Silberband 038 - Verschollen in M 87
Kommandostand stand offen. Irven, sich seiner Pflichten als Adjutant bewußt,
stolperte durch die Öffnung. Im Kommandostand herrschte die geräuscharme, zielbewußte Aktivität,
die man an Orten vorfindet, an denen vorzüglich trainierte Mannschaften am Werk sind. Irven kam
sich in seiner Aufregung ein wenig lächerlich vor.
Knapp eine Minute später war das Rätsel gelöst.
Die CREST IV stürzte mit beachtlicher Geschwindigkeit auf Truktan zu. Das Triebwerk war
außerstande, den Sturz abzufangen. Der Antigrav war nicht in der Lage, das entnervende Gefühl des
freien Falls, das die Mägen der Männer nach oben trieb, zu mildern. Jedes andere wichtige
Aggregat an Bord des gewaltigen Schiffes war ebenso funktionsunfähig. Denn ein Saugfeld, aus
unbekannter Quelle kommend, absorbierte alle Energie, die die Generatoren der CREST
erzeugten.
Der gewaltige Energiestrom, der sonst von den Generatoren durch die Kanäle des mächtigen
Raumschiffs flutete, war bis auf wenige Tropfen versiegt. Die Tropfen reichten gerade noch aus,
um die Beleuchtung und einige primitive Geräte in Gang zu halten, und eines der primitiven Geräte
ermittelte schließlich, daß die CREST sich auf den Raumhafen südlich der Festung zubewegte, auf
der auch des Skoartos beschädigtes Schiff notgelandet war, und daß das Saugfeld unzweifelhaft aus
dem Innern der Festung kam.
Das war alles. An Gegenwehr war nicht zu denken, denn der Energieausfall legte die
Schiffsgeschütze lahm.
Das Landemanöver wurde mit einer Exaktheit durchgeführt, deren nur ein automatisches
Steuergerät fähig war. Die Existenz dieses mächtigen Traktorstrahls war mit Erstaunen registriert
worden. Vor nicht allzulanger Zeit hatte die CREST die Festung angegriffen. Damals hatten sich
die Festungsbewohner nicht so zur Wehr gesetzt. Das konnte nur bedeuten, daß dieses Traktorfeld
der Festungsbesatzung damals aus irgendwelchen Gründen nicht zur Verfügung stand.
Von dem Augenblick, in dem Irven Holler auf so unglückliche Weise auf dem Interkompult in
Perry Rhodans privatem Konferenzzimmer landete, bis zu der Sekunde, in der die CREST auf dem
großen Raumlandefeld südlich der Festung aufsetzte, vergingen fünfzig Minuten.
Inzwischen hatte man Vorbereitungen getroffen. Die von dem Saugfeld nicht erfaßte Restleistung
der Generatoren reichte aus, um die hydraulischen Landebeine des Riesenschiffs auszufahren. Die
Landung vollzog sich, ohne dem Schiffskörper Schaden zuzufügen.
Es war festgestellt worden, daß die körpereigenen Generatoren der Roboter von dem Saugfeld
nicht beeinflußt wurden. Im Augenblick der Landung standen zweieinhalbtausend Roboter zur
Ausschiffung bereit.
Die Strategie lag fest. Die Festung war, um den Traktorstrahl und das Saugfeld wirksam werden
zu lassen, nicht in der Lage, sich durch den üblichen Feldschirm zu schützen. Der einfachste Weg,
das Saugfeld zu beseitigen – und gleichzeitig der einzige, der sich im Augenblick
anbot –, war, die Festung zu berennen.
Außer den Robotern machte sich ein Bataillon regulärer Truppen zum Aussteigen bereit. Das
Kommando über den Verband lag bei Perry Rhodan, der sich entschlossen hatte, den Angriff
persönlich zu leiten. Die CREST blieb unter der Obhut des Arkoniden Atlan. Rhodan und seine Leute
waren mit den modernsten Mitteln der Nahkampftechnik ausgerüstet. Jeder der vierhundert Männer
trug einen Kampfanzug mit eingebautem Antigravprojektor und Deflektorfeld.
Das Schiff landete nahe der Mitte des rechteckigen Landefeldes, das sich, auf drei Seiten von
der Windung eines mächtigen Stroms umzogen, an die fünfhundert Meter hohe Steilwand schmiegte,
die zur Festung hinaufführte. Vom Landeplatz der CREST bis zum Fuß der Wand waren etwa zehn
Kilometer zurückzulegen. Es gab keine Möglichkeit, dem Gegner die Ausschleusung der Roboter zu
verheimlichen. Die regulären Truppen jedoch bedienten sich ihrer Deflektorfelder, um unsichtbar
und ungesehen das weite, ebene Feld zu überqueren.
Die Gebäude, die den Nordrand des Feldes rahmten, lagen leer und verlassen. Der Gegner in der
Festung hatte im Augenblick offenbar nicht die Absicht, oder es mangelte ihm an geeigneten
Mitteln, den Vormarsch der Robottruppe aufzuhalten. Unangefochten erreichten die Roboter den Fuß
der Wand und gerieten damit zeitweilig aus dem Blickfeld der Festung, deren hundert Meter hohe
Stahlmauer fünfhundert Meter unmittelbar hinter der Wand aufragte.
Der Aufstieg wurde ohne Zögern
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