Silberband 030 - Bezwinger der Zeit
Couch.
»Können wir uns frei bewegen?« wollte Rhodan wissen. »Oder können wir dieses Haus nur
gewaltsam verlassen?«
Juvenog löste seinen Krawattenschal und warf ihn achtlos zu Boden.
»Ich bin ein Gast dieses Hotels. Ihr könnt euch genauso frei bewegen wie ich auch. Aber keine
Sorge, die Tefroder vergessen euch nicht. Ihr werdet ständig beobachtet, wenn ihr das Hotel
verlaßt.«
»Ich wünschte, ich wäre wieder zu Hause«, sagte Redhorse.
Juvenog kicherte. »Wo soll das sein?« fragte er mit veränderter Stimme.
»Was heißt das?« knurrte Redhorse. »Wir stammen von dem gleichen Planeten wie Sie!«
»Ich bin doch kein Narr«, sagte Juvenog. »Ich wußte vom ersten Augenblick an, daß ihr keine
Alarer seid. Es kommt jetzt darauf an, was ihr es euch kosten laßt, wenn ich euer kleines
Geheimnis nicht an Ostrum weitergebe.«
Ich löste die Baionga vom Gürtel und richtete den fünf Zentimeter durchmessenden
Lauf der schweren Waffe gegen Juvenogs Gesicht. Sein Lächeln erstarb. Es war zum erstenmal, daß
ich die alarische Waffe auf jemand anlegte. Ich mußte sie mit beiden Händen festhalten.
»Immer mit der Ruhe«, sagte Juvenog heiser. »Ich habe mich abgesichert. Wenn ihr mich
umbringt, weiß Ostrum eine Stunde später, was mit euch los ist.«
Atlan ließ sich neben ihm auf die Couch nieder.
»Sie wollten doch eine gemütliche Unterhaltung, Juvenog«, erinnerte er sich. »Dazu können wir
Ihnen verhelfen.«
Er gab André Noir einen Wink. Der Hypno konzentrierte sich. Ein paar Minuten später sank
Juvenog schlaff in sich zusammen.
»Das genügt, Beratog«, sagte Atlan zu Noir. »Sie können die Waffe wegstecken, Assaraf«, sagte
er zu mir.
Surfat öffnete den Proviantsack, und Gucky schlüpfte heraus.
»Du mußt die Gedanken dieses Mannes lesen, Kleiner«, sagte Perry Rhodan. »Versuche
herauszufinden, wie er Ostrum eine Nachricht zukommen lassen kann.«
Eine Weile war es still im Zimmer. Juvenog lag wie gelähmt da, aber es war deutlich zu sehen,
daß er noch atmete. Kleine Schweißtropfen standen auf seinem kahlen Schädel. Seine Halsschlagader
pulsierte heftig.
»Er hat einen Robotboten«, sagte Gucky. »Wenn Juvenog in zwei Stunden nicht zurück ist, macht
sich der Bote auf den Weg zum Raumhafen.«
»Wo steckt der Roboter?« erkundigte sich Rhodan.
Wieder konzentrierte sich der Mausbiber. »Hier im Haus«, sagte er. »Im obersten Stockwerk.
Dort hat Juvenog zwei Zimmer.« Er klatschte in die Pfoten. »Ich werde in Juvenogs Räume
teleportieren und den Roboter vernichten«, schlug er vor.
»Das ist zu riskant«, meinte Rhodan ablehnend. »Tako Kakuta wird diese Aufgabe übernehmen.
Erkläre ihm, um welche Räume es sich handelt, damit er nicht in einem falschen Zimmer
landet.«
»Warum kann ich das nicht machen?« erkundigte sich Gucky zornig. »Die ganze Zeit über muß ich
in diesem stinkenden Sack stecken.«
»Wenn man dich sieht, ist alles aus«, sagte Rhodan. »Sollte man Tako erwischen, können wir uns
immer noch eine Ausrede einfallen lassen.«
Gucky fand sich mürrisch mit seinem Schicksal ab. Er weigerte sich jedoch, in den Sack
zurückzukehren. Auf Rhodans Drängen begab er sich schließlich in den nebenan gelegenen Baderaum.
Kakuta entmaterialisierte.
»Nehmen Sie Juvenog die Erinnerung an diesen Zwischenfall«, sagte Rhodan zu Noir. »Wenn er zu
sich kommt, muß er alles vergessen haben. Lassen Sie ihn glauben, daß wir echte Alarer sind.«
Noir brauchte knapp zwei Minuten, um den Alarer zu präparieren. Bevor Juvenog aufwachte, kam
Kakuta zurück. Er ging ins Badezimmer und wusch seine Hände. Über das Plätschern des Wassers
hörten wir seine Stimme.
»Es war ziemlich einfach«, sagte der kleine Mutant mit dem Kindergesicht. »Ich habe den
Roboter umprogrammiert. Falls Juvenog in den nächsten zwei Stunden nicht zurückkommt, wird der
Roboter losmarschieren und unten in der Bar etwas zum Trinken holen. Von Ostrum weiß er nichts
mehr.«
Kakuta trocknete seine Hände im Luftstrom der Klimaanlage und kam wieder zu uns heraus.
»Er erwacht!« rief Doutreval und deutete zur Couch hinüber.
Juvenog blinzelte verwirrt und richtete sich auf. Er fuhr mit der Hand über die Stirn, als
müßte er eine unangenehme Erinnerung verjagen.
»Was ist passiert?« fragte er.
»Sie sind eingeschlafen«, erklärte ich. »Sie müssen ziemlich erschöpft gewesen sein.«
Juvenog schüttelte verwundert den Kopf. Er erhob sich und ging zum Sprechgerät.
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