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Silberband 029 - Der Zeitagent

Titel: Silberband 029 - Der Zeitagent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Knacken des Bordlautsprechers leitete Rhodans Befehl ein:
    »Kommen Sie bitte in die Kanzel, Professor Dankin!«
    Der Exobiologe schaltete vorsichtshalber seinen Mikrogravitator aus, bevor er die zerbrechlich
erscheinende Leiter benutzte. Dadurch erlangte er sein normales Pigellgewicht wieder, während er
sonst am liebsten unter der mörderischen Schwerkraft Epsals lebte. Dennoch bogen sich die
Sprossen bedenklich durch, als er nach oben stieg.
    Melbar Kasom grinste verstohlen.
    »Die Kosmo-Genetiker haben uns zu ›gewichtigen‹ Männern gemacht, Oxtorner …!«
    »Es war notwendig«, erwiderte Hawk knapp. Unwillkürlich entsann er sich wieder der erbitterten
Auseinandersetzung, die auf seiner Heimatwelt zwischen den Generationen geführt worden war. Die
dritte, noch nicht voll angepaßte Generation war naturgemäß der hemmende Faktor für die
hundertprozentig Umweltangepaßten der vierten Generation gewesen. Einengende Gesetze und Tabus
hatten Oxtorne beherrscht, bevor der Durchbruch zu neuem Denken gelang.
    Sein Gedankengang brach jäh ab, als der Shift sich nach vorn neigte und Sekunden später
polternd und knirschend aufsetzte.
    Perry Rhodan kam die Leiter herab.
    »Wir sind da, meine Herren! Hier befindet sich der Baum, den Sergeant Murching verbrannte, als
er auf die ›Geisterwolke‹ feuerte.« Er wandte sich an Hawk. »Meinen Sie, daß ihr Okrill das
Geschehen rekonstruieren kann?«
    »Soweit es Infrarotspuren hinterlassen hat, ja. Sir. Obwohl die ständigen Gewitter mit ihren
Entladungen die Spurenmuster natürlich schneller verwischen als auf ruhigeren Welten.«
    Er stand auf und pfiff dem Tier.
    Der Okrill watschelte hinter ihm zur Backbordschleuse, als bereite ihm jeder Schritt
unsägliche Mühe. Doch dieser Eindruck täuschte.
    Ein Schwall Wasser klatschte Omar ins Gesicht, als sich das Außenschott öffnete. Der Shift
stand schräg auf einem vom Sturm gefällten Baum. Regenböen jagten fast waagerecht über ihn
hinweg. Irgendwo in dem ungewissen Dämmerlicht flackerte mattes Leuchten, vielleicht ein fernes
Gewitter. Hier jedoch hatte sich das Unwetter gelegt. Die Regenböen stellten nur noch Nachläufer
dar – oder die Vorboten des nächsten Gewitters. So genau konnte man das auf Pigell niemals
sagen.
    Der Oxtorner zog die Infrasichtbrille über die Augen. Den Helm ließ er geöffnet. Er war froh,
wieder einmal frische Luft atmen zu dürfen. Wind und Wolkenbrüche machten ihm nichts aus, nicht
mehr jedenfalls, als einem terranischen Städter ein lauer Nieselregen.
    Ein daher wirbelndes Aststück krachte neben ihm zu Boden; er stieß es mit dem Fuß beiseite und
schaltete den Brustscheinwerfer auf Infrarot, blendete ihn jedoch ab, damit er Sherlocks Spürsinn
nicht verwirrte. Danach konzentrierte er sich auf den Mentokontakt. Das kleine, nach
arkonidischem Prinzip gebaute Gerät nahm seinen unausgesprochenen Befehl auf und leitete ihn
weiter an den kombinierten Hirnwellenempfänger und -Verstärker. Augenblicklich entstand vor
seinem geistigen Auge die Infrarotwahrnehmung, die von einem ähnlichen Gerät in Sherlocks Gehirn
ausgestrahlt wurde.
    Er ›sah‹ das, was Stunden zuvor geschehen war: Vier Männer und eine Frau arbeiteten sich mit
sogenannten ›Energieäxten‹ durch das Dickicht des Urwaldes. Hinter ihnen, in wenigen Metern
Abstand, tauchte die Gestalt eines Raumsoldaten auf. Das mußte Sergeant Murching sein.
    Omar Hawk gab seine indirekten Wahrnehmungen über das Kehlkopfmikrophon weiter. Perry Rhodan
empfing sie über Helmkom; er hatte als einziger seinen Helm schließen müssen, denn die
Außentemperatur betrug einundachtzig Grad Celsius.
    Plötzlich zog der Oxtorner die Luft scharf ein. Vor den fünf Exobiologen war unvermittelt eine
pulsierende Nebelwolke aufgetaucht. Eigentlich wurde es sofort ersichtlich, daß es sich nicht um
normalen Nebel handelte. Die Wolke stach blaß gegen die weitaus dichteren und nahezu zähschleimig
wirkenden Dünste des Dschungels ab. Und dann entdeckte Omar Hawk etwas, das die Biologen ganz
sicher nicht hatten sehen können. Nur die großen Facettenaugen des Okrill, die jeweils rund
80.000 nebeneinander liegende Einzelaugen enthielten, vermochten durch ihr starkes
Auflösungsvermögen Einzelheiten in der nebulösen Masse zu erkennen.
    Die ›Geisterwolke‹ erschien in Sherlocks Wahrnehmungszentrum als Ansammlung unzähliger
winziger Körnchen, von denen ein Netz feinster Fäden ausging und ineinander verflochten

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