Silberband 039 - Paladin
Völkerschaften
aufrechterhalten werden, obwohl sie unsinnig sind«, entgegnete Rhodan. »Außerdem muß die Mehrheit
nicht immer im Recht sein.«
Luro Movan zog einen Stapel Farbfotografien unter seinem Umhang hervor.
»Ich habe hier Aufnahmen, die Greueltaten von Bestien zeigen«, sagte er und überreichte Rhodan
die Bilder. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie solche Methoden gutheißen.«
Rhodan warf einen Blick auf die erste Fotografie. Er senkte den Kopf, als er sah, wie ein
Wesen, das einwandfrei ein Haluter war, über ein verstümmeltes Etwas gebeugt stand, das kaum noch
zu erkennen war. Im Hintergrund war ein brennendes Gebäude zu sehen.
»Diese Bilder sind grausam«, sagte Perry Rhodan. »Ich muß gestehen, daß man ähnliche Bilder
auch von unserem Volk hätte machen können. Wahrscheinlich auch von jedem Volk in dieser Galaxis,
denn Gut und Böse wohnen dicht nebeneinander.«
»Bei den Bestien nicht«, sagte der Vorsucher. »Bei ihnen gibt es weder Mitleid noch
Freundschaft. Sie kennen keine Gefühle außer Zerstörungswut, Haß und Machthunger.«
»Die Haluter, die in unserer Galaxis leben, könnten leicht die Macht an sich reißen, wenn sie
es darauf anlegen würden«, mischte sich Roi Danton ein. »Aber sie tun es nicht, weil sie
abgeklärt genug sind, um sich in ihrem Heimatsystem wohl zu fühlen.«
Luro Movans Fühler zitterten.
»Warum sollten sie sich auch öffentlich ausdehnen?« fragte er. »Sie benutzen die Terraner, um
an die Macht zu gelangen.«
Im Verlauf der nächsten Stunde stellte sich heraus, daß Luro Movan nicht von seinem Standpunkt
abgehen würde. Er war so von der Richtigkeit seiner Anschuldigungen überzeugt, daß er alle
Begründungen der sechs Gefangenen als Beweis ihrer Beeinflussung durch die beiden Bestien
betrachtete.
Je länger Luro Movan mit den Terranern debattierte, um so größer wurde die Kluft zwischen den
beiden Meinungen.
Schließlich stieß der Vorsucher einen bedauernden Seufzer aus.
»Sie werden verstehen, daß ich jetzt zu anderen Mitteln greifen muß«, sagte er. »Sie hatten
die Möglichkeit, unsere Differenzen auf freundschaftlicher Basis beizulegen. Diese Chance haben
Sie nicht genutzt.«
Am nächsten Tag wurden sie von sechs Dumfries abgeholt und in einen Behandlungsraum
geführt. Dort warteten drei Aphaneus auf sie. Die Sucher nach der inneren Wahrheit maßen ihre
Gehirnströmungen, Individualschwingungen und untersuchten sie gründlich. Ein Teil der
Untersuchungen war schmerzhaft.
Rhodans Proteste halfen nicht. Die Psychologen waren höflich, aber bestimmt. Wenn sich einer
der Terraner sträubte, traten die Dumfries in Aktion. Oro Masut mußte ein paarmal gefesselt
werden, bevor man ihn untersuchen konnte.
Man legte ihnen Kontakte an, band sie auf seltsam geformte Stühle und prüfte ihre körperlichen
Reaktionen. All diese Untersuchungen dienten dazu, ihre Körper genau kennenzulernen.
Als sie ein paar Stunden später in ihr Quartier geführt wurden, fühlten sich vor allem die
beiden Wissenschaftler erschöpft. Auch Roi Danton zeigte Anzeichen von Überanstrengung. Lediglich
die beiden Zellaktivatorträger und der riesenhafte Oro Masut hatten den Tag gut überstanden.
»Wir müssen damit rechnen, daß es noch schlimmer wird«, sagte Rhodan, als sich die Männer in
ihre Nischen sinken ließen. »Was wir heute erlebt haben, war erst der Anfang.«
In Beriots Augen flackerte Angst. Dr. Lieber dagegen biß auf die Zähne, daß es knirschte.
»Wir müssen durchhalten«, sagte der Mathematiker. »Wenn wir den Aphaneus beweisen, daß wir uns
nicht umstimmen lassen, geben sie vielleicht auf.«
»Wahrscheinlich«, stimmte Rhodan zu, obwohl er vom Gegenteil überzeugt war.
In der Nacht, als die anderen schliefen, kam Marshall an Rhodans Lager.
»Sorgen, John?« fragte Perry.
Im Halbdunkel sah er den Mutanten nicken.
»Wegen Beriot«, sagte Marshall. »Ich fürchte, er hält nicht durch.«
»Sie täuschen sich«, antwortete Perry Rhodan. »Der Wissenschaftler ist zäh. Wenn er sich erst
an diese Umgebung gewöhnt hat, wird er uns alle übertreffen, was Entschlossenheit und Mut
anbelangt.«
Marshall blieb skeptisch. Er kehrte zu seinem Lager zurück. Rhodan dachte angestrengt nach,
was er zur Verbesserung ihrer Lage tun konnte, aber ohne Hilfe von außen waren sie verloren.
Der zweite und dritte Tag verstrichen mit weiteren Untersuchungen. Diesmal mußten die
Gefangenen eine Reihe von Tests durchstehen.
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