Silberband 032 - Die letzte Bastion
wandte sich Hakolin wieder der Stirnwand zu. Er zog sich mit einem Ruck hinauf.
Oben befand sich ein Plateau, eine Plattform von etwa zehntausend Quadratmetern Fläche, die im
Hintergrund an einer hufeisenförmig gewölbten Felswand endete.
Hakolin entdeckte die Reihe dunkler Öffnungen dicht über dem Boden auf den ersten Blick. Er
wußte im gleichen Augenblick, was er vor sich hatte.
Hochaufgerichtet schritt er darauf zu.
Das letzte, was seine Sinne wahrnahmen, waren die Schritte seiner Begleiter, die ihm
folgten.
Dann trieben drei grünlich flimmernde Gasschwaden über das Plateau und zerflatterten im Wind,
bevor sie den Rand der Plattform erreichten.
Der Kommandant hatte seine Aufgabe erfüllt. Der Gegner existierte nicht mehr.
Die Spuren, die dieser kurze Kampf hinterlassen hatte, würden schon sehr bald durch die unbändige
Vegetation des Planeten restlos beseitigt werden. In absehbarer Zeit würde nichts mehr davon
zeugen, daß Fremde hier gewesen waren.
Der Kommandant wartete und beobachtete weiter. Er würde dies solange tun, bis
seine Erbauer zurückkamen – eines Tages …
17.
Der große, hagere Mann lag mit geschlossenen Augen in dem Antigravtank seines
Schlafraumes. Die weißen Haare fielen weich über die Ohren und standen infolge der herrschenden
Schwerelosigkeit gleich einem Strahlenkranz vom Kopf des Arkoniden ab.
Atlan atmete ruhig und gleichmäßig tief. Doch er schlief nicht, auch wenn es für einen
hypothetischen Zuschauer so aussehen würde.
Er dachte Dinge, von denen er bisher angenommen hatte, daß er gegen sie gefeit sei. Und
seltsamerweise erhöhte sich sein Puls dabei.
Seufzend öffnete er die Augen. Die Erregung ließ sie feucht schimmern.
Mechanische Psycho-Sensoren leiteten die seelische Spannung des uralten Mannes weiter an die
Zimmer-Automatik. Eine Schaltung erwachte zum Leben. Auf der normalerweise farblosen Decke des
Raumes erschienen dreidimensionale Projektionen von Farbmustern. Zugleich ertönte wie aus weiter
Ferne eine Melodie.
Allmählich klang Atlans Erregung ab.
Er schaltete den Antigravtank um und stieg aus. Bedächtig stieg er in seine
Bordkombination.
Das Summen des Türmelders bewog ihn, sich ein wenig schneller anzukleiden. Während er mit der
Linken noch den Magnetsaum schloß, drückte die Rechte bereits auf die Schaltplatte der
Öffnungsautomatik.
Dann ging der Arkonide mit federnden Schritten ins Wohnzimmer hinüber.
Er kam gleichzeitig mit seinem Besucher dort an, einem Mann, dessen Figur ihm fast völlig
glich, und der sich eigentlich nur durch sein relativ kurzgeschnittenes dunkles Haar, seine
grauen Augen und das etwas energischere Kinn von ihm unterschied. Atlan hob die Rechte zum
Gruß.
»Hallo, Perry! Nett, daß du mich besuchst!«
Perry Rhodan verzog das schmale Gesicht zu einem flüchtigen, Lächeln. Aber seine Augen blieben
unberührt davon. Er winkte ebenfalls mit der Hand.
»Hallo, Freund!«
Sekundenlang standen sie schweigend einander gegenüber. Dann wandte der Lordadmiral sich ab
und machte sich am Getränkeautomaten zu schaffen.
»Was darf ich dir anbieten?« fragte er über die Schulter zurück.
»Soda – ohne alles«, erwiderte Rhodan knapp und ließ sich in einen der bequemen Sessel
sinken. Der Ausdruck ›Sessel‹ wurde dem komplizierten Möbelstück eigentlich nicht gerecht; es
enthielt einige Servomechanismen, die ganz auf das Wohlbefinden des jeweiligen Benutzers
abgestimmt waren. Die Lehnen schmiegten sich weich um Rhodans Oberkörper; seine Füße wurden
hochgestellt und selbstmodulierende Vibratoren sorgten für eine entspannende
Zellbeeinflussung.
Mit ärgerlichem Verziehen des Gesichts schaltete Perry die Sesselautomatik ab.
Atlan sah es und lachte leise.
»Du bist und bleibst der selbstgenügsame Barbar, der vor nichts so große Angst hat wie vor
dekadenten Angewohnheiten – oder vielmehr vor Angewohnheiten, die er für dekadent hält.«
Perry Rhodan winkte schweigend ab. Er nahm das Glas entgegen, das Atlan ihm reichte, und trank
sein Sodawasser in sparsamen Schlucken.
Der Arkonide hob sein hohes Glas gegen das diffuse Deckenlicht und beobachtete
gedankenverloren die Eisstücke, die silbrig leuchtend in der gelblichen Flüssigkeit schwammen.
»Wenn du sie so gern magst, warum machst du ihr dann kein Heiratsangebot, Freund?« fragte Rhodan
nach einer Weile.
Atlan schrak aus seinen Gedanken auf.
»Wie bitte?«
Er lachte gepreßt.
»Du hast recht, Perry. Man merkt es
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