Silberband 034 - Die Kristallagenten
Fellmer Lloyd stöhnte. »Wir müssen etwas dagegen unternehmen, Sir!«
Perry Rhodan lachte bitter.
»Wir sind dabei, Lloyd. Aber es wäre sinnlos und grausam gegenüber den Opfern der Kristalle,
jetzt schon loszuschlagen. Wir würden sie bestenfalls für einige Stunden befreien können –
danach …?«
Er schüttelte sich.
»Ich fürchte, wir könnten sie selbst dann, wenn wir sie augenblicklich befreiten, bestenfalls
wieder physisch zu Menschen machen. Die Untersuchungsergebnisse der Forschungskommission sind
Ihnen ebenfalls bekannt, meine Herren.«
Knirschend löste sich die erste Stahlplatte. Sie war fast quadratisch und mochte eine
Seitenlänge von dreißig Metern haben. Ihre Ränder glühten noch.
Ein Schwenkarm packte mit Magnetklauen zu und hob die Platte empor, so daß sie von einer unter
dem Dach hängenden riesigen Laufkatze erfaßt und abtransportiert werden konnte.
»Haben Sie das gesehen, Sir?« rief Pandar Runete. »Die Platte war an einigen Stellen
durchlöchert. Es sah fast so aus, als wäre sie durch Mikro-Meteore beschädigt worden!«
Perry Rhodan zuckte die Schultern.
Es interessierte ihn nicht, ob die Außenhülle des Birnenraumers von Meteoren beschädigt worden
war oder nicht. So etwas gehörte zur Raumfahrt wie der Verschleiß von Schuhsohlen zum
Fußgänger.
Die nächste Platte wurde abgelöst.
Aber eine Ecke hing noch fest. Wahrscheinlich hatte der Mann am Steuerpult nicht richtig
aufgepaßt, als er den Impulsschalter dirigierte.
Es gab einen heftigen Knall, als der Schwenkarm den Widerstand überwand. Ein Funkenregen
sprühte hernieder, und ein abgerissener, glühender Metallfetzen schwirrte durch die Luft.
Von der Plattform her ertönte ein gellender Schrei.
Dann war Stille.
Niemand kümmerte sich um den Versklavten, der von dem glühenden Bruchstück erschlagen worden
war. Lediglich trat ein bisher Unbeteiligter an seine Stelle.
»Mein Gott!« stieß Rhodan hervor.
»Wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre, hätte ich mir diesen Tod schon ein Jahr früher
gewünscht«, murmelte Fellmer Lloyd.
»Sie haben recht«, erwiderte Roi. »Für ihn war es eine Erlösung von einem grauenhaften
Schicksal. Kein Tod kann so schlimm sein wie die restlose geistige Versklavung dieser
bedauernswerten Menschen.«
In unmittelbarer Nähe der fünf Männer wankte ein Mann am Rand der Plattform entlang. Er sah
aus, als wäre er volltrunken, aber die Blutfäden, die an seinen Mundwinkeln herabliefen, redeten
eine andere Sprache.
Als eine leichte Erschütterung durch die Plattform ging, brach der Mann zusammen; er drehte
sich im Fallen und stürzte über den Rand.
Perry Rhodan hielt ihn plötzlich in den Armen, ohne daß er sich bewußt geworden war, daß er
gehandelt hatte.
Behutsam setzte er ihn ab.
Tako half ihm, den Bewußtlosen auf den Boden zu legen.
Niemand protestierte, obwohl wahrscheinlich jeder der Männer wußte, daß ihre Anwesenheit
offenbar werden mußte, wenn jemand den Vorfall beobachtete.
Tako Kakuta holte sein Erste-Hilfe-Päckchen hervor und gab dem Mann eine Injektion.
»Ara-Stimulanz«, flüsterte er.
Major Runete fuhr dem Bewußtlosen mit dem behandschuhten Zeigefinger in den Mund und entfernte
die zurückfallende Zunge von der Luftröhrenöffnung. Roi Danton injizierte ein biologisches
Stärkungsmittel.
Etwa zwei Minuten danach öffnete der Mann die Augen. Er starrte verständnislos um sich und
lallte unverständliches Zeug, als Rhodan und Tako ihn aufrichteten.
»Er kann uns nicht sehen«, sagte Fellmer Lloyd.
»Wir dürfen die Deflektorfelder dennoch nicht ausschalten«, befahl Rhodan. »Das wäre das
Ende.«
»Muß gehen … gehen!« lallte der Mann. »Befehl … muß … ausgeführt …«
Roi schaltete den Außenlautsprecher ein.
»Können Sie mich hören?« fragte er halblaut.
»Hören …«, echote der Mann.
Unerwartet riß er sich los. Niemand hatte damit gerechnet, daß der ausgezehrte Körper noch so
viel Kraft aufbringen würde.
»Hören … Befehle!« vernahm Perry Rhodan. »Ich … komme!«
Pandar Runete stieß einen Knurrlaut aus und wollte hinterhereilen.
»Zurück!« ordnete Rhodan an. »Wir können ihm nicht helfen. Wir können ihn auch nicht
herausholen.«
Der Mann ging jetzt sehr aufrecht und zielsicher. Er hob den Kopf, als suchte er eine Stelle,
an der er wieder auf die Plattform zurücksteigen konnte.
Aber er fand keine.
Plötzlich glitt ein kleiner Transportschweber um die Rundung der
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