Silberband 038 - Verschollen in M 87
spitzen, heiseren Schrei des Ungeheuers unmittelbar neben
sich, warf sich herum und riß den Strahler hervor. Der scharfe Schnabel war dicht vor ihm, weit
aufgerissen, eine gelbliche Zunge und ein Gebiß aus scharfgratigen Knochenleisten entblößend.
Irven feuerte. Der grelle Energiestrahl fuhr der Bestie in den Rachen und verdampfte den
scheußlichen Kopf. Die weiten, ledernen Schwingen peitschten die Luft mit der Wildheit, die
entfesselte Muskeln kurz vor dem Tod entfalten.
Dann stürzte das Tier in die Tiefe. Berstend und krachend schlug es in den Busch.
Irven orientierte sich. Er hatte selbst während des Kampfes nicht aufgehört, sich vorwärts zu
bewegen, und der Sog des Flugdrachen mochte ihm zusätzliche Geschwindigkeit verliehen haben. Auf
jeden Fall sah er am Fuße der Nebelwand, die den Horizont verdeckte, die silbrige, glänzende
Fläche eines breiten Stroms, der sich in nordsüdlicher Richtung erstreckte. Das Buschland setzte
sich bis ans Ufer des Flusses fort und ging dort in Schilfgelände über, das sich ein paar hundert
Meter weit in den Fluß hineinzog.
Irven hielt darauf zu. Jenseits des Flusses waren weitere Punkte erschienen. Die Gegend schien
von Flugdrachen zu wimmeln. Er hatte nicht die Absicht, sein Glück allzuoft auf die Probe zu
stellen. Er schaltete den Deflektor ein und glitt in sanfter Neigung auf das Flußufer zu.
Die schwarzen Punkte kamen näher. Die Drachen flogen in rund zweihundert Metern Höhe. Irven
beobachtete sie gespannt. Aus irgendeinem Grund war er nicht sicher, ob das Deflektorfeld ihm
ausreichenden Schutz bot. Er sah, wie die Bestien ihren Kurs änderten, als er in wenigen Metern
Höhe auf die schützende Schilfwand zuglitt, und in seine Richtung herüberhielten.
Er bremste seinen Flug und drang zu Fuß in das Schilf ein. Er befand sich jetzt in den
Seitenwassern des Flusses, und nach jedem Schritt stand er ein paar Zentimeter tiefer im Wasser.
Er ging, bis die braune, trübe Flüssigkeit ihm fast bis zur Hüfte reichte. Dann blieb er stehen
und wartete.
Über ihm rauschten die Schwingen der Flugdrachen. Sie schienen nach ihm zu suchen. Sie mußten
ihn gesehen haben, obwohl er den Deflektorschirm trug.
Neben Irven geriet das Schilf in Bewegung. Er schwang zur Seite, fest davon überzeugt, daß die
Drachen jetzt zum entscheidenden Angriff ansetzten. Die übermannshohen Halme bogen sich und
bildeten eine Öffnung.
Zwei Meter vor Irven saß der größte Frosch, den er je in seinem Leben gesehen hatte. Ein zwei
Meter hoher Berg aus graubraunem Fleisch mit einem gewaltigen Schädel, aus dem zwei
wagenradgroße, starre Augen Irven mit intelligenzloser Neugierde musterten.
Irven hob den Strahler. Der Frosch schien die Geste zu verstehen. Mit jener Plötzlichkeit, mit
der seine Art sich bewegte, sprang er in hohem Bogen über Irven hinweg und verschwand brausend
und krachend flußabwärts im Schilf.
Irven hatte kaum Zeit, sich von seinem Schrecken zu erholen, da brach die Hölle endgültig los.
Das brackige Wasser, in dem er stand, geriet in Bewegung. Der Boden unter seinen Füßen schien
sich zu wölben. Er verlor den Halt und stürzte rückwärts ins Schilf, nur von den biegsamen Halmen
gehalten. Das Wasser vor ihm teilte sich. Ein Gebirge aus grauweißem Fleisch kam zum Vorschein,
zuckend und sich windend, bei jeder Bewegung weitere Fleischmassen entblößend. Irven wich
schreiend zurück. Der gigantische Wurm mußte ihn bemerkt haben. Am Ende des zuckenden Körpers
tauchte der ekelerregende Kopf aus dem Wasser, eine fast konturlose Verdickung, mund- und
augenlos, mit zwei tentakelähnlichen Greifzangen bewaffnet.
Irven feuerte und sprang, feuerte und sprang, schrie und warf sich seitwärts. Die widerliche
Fleischmasse des Wurmes blähte sich zischend auf, glühte, qualmte und zerfloß. Entsetzlicher
Gestank drang Irven in die Nase. Er hastete durch das Schilf, so rasch ihn die Füße trugen, aber
der Wurm, sein primitives Leben über die ganze Länge des unheimlichen Körpers gleichmäßig
verteilt, war noch lange nicht geschlagen. Immer neue weiße Fleischberge tauchten vor Irven auf,
halb noch mit dem Schlamm bedeckt, in dem sie verborgen gelegen hatten. Der gräßliche Rumpf maß
wenigstens einen Meter im Durchmesser, und der Himmel mochte wissen, wie lang der ganze
Riesenwurm war.
Mit einem aus nächster Nähe gezielten Schuß trennte Irven den schleimigen Körper
auseinander – nur um voller Entsetzen zu sehen, wie
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