Silberband 032 - Die letzte Bastion
gegenüber keine Rücksicht mehr nehmen.
Gucky wagte einen kleinen Sprung näher an die Zentrale heran. Er hatte die hauptsächlichen
Sicherungen bereits hinter sich gebracht und rechnete nicht mit weiteren Hindernissen. Unsichtbar
marschierte er weiter, bis er die innere Ringsicherung erreichte. Sie besaß keine Parasperre, so
daß er teleportieren konnte.
Zwei Sekunden später stand er in einem Raum, dessen Schaltkontrollen und lange Reihen von
Bildschirmen ihm sofort verrieten, daß er am Ziel angelangt war.
Und vor allen Dingen verriet ihm das der Käfig, der in der Mitte des Raumes stand, und der
grauhaarige Mann in schwarzem Umhang, der vor den Bildschirmen saß und sie betrachtete. Dabei
stützte er den Kopf in beide Hände, als sei er ihm zu schwer geworden.
Gucky schaltete den Deflektor aus und wurde sichtbar.
Ras schnappte nach Luft, als er Gucky plötzlich neben dem Parakäfig stehen sah. Er
stieß Tronar an, der gerade damit beschäftigt war, das letzte Päckchen mit Fleischkonzentrat
auseinanderzubrechen.
In diesem Augenblick drehte sich Proht Meyhet um und erblickte Gucky.
Er bot einen denkwürdigen Anblick, denn noch nie hatte ein intelligentes Lebewesen einen
Meister der Insel völlig verblüfft und fassungslos gesehen. Proht hatte fest damit gerechnet, mit
den beiden Gefangenen die gesamte Besatzung des winzigen Schiffes erwischt zu haben, das auf
Multidon gelandet war.
»Habe ich es doch geahnt!« sagte Gucky und wich ein wenig zurück. Er stand mit dem Rücken zu
der Parafalle. Seine Hände lagen in der Nähe der Waffe an dem Gürtel des Kampfanzuges. »Proht
Meyhet, mein alter Freund, dessentwegen ich soviel Ärger hatte.«
Proht hatte sich mühsam von seiner Überraschung erholt.
»Du komplizierst die Dinge, kleiner Freund. Dein Erscheinen stellt mich vor neue Probleme, und
ich habe deren wahrhaftig genug. Du hattest meinetwegen Ärger?«
»Weil ich dir die Flucht ermöglichte.«
»Habe ich dafür nicht bezahlt?«
Gucky nickte. »Du hast recht. Die alte Rechnung ist beglichen.«
»Wir haben gerade damit begonnen, eine neue aufzumachen«, sagte der MdI. »Du warst es, der die
Arkonbombe herbrachte. Ich fürchte, das wird eine hohe Rechnung. Höher als die von Midway, nehme
ich an.«
»Ich wußte nicht, daß du Kommandant von Multidon bist«, sagte Gucky.
»Hätte das etwas geändert?« fragte Proht kühl.
Gucky schüttelte den Kopf.
»Ich fürchte – nein. Aber ich hätte dich noch früher gewarnt.«
Proht stand auf, ohne seine Waffe zu beachten, die rechts von ihm auf dem Kontrolltisch lag.
Er ging auf Gucky zu und blieb dicht vor ihm stehen. Er betrachtete ihn und schüttelte den
Kopf.
»Ich beneide die Terraner um dich. Es ginge uns besser, wenn wir solche Verbündete hätten wie
dich. Verbündete, die uns helfen, weil sie uns mögen.« Er seufzte. »Denke nicht daran, mich mit
deinem Strahler zwingen zu wollen, deine beiden Freunde freizugeben. Ich würde es niemals tun,
auch wenn du bereit wärest, mich zu töten. Die Parafalle läßt sich nicht so einfach abschalten.
Auch nicht telekinetisch. Es ist eine komplizierte Geheimschaltung, die ich dir nicht verraten
werde. Dir, kleiner Freund, gebe ich die gleiche Chance, die du mir einmal gabst: Ich gebe dir
ein Schiff. Du kannst Multidon verlassen, wann immer du willst. Niemand wird dich daran
hindern.«
Gucky bewunderte die Einstellung des Meisters, aber er mußte unter allen Umständen verhindern,
daß Ras und Tronar als Gefangene in unbekannte Richtung davongeführt wurden. Einmal in den Händen
der restlichen zwei Meister waren sie verloren.
»Ich kann dein Angebot nicht annehmen, Proht, so leid mir das tut. Niemals würde ich zwei
Freunde im Stich lassen.«
»Was willst du dagegen machen?«
»Ich werde die Evakuierung Multidons erschweren«, sagte Gucky.
»Das ist nicht so einfach, aber selbst wenn es dir gelänge, so werde ich die Gefangenen nicht
freigeben, um es zu verhindern. Sie sind wichtiger als ein verlorener Planet.« Proht ging zu
seinem Platz zurück und setzte sich. Noch immer ignorierte er seine Waffe, die griffbereit ganz
in der Nähe seiner Hände lag. »Es wird ein paar Tage dauern, bis Multidon zur Hölle wird.
Vielleicht gelingen deine Pläne. Aber wie wirst du dich retten?«
»Kannst du dir vorstellen, daß mir das ziemlich egal ist?«
Proht sah ihn forschend an. Dann nickte er.
»Ja, ich kann es mir vorstellen.« Er drehte sich um. »Ich würde es dir hoch
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