Silberband 032 - Die letzte Bastion
künstliche. Hier muß mal nach
Rohstoffen gegraben worden sein. Das sind Bergwerksstollen oder doch die Eingänge dazu.
Vielleicht ist auch Tagabbau betrieben worden.«
Die höchsten der Berge waren vielleicht hundert Meter hoch und erhoben sich wie die Rücken von
Schildkröten über der Wüste. Es mußten Halden sein, von Witterung und spärlichem Pflanzenwuchs
gefestigt.
Die Linse landete mit einem leichten Ruck. Der Antrieb verstummte. Tronar seufzte und streckte
sich.
»Tut das gut! Ich spüre jeden einzelnen Knochen.«
»Ich spüre überhaupt keinen mehr«, sagte Ras und warf den zehnten Blick auf die
Instrumentenanzeiger der Analytik. »Sauerstoff vorhanden. Wir können ohne Geräte atmen. Da bin
ich aber froh.«
»Wer soll denn bei der Finsternis da draußen etwas sehen können?« erkundigte sich Gucky. »Ich
bin dafür, daß wir bis morgen warten und uns erst einmal richtig ausschlafen. Vielleicht kannst
du die Linse in einem von den Kratern verstecken, Tronar. Hier in der Wüste liegen wir wie auf
dem Präsentierteller.«
Tronar nickte nur und schaltete den Antrieb wieder ein. In nur wenigen Metern Höhe strich er
über die Wüste dahin, wich den Halden aus und landete schließlich zum zweitenmal, diesmal auf dem
Grund eines kreisförmigen Tales, das fünfzig Meter tief war und an einer Stelle überhängende
Wände aufwies. Tronar schaltete zur Orientierung kurz die Bordscheinwerfer ein und überzeugte
sich davon, daß sein Versteck gut gewählt war. Von oben jedenfalls waren sie nicht zu sehen.
»Hier können wir in Ruhe den Tag abwarten«, sagte er. »Und nun hätte ich nichts gegen eine
gute Mahlzeit.«
»Wenn es hier in der Nähe einen Selbstbedienungsladen gäbe«, piepste Gucky kleinlaut, »wüßte
ich genau, was ich zu tun hätte. Aber so werden wir mit dem zufrieden sein müssen, was uns die
Chemiker zubereitet haben. Und wie das schmeckt, könnt ihr euch ja vorstellen.« Er schüttelte
sich. »Scheußlich, um es ganz deutlich zu sagen.«
Ganz so schlimm war es aber nicht, wie Gucky behauptete. Trotzdem waren Konzentrate und
Tabletten auch bei größtem Hunger noch immer nicht mit saftigen Steaks und frischen Mohrrüben zu
vergleichen.
Als die Sonne aufging, waren Tronar, Ras und Gucky ausgeschlafen und relativ
zuversichtlich gestimmt. Sie schoben die Oberluke der Linse zurück, so daß sie sich ungehindert
aufrichten konnten. Die Luft war frisch und kalt. Die Temperatur lag knapp über dem Gefrierpunkt
von Wasser.
Die rote Sonne Donit stand schon hoch über dem Horizont, war aber vom Versteck aus nicht zu
sehen. Ihre Strahlen färbten den Westrand des Tales blutigrot.
Gucky kletterte aus der Kabine und sprang auf den Boden hinab. Er untersuchte die unter der
Linse hängende Arkonbombe. Sie war fast größer als das winzige Raumschiff.
»Ist ja vielleicht ein schwerer Brocken«, kommentierte er, als sähe er sie zum erstenmal. »Wo
wollen wir die hinbringen? In einen unterirdischen Bergwerksstollen?«
»Wäre vielleicht gar keine dumme Idee, Gucky.« Ras war ihm gefolgt und half Tronar. »Da liegt
sie gut und kann ihr Werk beginnen. Bis man sie entdeckt, ist es zu spät.«
»Es ist in jedem Fall zu spät«, stellte Tronar fest. »Einmal gezündet, kann nichts die
Kettenreaktion verhindern.«
»Zuerst sehen wir uns mal um«, schlug Gucky vor. »Ras, kommst du mit? Tronar kann ja beim
Schiff bleiben und die Verankerung der Bombe lösen, damit es später schneller geht. Dort drüben
der Abhang. Gute Aussicht von da oben …«
»Sollen wir springen?«
Guckys Gesicht war ein einziger Vorwurf.
»Ich werde doch jetzt nicht klettern«, piepste er erregt.
Sie teleportierten auf den Rand des Tals und von da auf den Gipfel der nächsten Halde. Die
Linse war so gut versteckt, daß man sie von hier aus nicht mehr sehen konnte. Der Blick bis zum
Horizont war frei. Von Fabriken war nichts zu bemerken. Die Gegend war garantiert unbewohnt. Sie
hätten sich keinen besseren Platz aussuchen können.
»Da drüben sind die Krater«, sagte Ras und deutete in Richtung der anderen Halden. »Sehen
wenigstens wie Krater aus.«
»Werden wir gleich wissen.«
Wieder teleportierten sie, und jetzt fiel den beiden etwas auf, worauf sie vorher nicht
geachtet hatten. Vielleicht schoben sie den Leistungsabfall auch auf ihre Müdigkeit, die selbst
der lange Schlaf nicht hatte vertreiben können.
»Verstehe ich nicht, Ras. Ich habe praktisch zweimal springen müssen, um den
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