Silberband 029 - Der Zeitagent
Rhodans fragenden Blick mit einem Nicken.
»Also ein nebelförmiges Wesen mit der Fähigkeit, andere Wesen durch seine geistige Kraft von
einem Ort zum anderen zu versetzen«, überlegte der Großadministrator laut. »Ein Wesen zudem, das
in fünfzigtausend Jahren nicht mehr existieren wird, sonst hätten unsere Forscher es in der
Realzeit antreffen müssen …«
Sein Gesicht wurde zur undurchdringlichen Maske, wie immer, wenn er einen Entschluß von
Tragweite gefaßt hatte.
»John, Sie vertreten mich weiterhin an Bord. Lassen Sie Alarmstufe drei ausrufen und
verständigen Sie Lordadmiral Atlan über die neue Lage. Die geplanten Starts von Korvetten
unterbleiben vorläufig. Oberleutnant Hawk und ich werden uns draußen umsehen. Geben Sie bitte
auch Professor Dankin und Melbar Kasom Bescheid. Die beiden Männer sollen uns in Schleuse B-IV
erwarten – in voller Kampfausrüstung. Noch Fragen?«
Nein, John Marshall hatte keine Fragen mehr – jedenfalls keine, auf die er eine Antwort
erwarten konnte …
Zwischen dem Ertruser, dem Epsaler und dem Oxtorner wirkte Perry Rhodan wie ein
dürrer Zwerg. Melbar Kasom, der Umweltangepaßte von Ertrus, war 2,51 Meter lang und hatte eine
Schulterbreite von 2,13 Metern. Die Sichellocke zog sich von der Stirn über den rotbraun
glänzenden Schädel bis in das massige Genick. Der Epsaler Algon Dankin dagegen maß nur 1,60 in
der Länge, aber er war so breit wie lang. Nur Omar Hawks besondere Konstitution fiel nicht sofort
ins Auge. Der Oxtorner war nicht viel größer als Rhodan, jedoch breiter und wuchtiger. Dennoch
übertraf er, was Widerstandsfähigkeit, Anpassung und Körperkraft anbelangten, Kasom und Dankin
bei weitem. Als einziger der drei Umweltangepaßten benötigte er zudem keinen Mikrogravitator.
Algon Dankin sah mißtrauisch auf den Okrill, der ungeduldig mit den Krallen scharrte und dabei
tiefe Rillen in das Metallplastik des Hangars riß.
Omar Hawk bemerkte es und lächelte.
»Keine Sorge, Professor, er beißt nicht …«, Dankin atmete auf, »… er verschleudert
nur elektrische Entladungen«, fuhr Hawk gelassen fort.
Als hätte er die Bemerkungen seines Herrn verstanden, ließ Sherlock seine rote Zunge einige
Meter weit vorschnellen. Dort, wo sie aufschlug, zuckte ein greller Blitz auf. Es roch nach
verschmortem Belag.
Der Oxtorner schlug dem Tier beruhigend auf das breite Maul.
»Hiih, Sherlock! Die Herren glauben mir auch so.«
Melbar Kasom lachte dröhnend.
Perry Rhodan verzog das Gesicht zu einer schmerzlichen Grimasse.
»Die Herrschaften können sich draußen austoben. Dort kommt unser Shift.«
Er wies auf den Flugpanzer, der auf seinen breiten Gleisketten schwerfällig angerumpelt kam
und mit kreischendem Geräusch hielt.
Schweigend stiegen die Männer ein, Kasom, Hawk und Dankin nahmen mit dem Okrill zusammen im
Laderaum Platz. Nur Rhodan stieg nach oben in die Fahrerkanzel, um dem Piloten die Kursdaten zu
geben.
Kurz darauf setzte sich das Allzweckfahrzeug erneut in Bewegung. Als es die Schleuse passiert
hatte, wurde es vom Sturm gepackt. Die Männer im Laderaum mußten sich festhalten. Schrilles
Pfeifen, Jaulen und Krachen drang durch die Terkonitwände bis zu ihnen herein. Der einzige
Bildschirm der Außenbeobachtung zeigte einen turbulenten Wirbel von Wasser, Dampf und
Pflanzenteilen.
Einmal versuchte Algon Dankin ein Gespräch anzuknüpfen. Es erstarb jedoch bald wieder. Jeder
hing seinen Gedanken nach. Die Erwartung hatte sie gepackt.
Aber vorerst konnten sie nichts tun als stillsitzen.
Von oben, aus der Fahrerkanzel, kamen abgerissene Laute eines Funkgesprächs. Offenbar sprach
Perry Rhodan mit den drei Suchtrupps, die nach dem Sergeanten Ausschau hielten. Omar hob
resignierend die Schultern. Er wußte, wie aussichtslos es selbst für modern ausgerüstete
Mannschaften war, einen einzelnen Soldaten in dieser sturmgepeitschten Nebelhölle auszumachen.
Wenn der Sergeant nicht in der Lage war, seinen Minikom zu benutzen, konnte man tagelang
suchen.
An der Stellung des verwaschenen Flecks, der die Sonne Wega darstellte, errechnete Omar, wie
spät es ungefähr sein mußte. Eine Rotation Pigells dauerte 42,6 Stunden. Bis zum Abend blieb etwa
noch ein Drittel Tag, also gut sieben Stunden. Danach würde es nicht mehr möglich sein, mit
bloßem Auge etwas zu erkennen; die Nacht auf Pigell war absolut. Durch die mehrfach geschichtete
Dunst- und Wolkenhülle des Planeten drang kein Sternenlicht.
Ein
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