nachkommen ehemaliger Lemurer handelte, die im Laufe
der Zeit negativ mutiert und auf das Niveau von Steinzeitmenschen zurückgefallen waren.
Ihr Anführer war ein großer Mann mit Spinnenbeinen und einem länglichen Gesicht. Seine Arme
hingen seltsam verdreht an seinem Körper. Er besaß nur ein längliches, starr blickendes Auge, die
andere Gesichtshälfte war völlig mit Schuppen bedeckt.
Der häßliche Mann knurrte seine Begleiter mit tierähnlichen Lauten an. Mit wütendem Geheul
zogen sich die Mutanten in den Dschungel zurück.
Jetzt hatten wir Zeit, uns um das Mädchen zu kümmern. Als ich mich ihr zuwandte, bewegte sie
sich. Sie schrie auf, als sie begriff, daß sie gestürzt war, doch als sie uns sah, beruhigte sie
sich schnell.
Sie war schlank und dunkelhaarig, und trug einen Umhang, der die Formen ihres Körpers verbarg.
Das Mädchen, das wir gerettet hatten, war ungewöhnlich
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