Silberband 039 - Paladin
ihnen nicht
helfen konnten. Es gelang dem Mutanten kaum, an die Gedankenimpulse der Aphaneus
heranzukommen.
Eine Stunde nach ihrer Ankunft erhielten sie in runden Bechern einen farblosen Brei, der nach
Zimt schmeckte und starkes Sodbrennen verursachte. Er war jedoch genießbar und stillte ihren
Hunger.
Die Tür war nicht verschlossen, aber draußen im Gang standen sechs dumfriesische Wächter, die
in Abständen von drei Stunden abgelöst wurden.
Die erste Nacht während ihres Aufenthalts auf Dwellion verlief ruhig. Kein Aphaneu kam, um sie
zu stören. Auch Agen Thrumb tauchte nicht auf.
Rhodan und John Marshall, die als Zellaktivatorträger weitaus weniger Schlaf als die anderen
Gefangenen benötigten, blieben wach und beratschlagten. Sie hörten die unruhigen Atemzüge Dr.
Beriots, der offenbar von Alpträumen heimgesucht wurde. Ab und zu gab Oro Masut ein grollendes
Geräusch von sich, dann wälzte er sich auf die andere Seite.
»Wir müssen einen Entschluß fassen«, sagte Rhodan zu John Marshall. »Wenn wir eine
Gehirnwäsche vermeiden wollen, müssen wir zum Schein auf die Vorschläge der Aphaneus
eingehen.«
»Glauben Sie, daß das einen Sinn hat?« fragte Marshall. »Die Sucher nach der inneren Wahrheit
merken, wenn wir sie anlügen.«
»Das befürchte ich allerdings auch«, sagte Rhodan. »Auf jeden Fall müssen wir Zeit gewinnen,
damit Atlan Gelegenheit erhält, etwas zu unternehmen.«
»Der Arkonide hat nicht viele Möglichkeiten.«
»Nein«, gab Rhodan zu. »Aber er weiß sicher, wo wir sind. Er ist ein erfinderischer Geist.
Vielleicht hilft uns der Zufall.«
Sie hörten das Stöhnen, das aus der Nische des Chefphysikers kam.
»Beriot ist unruhig«, stellte Marshall fest. »Ich habe mich kurz in seine Gedanken
eingeschaltet. Wir müssen auf ihn achten.«
»Ich glaube nicht, daß wir Schwierigkeiten mit ihm bekommen«, meinte Rhodan. »Im
entscheidenden Augenblick können wir uns auf ihn verlassen.«
Sie unterhielten sich einige Stunden, ohne eine brauchbare Lösung zu finden.
»Wir können nur abwarten«, sagte Rhodan schließlich. »Wenn Luro Movans Sucher nach der inneren
Wahrheit die gleichen Qualitäten wie unsere Galakto-Psychologen besitzen, stehen uns unruhige
Zeiten bevor.«
Auf dem großen Bildschirm gegenüber der Tür sahen sie, wie es draußen hell wurde. Bilder aus
dem Innenhof zwischen den Gebäuden wurden übertragen. Rhodan und Marshall beobachteten, wie
mehrere Dumfries zwischen den Häusern patrouillierten.
»Ich glaube nicht, daß es Zufall ist, wenn man uns ausgerechnet diese Aufnahmen zeigt«, meinte
Rhodan. »Man will die Wachsamkeit der Soldaten demonstrieren und uns von jedem Fluchtversuch
abhalten.«
»Agen Thrumb hat also Angst vor einem solchen Versuch«, schloß Marshall.
»Ja, er will verhindern, daß uns etwas passiert. Offenbar rechnet er damit, daß wir bekehrt
werden können. Der Stützpunktingenieur sähe uns gern als seine Freunde.«
»Und wir hätten ihn auch gern zum Freund.« Marshall schüttelte den Kopf. »Beide Parteien
wollen dasselbe, ohne daß es zu einer Annäherung kommt.«
Die vier anderen Männer erwachten. Als sie ihre Toilette beendet hatten, erhielten sie einen
Becher mit heißer Flüssigkeit und einen Korb mit Früchten.
Später erschien Luro Movan in Begleitung einiger bewaffneter Dumfries.
»Seien Sie versichert, daß ich gern ohne die Soldaten zu Ihnen gekommen wäre«, sagte der
Vorsucher. »Sie haben jedoch durch die ständige Beeinflussung der Bestien schwere seelische
Schäden davongetragen und könnten daher unüberlegt handeln.«
Der Psychologe nahm auf einem der unbequemen Stühle Platz. Seine Fühler breiteten sich
aus.
»Ich bin gekommen, um mich mit Ihnen freundlich zu unterhalten«, sagte er. »Bitte, sehen Sie
in mir keinen Gegner. Es würde mich interessieren, warum Sie an Ihrer zweifelhaften Freundschaft
mit den beiden Bestien festhalten.«
»Icho Tolot und Fancan Teik sind keine Bestien, sondern Haluter. Sie haben meinem Volk oft
geholfen. Alles, was sie getan haben, beweist eindeutig, daß sie Verantwortungsgefühl und Moral
besitzen.«
Luro Movan wartete geduldig, bis Rhodan seine Argumentation beendet hatte.
»Ihre Meinung steht den Erkenntnissen einer gesamten Galaxis gegenüber«, sagte er dann.
»Glauben Sie tatsächlich, daß sich alle intelligenten Völker von M-Siebenundachtzig
täuschen?«
»Die Geschichte unseres Volkes lehrt, daß es Tabus gibt, die von ganzen
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