Silberband 030 - Bezwinger der Zeit
Sie also zur Sache.«
Aboyer konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Sintra war ein Genie. Sie mußte ein Genie sein,
um Sektionschefin auf dem Mond zu werden. Aber sie verfiel in den gleichen Fehler wie alle
anderen Frauen auch. Sie widersprach sich, wenn es um gefühlsmäßige Dinge ging. Schließlich war
sie es gewesen, die die Sprache auf ihren Mann gebracht hatte.
»Ich wollte Sie bitten, für mich eine Berechnung durchzuführen«, sagte Aboyer. »Ich benötige
die Antwort in spätestens zwölf Stunden. Zuvor muß ich Sie darauf aufmerksam machen, daß alles,
was ich Ihnen sage, der Geheimhaltung unterliegt. Da ich nicht berechtigt bin, mit jemand über
diese Dinge zu sprechen, kann ich Sie nur bitten, alles für sich zu behalten.«
»Es ist irgendeine schmutzige Sache, Sintra«, sagte der Alte. »Hör ihn nicht an, du wirst
sonst nur Ärger bekommen.«
»Ich arbeite wieder für die Solare Abwehr«, sagte Aboyer hastig, bevor die Inderin einen
Entschluß fassen konnte. »Wir ermitteln in einer Sache, die wichtig für alle Bürger des Imperiums
ist. Wenn Sie nicht schon drei Wochen auf der Erde wären, wüßten Sie, was ich meine, da meines
Wissens auch NATHAN in die Ermittlung eingeschaltet ist.«
»Sie kommen aus eigenem Entschluß«, stellte Sintra fest. Ihre dunklen Augen bewegten sich
nicht. »Niemand gab Ihnen den Auftrag, bei mir vorzusprechen. Was für eine Vorstellung haben Sie
überhaupt von meiner Arbeit? Glauben sie, ich kann beliebige Fragen auswerten lassen?«
Aboyer sprang auf. »Ich weiß genau, was Sie in Ihrer Stellung alles tun können«, sagte er
erregt.
»Er ist noch schlimmer als früher«, sagte Sintras Vater. »Verrückt und charakterlos. Er kommt
aus eigenem Antrieb hierher. Er verstößt gegen den Eid, den er geleistet hat. Du darfst ihm nicht
trauen.«
»Ich habe niemals in meinem Leben einen Eid geleistet«, sagte Aboyer. »Wahrscheinlich wirft
man mich zum zweitenmal aus der Abwehr, wenn man erfährt, daß ich hier war, um dieses Problem mit
Ihnen zu besprechen. Doch das ist mir gleichgültig.«
Die Mathelogikerin schaute nachdenklich zu ihm auf. Ihrem Gesichtsausdruck war nicht zu
entnehmen, was sie von ihm dachte.
Endlich sagte sie: »Sprechen Sie!«
Aboyer atmete auf. Er begann ihr in allen Einzelheiten die Geschichte der beiden
Fragmentwaffen zu erzählen.
»Es ist jetzt zehn Uhr morgens«, sagte er abschließend. »Wahrscheinlich haben die Mutanten
inzwischen alle Einzelteile der zweiten Waffe gefunden.«
»Dann ist ja alles in Ordnung«, meinte Sintra. »Ich hoffe, daß die Zeit für Perry Rhodan
ausreicht, Zweck und Funktionsweise der zweiten Waffe noch vor der Konferenz zu ergründen.«
»Nichts ist in Ordnung«, entgegnete Aboyer. »Ich will Ihnen auch sagen, warum.«
In wenigen Worten schilderte er der jungen Inderin seinen Verdacht. Mahutes Tochter unterbrach
ihn nicht. Aboyer hätte gewünscht, irgendeine Reaktion zu sehen, aber seine Worte schienen die
Frau nicht zu beeindrucken.
»Warum gehen Sie mit Ihrer Geschichte nicht zu Mercant?« fragte sie, als er geendet hatte.
Aboyer befeuchtete seine ausgetrockneten Lippen. »Es ist nur ein Verdacht. Die
Wahrscheinlichkeit, daß ich recht habe, ist nicht größer als die Möglichkeit, daß ich mich
täusche. Wenn ich gegenüber Mercant eine Äußerung mache, kann es dazu kommen, daß Rhodan Befehle
gibt, die einen tiefgreifenden Einfluß auf das gesamte Geschehen haben. Diese Verantwortung will
ich nur dann übernehmen, wenn ich sicher sein kann, daß meine Vermutungen zutreffen könnten.«
»Ich halte Ihre Überlegungen keineswegs für abwegig«, sagte Sintra. »Aber es gibt unzählige
andere Erklärungen.«
Aboyers Blicke glitten über ihre schlanke Figur. »Man müßte es eben nachrechnen«, sagte er
trocken.
»Und ich soll das für Sie tun?«
Aboyer verschränkte die Arme über der Brust. Zum erstenmal, seit er dieses Haus betreten
hatte, zeigte er sein gewohntes Grinsen.
»Ja«, sagte er.
Sie gab ihm keine Antwort, sondern erhob sich und führte ihn zur Tür. Als er draußen im Gang
anlangte, blieb er noch einmal stehen und blickte sie an.
»Werden Sie es tun?« fragte er besorgt.
»Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Ich muß darüber nachdenken.«
Er gab ihr eine kleine Karte mit seiner Nummer. »Rufen Sie mich von Luna aus an, sobald Sie
etwas wissen«, bat er.
Sie schwieg, nahm aber die Karte entgegen. Als er auf der Treppe war, holte ihn ihre Stimme
noch
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