Silberband 036 - Die Zeitpolizei
Normalfunkverbindung zur VESPASIAN
herstellen. Die VESPASIAN war das Flaggschiff des 82. GSV.
Es dauerte nur wenige Sekunden, bis sich das Gesicht Ems Kastoris auf dem Bildschirm zeigte.
Poindexter hatte schon viel von diesem General gehört, den man in der Solaren Flotte den
›Heiteren‹ nannte.
Rhodan kam sofort zur Sache.
»Haben Sie das fremde Schiff auf Ihren Ortungsbildschirmen?« fragte er schnell.
Kastori bejahte. Poindexter fragte sich, wie ein so harmlos aussehender Mann so erfolgreich
sein konnte.
»Bilden Sie drei Keilformationen«, ordnete Rhodan an. »Fliegen Sie einen Scheinangriff auf das
unbekannte Raumschiff. Ich möchte sehen, wie es darauf reagiert.«
Kastori bestätigte, und der Bildschirm verblaßte. Rhodan wandte seine Aufmerksamkeit wieder
den Bildschirmen der Raumbeobachtung zu. Es war deutlich zu sehen, wie die Schiffe des 82. GSV
sich neu formierten. Wenn die Besatzung des schwarzen Raumschiffs nicht gerade schlief, mußte sie
die Bedeutung dieser Manöver erkennen.
Poindexter blickte gespannt auf die Bildschirme. Warum reagierte das mysteriöse Raumschiff
nicht? War sich die Besatzung ihrer Überlegenheit so sicher – oder war sie nicht in der
Lage, die Flucht zu ergreifen?
Ems Kastoris Schiffe hatten drei Keilformationen gebildet. Der mittlere Verband bildete die
Spitze. Die VESPASIAN flog voran. Die Kanonen der Schiffe waren auf den Planetoiden gerichtet,
über dem das fremde Schiff noch immer bewegungslos verharrte.
»Keine Reaktion!« stieß Rhodan erstaunt hervor. »Sie müssen doch sehen, daß Kastori einen
Angriff fliegt.«
Poindexter fragte sich, wer wohl diese Wesen waren, die Rhodan mit ›sie‹ bezeichnete.
»Funkspruch über Normalfunk!« rief einer von Dantons Funkern. »Ich glaube, er kommt von dem
fremden Schiff.«
»Würden Sie die Güte haben, den Anruf in die Zentrale zu legen?« fragte Danton gelassen.
Noch während Poindexter darüber nachgrübelte, wie die Besatzungsmitglieder des schwarzen
Raumschiffs aussehen könnten, erschien auf dem Bildschirm des Normalfunks das Gesicht einer
jungen Frau. Poindexter riß die Augen auf. Sein Kinn sank herab.
»Suzan!« hörte er Perry Rhodan rufen. »Um Himmels willen! Was hat das zu bedeuten?«
Poindexter begriff, daß die gutaussehende Frau Rhodans Tochter war. Seine Gedanken wirbelten
durcheinander. Wie kam sie in die Große Magellansche Wolke, und – was noch rätselhafter
war – wie kam sie an Bord dieses seltsamen Raumschiffs? Poindexter erinnerte sich, daß
Rhodans Tochter mit dem Hyperphysiker Geoffry Abel Waringer verheiratet war.
»Willst du Kastori nicht befehlen, daß er seinen Angriff stoppt, Vater?« erkundigte sich Suzan
mit liebenswürdigem Spott. »Oder willst du warten, bis der übereifrige General das Feuer auf
deine Tochter und einige Freunde eröffnet?«
»Was geht an Bord dieses Schiffes vor?« brachte Rhodan hervor. Seine Hände umklammerten die
Verkleidung der Kontrollen. Man konnte sehen, daß das plötzliche Auftauchen seiner Tochter ihn
überrascht, wenn nicht schockiert hatte.
»Ich brauche eine Verbindung zur VESPASIAN!« rief Rhodan. »Kastori muß sofort seine Schiffe
zurückziehen.«
Rhodan mußte den entsprechenden Befehl nicht mehr geben. Ems Kastori hatte offenbar über die
Funkanlage seines Schiffes die Geschehnisse verfolgt. Die Einheiten des 82. GSV verlangsamten
ihren Flug und drehten ab.
»So«, sagte Rhodan aufatmend. »Jetzt möchte ich endlich ein paar vernünftige Erklärungen
hören, Suzan.«
Seine Tochter lächelte.
»Ich möchte mit Roi Danton sprechen«, forderte sie. »Wie ich sehe, hältst du dich an Bord
seines Schiffes auf.«
»Ausgerechnet mit dem König!« entfuhr es Rhodan. »Was versprichst du dir davon?«
»Ich bin daran gewöhnt, von Damen umschwärmt zu werden«, ließ sich Dantons Stimme vernehmen.
»Stets zu Ihren Diensten, Madame!«
»Heutzutage muß man Lichtjahre zurücklegen, um einen echten Kavalier zu treffen«, sagte Suzan
seufzend. »Wie geht es Ihnen, Monsieur Danton?«
»Ausgezeichnet, Madame! Ich bin entzückt, daß Sie für mein Befinden Interesse zeigen. Ich
will …«
»Genug!« fuhr Rhodan dazwischen. »Suzan, ich möchte jetzt endlich wissen, wie du
hierherkommst?«
»Dazu ist es notwendig, daß du auf dem Planetoiden landest, über dem das Schiff unserer
Freunde steht.«
Rhodans Augenbrauen zogen sich zusammen. Er war mißtrauisch, und Poindexter konnte diese
Gefühlsregung durchaus
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