Silberband 035 - Magellan
sein, und er weiß offenbar ebensowenig mit uns anzufangen
wie Trikort«, berichtete Roi Danton, der das erste Verhör über sich ergehen lassen mußte. »Sie
benutzen unseren Gedankenzeichner zum Verhör, Grandseigneur. Das erleichtert natürlich die
Aufgabe, ihnen nur das mitzuteilen, was sie wissen dürfen.«
»So?« sagte Rhodan wortkarg.
»Ja, Grandseigneur. Natürlich versuchte man, mich einzuschüchtern.«
»Was ihnen selbstverständlich gründlich mißlungen ist, wie ich Sie einschätze, Monsieur
Danton.«
Roi grinste.
»Sobald sie begannen, physische Gewalt anzuwenden, habe ich ihnen nur rotierende Kreise auf
die Bildschirme gezaubert. Das bewog sie jedesmal, sofort wieder von mir abzulassen.«
»Ausgezeichnet!« rief Rhodan aus. »Das müssen wir den anderen mitteilen!«
»Schon geschehen, Grandseigneur.«
»Ich sehe den Ausgang!« überschrie Melbar Kasom das Tosen des Wasserfalls.
Oro Masut turnte an der glitschigen Wand hinter dem Vorhang herabstürzenden Wassers
entlang.
»Ich komme!« rief er zurück.
Sobald er aus dem Bereich des Wasserfalls gekommen war, schaltete er seinen Mikrogravitator
aus. Sofort fühlte er sich so leicht wie ein gasgefüllter Ballon. Ohne große Anstrengung überwand
er die nächsten zwanzig Meter der senkrechten Röhre, dann zog Kasom ihn endgültig ins Freie.
Er sah, daß das Wasser aus einer etwa fünfzig Meter höher befindlichen Öffnung im Fels
hervorschoß. Es sammelte sich in einem natürlichen Staubecken von etwa vierzig Meter Durchmesser,
das zur Hälfte in einem mächtigen Felsvorsprung eingebettet war, zur anderen Hälfte in eine
breite, aber anscheinend nicht tiefe Höhle hineinreichte.
Weit unter ihnen lag der Felsenkessel im rötlichen Schein der Abendsonne, die hinter der
jenseitigen Wand unterging. Ihre Strahlen brachen sich an den wenigen blanken Stellen des
Birnenraumschiffes, dessen stielförmig auslaufende Bugspitze sich etwa in gleicher Höhe mit den
beiden Männern befand.
Gleich Ameisen bewegten sich auf der Talsohle die Gestalten von Gurrads.
Masut zog einen Feldstecher hervor, den er ihrer Sonderausrüstung entnommen hatte. Als er ihn
nach unten richtete, erkannte er, daß der größte Teil der sichtbaren Gurrads zu den Befreiten von
Modula II gehörte. Nur wenige Besatzungsmitglieder des Birnenraumers standen in ihren hellgrauen
Lederkombinationen zwischen den mächtigen Landebeinen. Anscheinend handelte es sich um
Wachtposten, denn sie trugen Energiegewehre.
Er reichte den Feldstecher seinem Gefährten, wobei er sagte:
»Die Befreiten scheinen noch nicht zu einer militärischen Einheit zusammengefaßt worden zu
sein. Sie bewegen sich ziemlich willkürlich. Vielleicht sollten wir versuchen, einen Einzelgänger
zu fangen.«
Kasom setzte das Glas ab und nickte.
»Eine gute Idee. Wir werden sie von hier aus beobachten. Sobald sich einer von ihnen
absondert, folgen wir ihm im Schutz unserer Deflektorfelder und holen ihn in unsere Höhle.«
Oro kniff die Augen zusammen und starrte in das winzige Kreissegment der Sonne, das allmählich
endgültig hinter der gegenüberliegenden Felswand verschwand.
»Ich fürchte, vor morgen werden wir kein Glück damit haben. Es wird spürbar kälter, obwohl es
schon den ganzen Tag über nicht warm war. Die Gurrads ziehen sich bestimmt bald in ihre
Unterkünfte zurück.«
»Gut, dann ziehen wir uns ebenfalls zurück«, entgegnete Melbar lächelnd. »Ehrlich gesagt, ich
friere schon seit Stunden.«
Das allerdings war übertrieben, denn die beiden Ertruser hatten trotz geöffneter Helme ihre
Anzugheizung eingeschaltet. Sie verbrauchte wenig Energie und war daher ein unbedeutender Faktor
bei der Rationierung ihres Deuterium-Vorrats.
Sie ließen sich an der Felswand absinken, bis sie den eigentlichen Eingang ihrer Höhle
erreichten. Dieser Weg war weniger beschwerlich als der durch die vom Wasser ausgewaschene
Röhre.
Sie vereinbarten, sich alle drei Stunden beim Wachen abzulösen, und bestimmten den ersten
durch das Werfen einer Münze. Oro Masut mußte die erste Wache antreten.
Er schloß seinen Helm, ließ aber die Frischluftzuführung offen. So verbrauchte er nichts von
dem kostbaren Sauerstoffvorrat und hatte es doch angenehm warm, denn die Luftzufuhr erfolgte über
ein thermostatgeregeltes Aufheizaggregat.
Ein wenig neidisch blickte er auf Melbar Kasom, der mit geschlossenem Helm schlief. Dann begab
er sich zum Vorderausgang der Höhle.
Er kletterte einige Meter
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