Silberband 032 - Die letzte Bastion
gab.
Die Roboter nahmen den Käfig und trugen ihn aus dem Hangar. Tronar warf einen letzten Blick
auf die kleinen Kurierschiffe und seufzte:
»Das wären die richtigen für uns …«
Ras flüsterte:
»Was ist mit dir, Tronar? Würde es dir notfalls möglich sein, hier zu entmaterialisieren und
im Stromkreis der Parafalle zu entkommen?«
Tronar nickte unmerklich.
»Durchaus möglich. Es handelt sich hier um eine Parafalle, die etwas anders konstruiert ist
als jene auf Hoel, der Heimatwelt der Sonneningenieure. Hier könnte mir eine Flucht gelingen.
Aber es ist trotzdem gefährlich. Ich würde in einer anderen Dimension landen und vielleicht nicht
so schnell zurückfinden. Aber entkommen würde ich schon.«
»Gut. Wollen wir uns wenigstens diese Hoffnung nicht nehmen lassen. Ruhig jetzt.«
Der Käfig war abgesetzt worden und glitt auf einem Transportband durch Korridore. Ein Lift
brachte ihn dann in eine höher gelegene Etage, ehe es horizontal weiterging.
»Man könnte natürlich auch versuchen«, flüsterte Tronar nach einer Weile, »den Generator des
Paragitters außer Betrieb zu setzen. Es muß dort der Block sein, in der Ecke.«
»Es würde uns nur wenig nützen. Außerdem bin ich viel zu neugierig, Proht kennenzulernen.
Möchte wissen, ob Gucky damals keinen Fehler machte, als er ihn entkommen ließ.«
Sie schwiegen, denn das Transportband hielt an. Die Roboter schoben den Käfig auf ein anderes
Band, das quer zur bisherigen Richtung verlief.
Es brachte sie durch Energie-Absperrungen in die Kommandozentrale von Multidon.
Proht Meyhet, der Meister der Insel, erwartete sie bereits. Er hatte seinen schwarzen Umhang
angelegt, auf dem das silberne Symbol der beiden Milchstraßen schimmerte. Als der Parakäfig in
der Kommandozentrale stand und die Roboter sich zurückgezogen hatten, erhob er sich und stellte
sich vor den Käfig. Proht betrachtete seine Gefangenen mit einer Mischung aus Neugier und Haß.
Aber die Neugier überwog. Endlich lächelte er, aber es war ein kaltes, unpersönliches
Lächeln.
»Es war von der Sekunde an, da Sie auf Multidon landeten, eine feststehende Tatsache, daß Sie
nicht entkommen würden. Sie haben das gewußt. Warum kamen Sie trotzdem? Bedeutet Ihnen das Leben
nichts?«
Tronar sagte:
»Das Leben bedeutet uns alles, Proht Meyhet. Deshalb kamen wir. Ich meine allerdings nicht
mein Leben, oder das meines Freundes Ras Tschubai. Ich meine das Leben der Erde und ihrer
Bewohner.«
»Wer sind Sie?«
»Ich heiße Tronar Woolver.«
Proht nickte.
»Gut, das Leben der Erde also. Was hat Multidon damit zu tun?«
»Alles. Multidon ist die Quelle Ihrer Macht, und von hier aus wird die bevorstehende Invasion
unserer Heimatgalaxis vorbereitet. Es war also unsere Pflicht, Multidon zu finden – und zu
vernichten.«
Proht lächelte wieder, und diesmal war es ein mitleidiges Lächeln.
»Nicht alle Pläne gelingen«, tröstete er ohne besonderen Spott.
Ras wollte etwas sagen, aber es schien ihm noch zu früh zu sein für die Mitteilung, daß
Multidon bereits so gut wie vernichtet war. Tronar begriff und schwieg ebenfalls.
Proht fragte:
»Wie haben Sie Multidon gefunden? Es kann Ihnen nun nicht mehr schaden, wenn Sie es mir
verraten. Sie werden Multidon nie mehr verlassen.«
»Ein Tefroder namens Matite verschaffte uns die Position. Er starb. Sie erinnern sich …?
Er war Kommandant von Lookout und ein Tefroder.«
»Er also war es … Ich hätte es mir denken können. Er war der Typ eines Verräters.«
Tronar sagte:
»Haben Sie nicht auch Verrat begangen, als sie Midway nicht sofort zerstörten?«
»Hätten Sie die Zündanlage nicht gefunden, wäre die Station vernichtet worden. Ich gab Ihnen
eine kleine Chance, indem ich die Zündung auf Verzögerung einschaltete. Das war ich Ihrem kleinen
Freund mit dem Pelz schuldig, der mich entfliehen ließ. Alles hat seinen Preis, auch meine
Freiheit. Ich bezahlte, und nun sind wir quitt. Ich habe niemandem mehr zu danken und bin in
allen meinen Handlungen wieder frei von Dankesschuld. Darum mußte ich Midway opfern. Außerdem
rettete ich dem größten Teil der Besatzung dadurch das Leben. Allerdings auch einer Menge
Terraner.«
»Das sei Ihnen nicht vergessen«, sagte Ras, der nun den Augenblick für gekommen hielt, Proht
reinen Wein einzuschenken. »Fairneß gegen Fairneß. Wir sind hier, um Sie zu warnen, Proht.«
»Mich zu warnen? Wie soll ich das verstehen?«
»Lassen Sie sich nicht von Ihrem Zorn
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