Silberband 038 - Verschollen in M 87
Raum getreten war. Er hatte den Raum durchqueren
wollen, um einen auf der anderen Seite gelegenen Ausgang zu erreichen.
Die Frage, die er sich zu beantworten hatte, hieß:
Wie bin ich in diesen Sumpf geraten?
In der Richtung, in der die Sonne stand und die er, weil sie sich noch nicht
besonders hoch über den Horizont erhoben hatte, willkürlich als Osten bezeichnete, wurden die
Buschinseln allmählich weniger und die ölige Sumpffläche breiter. Im Westen verhielt es sich
umgekehrt. Sein vordringlichstes Ziel war, festen Boden unter die Füße zu bekommen. Er hielt sich
also nach Westen.
Die ersten zwei Stunden oder so war das Vorwärtskommen ziemlich mühselig. Er versuchte mehrere
Taktiken, bis sich eine davon als die erfolgreichste erwies. Sie bestand darin, daß er sich vom
Rand einer Buschinsel mit möglichst viel Schwung in den trüben Schlamm warf und mit den Armen so
wild wie möglich um sich schlug, so daß er mit dem Kopf noch über Wasser war, wenn er in
Greifweite der nächsten Insel kam.
Auf diese Weise legte er pro Stunde etwa einen Kilometer zurück. Die Sache war ziemlich
ermüdend, und als er schließlich dorthin kam, wo der Sumpf nur noch aus kleinen Lachen zwischen
großen Inseln bestand, benutzte er die erste Gelegenheit, um sich zwischen zwei Büschen, die ihm
vor den brennenden Strahlen der fremden Sonne Schutz boten, eine Zeitlang auszuruhen.
Eine Viertelstunde später nahm er, von innerer Unruhe getrieben, die Wanderung wieder auf. Er
hielt sich weiterhin nach Westen. Während er niedergeschlagen über den jetzt ausreichend festen
Grund trottete, nahm er das Frage-und-Antwort-Spiel mit sich selbst wieder auf, das er während
des ermüdenden Vordringens durch den Sumpf vorübergehend unterbrochen hatte.
Wie war er hergekommen? Und wo war er?
Er war, wenn er es genau nahm, nicht einmal sicher, ob er sich noch auf Truktan befand. Die
Gravitation schien dieselbe, aber Truktans Sonne schien weniger intensiv als der milchige, weiße
Glutball, der aus einem verwaschenen Himmel herabbrannte und den Sumpf fast zum Kochen brachte.
Noch weitaus verwirrender war die Tatsache, daß Irvens Armbandkompaß nicht mehr funktionierte.
Truktan besaß ein ausgeprägtes Magnetfeld, das einwandfreie Kompaßfunktion ermöglichte,
ausgenommen natürlich im Innern der Festung, wo die ungeheure Fülle von Stahl das Feld
deformierte und den Kompaß verwirrte. Aber er befand sich nicht in der Festung. Nirgendwo war
auch nur eine Spur intelligenter Besiedlung zu sehen, und dennoch schwankte der kleine
Lichtzeiger wie betrunken hin und her.
Es war natürlich möglich, daß es in der Nähe große unterirdische Eisenerzvorkommen gab.
Das Problem erwies sich mithin als unlösbar. Irven war unfähig zu bestimmen, wo er sich
befand, und, falls es wirklich der Boden von Truktan war, den er unter den Füßen hatte, ob die
Richtung, in der er sich bewegte, die richtige war.
Es blieb ihm nichts anderes übrig, als weiterzugehen. Er gewann nichts, wenn er
stehenblieb.
Als die Sonne den Zenit erreichte, war es so heiß, daß selbst die Klimaanlage seiner
Kampfmontur die Temperatur im Innern des Anzugs nicht unter vierzig Grad halten konnte. Die
Anstrengung des Marsches trieb Irven den Schweiß aus allen Poren. Er entschloß sich, Perry
Rhodans Befehl in Anbetracht der besonderen Umstände zu mißachten und den Antigrav einzuschalten.
In acht bis zehn Meter Höhe glitt er über die eintönige Busch- und Graslandschaft hinweg, kam
dreimal so schnell voran wie bisher und hatte Gelegenheit, die strapazierten Muskeln zu
entspannen.
Er mochte zwei Stunden geflogen sein, den Kurs in regelmäßigen Zeitabständen nach der
Wanderung der Sonne korrigierend, als er im Dunst voraus Bewegung beobachtete. Er hielt darauf
zu. Aus den nebligen Schwaden, die den Horizont verdeckten, erschien ein schwarzer Punkt, der,
während er ihm entgegenkam, schnell an Umfang gewann. Irven erkannte ein Paar weiter, dunkler
Schwingen, die träge die heiße Luft schlugen, und schließlich einen langen, nach vorn gereckten
Hals, der in einem häßlichen, mit langem Schnabel bewehrten Kopf endete.
Die Bestie hatte Irven ausgemacht. Irven glitt in die Tiefe, um im Gebüsch Schutz zu suchen,
aber der Flugdrache kam ihm zuvor. In steilem Gleitflug schoß er unmittelbar unter Irven
hindurch. Der Sog des gewaltigen Tieres wirbelte Irven durcheinander und raubte ihm für ein paar
Sekunden die Orientierung. Er hörte den
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