Silberband 034 - Die Kristallagenten
Aufhellung brachten.
Ein kühler Wind blies Rhodan ins Gesicht, als er aus der Bodenluke trat. Er kam aus dem Innern
des Kontinents und brachte staubfeinen Sand mit, der sich im Nu in allen Poren festsetzte und den
Kampfanzug mit einer grauen Schicht überzog.
Plötzlich schien das Diskusschiff in Flammen zu stehen.
Perry Rhodan wirbelte herum und hielt den Kombistrahler in der Faust, bevor sein Gehirn die
Dinge richtig registriert hatte.
Bläuliche Flämmchen waberten über die Schiffshülle, tanzten im Wind einen geisterhaft
lautlosen Tanz.
»Was ist los?« fragte Roi Danton aus der Schleuse. Mit einem gewaltigen Satz übersprang er die
Rampe und landete neben Rhodan im Sand.
Im Lichtkegel seiner Brustlampe erblickte dieser die weit aufgerissenen Augen des
Freihändlers.
»Dein … Ihr Anzug!« stammelte Roi.
Mühsam wandte Rhodan den Kopf nach links und beobachtete das flackernde blaue Flämmchen auf
seiner Schulter.
Im nächsten Moment brach sich die Erleichterung in einem lauten Auflachen Bahn.
»Elmsfeuer«, erklärte er. »Die Reibung des Sandes auf Plastik oder Metall erzeugt eine
elektrische Entladung, die sich in Form blauen Lichts bemerkbar macht.«
Nun tanzten die Flämmchen auch auf Rois Anzug, hüpften den Ärmel herab und sprangen über, als
Rhodan die Hand ausstreckte.
Der Freihändler stieß eine Verwünschung aus.
»Wo bleibt Ihre gute Erziehung, Monsieur?« fragte Rhodan sarkastisch. »Nicht genug, daß Sie
mich vorhin duzen wollten …«
Roi Danton errötete. Perry Rhodan konnte es deutlich erkennen. Er fragte sich wieder einmal,
woher er dieses Gesicht kannte. Die Züge wirkten in manchen Augenblicken seltsam vertraut, zu
anderen Zeiten aber wieder völlig fremd.
Dieser Mann besaß ein Geheimnis, dessen Auflösung irgendwo in der Vergangenheit liegen
mußte.
»Il fait du vent«, murmelte Roi.
»Wie bitte?«
»Es ist windig, habe ich gesagt, Grandseigneur. Wir sollten uns nicht zu lange draußen
aufhalten. Ich weiß nicht, ob der Staub kristallhaltig ist.«
Erschrocken klappte Rhodan seinen Helm nach vorn und schaltete den Minikom ein.
»Meinen Sie wirklich?«
Danton lachte. Er schloß ebenfalls den Helm.
»Nur ein Scherz. Aber der Staub kriecht mir vom Hals her zu allen Körperteilen. Ich brauche
demnächst ein Bad.«
»Da werden Sie noch etwas warten müssen«, entgegnete Perry Rhodan ironisch.
Er stand eine Weile überlegend auf einem Fleck, dann gab er sich einen Ruck.
»Lloyds Vorschlag ist vielleicht doch nicht so schlecht. Wir sind gelandet, ohne daß sich
jemand darum gekümmert hätte. Aber hier können wir weder etwas sehen noch etwas unternehmen.«
»Voilà! Also nach Norden!«
Rhodan nickte.
»Wir müssen es versuchen.«
Das Diskusraumschiff flog in zweihundert Metern Höhe über den Äquatorkontinent.
Unter ihm wirbelte der Sand auf und wurde vom Sog in einer mächtigen Wolke nachgezogen. Immerhin
flog die Space-Jet zwölffache Schallgeschwindigkeit.
Pandar Runete ging auf hundert Meter herab, als die Küste passiert war. Das Meer wogte monoton
in seinem riesigen Becken. Wenn die Wellen sich überschlugen, quirlte Schaum auf. Die Glut der
Triebwerke wurde grell reflektiert. Aber die Geschwindigkeit war zu hoch, als daß von Bord aus
erkannt werden konnte, ob das Meer Leben beherbergte.
Es war auch uninteressant.
Man war nicht hierhergekommen, um nach Leben zu suchen, sondern um das Leben der Menschheit zu
schützen, ihr die geistige Freiheit zu bewahren und einen unheimlichen Gegner in seinem
geheimsten Schlupfwinkel aufzuspüren.
Je näher man dem Nordkontinent kam, desto erregter wurde Rhodan. Würden sie auf Keeg eine Spur
finden, die zu den Herren der Kristalle führte? Oder waren alle Anstrengungen vergebens, weil es
überhaupt keine Spur gab?
Roi nieste lautstark.
»Ich glaube, der Staub ist bis in meine Stirnhöhle gekrochen«, sagte er. »Ekelhaft, dieses
Jucken.«
Pandar Runete zeigte mit dem Daumen nach unten.
»Dort ist genügend Wasser für ein Bad, Monsieur.«
»Zuviel«, gab Roi wortkarg zurück.
Tako Kakuta lächelte.
»Vielleicht gibt es im Polhafen eine Badegelegenheit.«
»Parbleu!« entfuhr es dem Freihändler. »An so etwas haben die Kristalle bestimmt nicht
gedacht. Die armen Kerle, die dort leben und arbeiten müssen …!«
Rhodans Gesicht verfinsterte sich.
Die erste Erkundung hatte bewiesen, daß auf dem nordpolaren Raumhafen humanoide Lebewesen
arbeiteten, vermutlich Menschen, die
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