Silberband 030 - Bezwinger der Zeit
Großadministrators. Ostrum hatte unsere
Gefangennahme wahrscheinlich nur in die Wege geleitet, um uns einzuschüchtern. Früher oder später
würde er uns in ein Gefangenenlager oder auf einen Strafplaneten abschieben, um allein in den
Besitz der Schwingquarze zu gelangen.
Doch außer Ostrum wußte auch Juvenog von unserem wertvollen Besitz – dieses Wissen hatte
ihm Noir nicht genommen. Es war nicht auszuschließen, daß Juvenog darüber zu anderen gesprochen
hatte, so daß inzwischen auch andere Tamräte informiert sein konnten. Ostrum würde dadurch
möglicherweise in eine schwierige Lage geraten, wenn er versuchen sollte, unseren Besitz für sich
zu behalten.
Um diese Schwierigkeiten von vornherein auszuschließen, versuchte Ostrum die Sache zu
beschleunigen. Je länger ich nachdachte, desto überzeugter wurde ich, daß keine eigentliche
Gefahr für uns bestand.
Ich sprach mit Rhodan und Atlan von meinen Überlegungen.
»Ich denke ähnlich über unsere Lage«, stimmte Rhodan zu. »Ostrum versucht uns zu provozieren.
Ich befürchte, daß uns eine provisorische Gerichtsverhandlung bevorsteht, in deren Verlauf uns
der saubere Tamrat verurteilen lassen will.«
Bevor wir weitersprechen konnten, wurde die Tür aufgerissen. Zwei bewaffnete Tefroder
postierten sich zu beiden Seiten des Eingangs. Drei Männer kamen mit vorgehaltenen Waffen zu uns
herein. Ein untersetzter Uniformierter schrie uns an: »Los! Steht auf!«
»Was ist überhaupt passiert?« schrie Atlan zurück. »Diese Behandlung lassen wir uns nicht
gefallen.«
Der Untersetzte lachte höhnisch. »Ihr werdet euch noch mehr gefallen lassen müssen. Zum
Beispiel, daß man euch nach Oskus bringt, den Strafplaneten Lemurias.«
»Was?« rief Rhodan aufgebracht. »Warum hat man uns in dieser Weise bestraft? Wir verlangen
eine Verhandlung.«
»Es fand bereits eine Verhandlung unter Vorsitz von Tamrat Ostrum statt«, eröffnete uns der
Tefroder. »Ihr wurdet der Aufwiegelei und des Betrugs für schuldig befunden. Das Urteil lautet
auf zehn Jahre Verbannung.«
Ostrum hatte also noch schneller gehandelt, als wir befürchtet hatten. Es blieb uns nichts
anderes übrig, als unsere Zelle zu verlassen. Wir kamen in einen halbdunklen Gang und mußten
feststellen, daß dort vier weitere Wächter auf uns warteten. Sie musterten uns grimmig. Ostrum
hatte harte und unnachgiebige Männer zu unserer Bewachung ausgesucht. Wir wurden zu einem Lift
gebracht und aufs Dach gefahren.
Auf dem Dach stand ein großer Gleiter. Es war ein regnerischer Tag. Kühler Wind blies mir
entgegen. Einer der Wächter stieß mir den Lauf seiner Waffe in den Rücken. Niemand hörte auf
unsere Proteste.
»Der Gleiter bringt euch zum Raumhafen«, wurden wir unterrichtet. »Dort wartet bereits ein
Schiff auf euch.«
Ich warf Rhodan einen besorgten Blick zu. Es wurde Zeit, daß wir irgend etwas unternahmen. Auf
keinen Fall durften wir uns zu diesem Strafplaneten transportieren lassen. Das hätte bedeutet,
daß unsere Suche nach einem Meister der Insel beendet war.
»Wir wollen mit Ostrum sprechen«, forderte Atlan, als man uns nacheinander in den Gleiter
brachte. »Wir sind bereit, erneut mit ihm zu verhandeln.«
Der untersetzte Tefroder winkte nur ab. Ostrum hatte auch für diesen Fall seine Befehle
gegeben. Es war klar, daß er uns los sein wollte, bevor die Situation kritisch für ihn wurde.
Im Innern des Gleiters angekommen, sah ich, daß die Pilotenkanzel von unseren Plätzen durch
Panzerglas getrennt war. Der Pilot und sein Helfer waren bewaffnet. Außerdem kamen noch vier
Wächter mit zu uns herein. Die Tefroder hatten es eilig. Wahrscheinlich war das Raumschiff schon
startbereit.
Der Gleiter hob sich vom Dach ab. Warum befahl Rhodan Tako Kakuta nicht, den Gleiter zu
verlassen? Wollte er warten, bis es zu spät war? Der Mutant war der einzige, der uns jetzt helfen
konnte. Doch wir flogen weiter, ohne daß etwas geschah.
Plötzlich stieß einer der Wächter einen Warnruf aus. Ich folgte der Richtung seines
ausgestreckten Armes. Über uns schwebte ein Gleiter. Seine Außenfläche war schwarz. Er trug
keinerlei Kennzeichen. Unsere Begleiter zogen ihre Waffen und unterhielten sich aufgeregt. Der
Pilot beschleunigte, doch der schwarze Gleiter paßte seine Geschwindigkeit der unseren sofort
an.
»Was hat das zu bedeuten?« brummte Surfat.
»Ruhe!« schrie der untersetzte Tefroder. »Wer den Mund aufmacht, wird erschossen.«
Die Nervosität
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