Silberband 043 - Spur zwischen den Sternen
sprang es los.
Es mußte ungeheuer starke Muskeln haben. Es schoß waagrecht wie ein abgefeuerter Pfeil durch die Luft, erwischte mit einem Vorderlauf Masut an der Schulter, durch die Tage vorher schon ein Nadelstrahl gegangen war. Tobender Schmerz ließ den Riesen aufstöhnen, aber er tänzelte zur Seite und schoß abermals. Keine Wirkung – der Strahl wurde abgelenkt und zerstreut. Zehn Meter von Oro entfernt lag die Raketenwaffe im Sand, schußbereit und entsichert, mit einem randvollen Magazin. Er taumelte und warf sich nach vorn, während sich das Tier wieder umdrehte und ihn giftig anstarrte. Aus dem Maul fuhr eine lange, schwarze Zunge, die gespalten war und zwei hornige Widerhaken trug.
Ein zweiter Satz.
Die Riesenkröte saß jetzt genau vor der Raketenwaffe. Oro sah sich um, bemerkte, daß er aus keiner Richtung Hilfe zu erwarten hatte und vermerkte halb im Unterbewußtsein, daß er nicht einmal das Schiff sah. Dann prallte die Riesenkröte gegen seine Brust und warf ihn um.
Er riß die Arme auseinander, rammte dem Tier den Lauf des Strahlers in den Rachen und wälzte sich zur Seite. Die beiden Vorderbeine des Tieres langten nach ihm, er schlug sie zur Seite und wurde von der vorschnellenden Zunge beinahe geköpft. Dann war das Tier mit seinem ganzen Gewicht über ihm. Pfeifend entwich die Luft aus seinen Lungen, und er fühlte, wie es ihm schwarz um die Augen wurde.
Unbeweglich, wie ein riesiger Steinhaufen, hockte die Kröte auf seiner Brust und preßte sich mit aller Gewalt auf seine Kehle, hatte das unverletzte Vorderbein quer darübergelegt. Oro fühlte, wie ihm langsam die Sinne schwanden. Er stemmte seine Absätze in den Boden, und er brachte es mit einer gewaltigen Kraftanstrengung fertig, sich zu erheben.
Dann versank er langsam in Bewußtlosigkeit; die Bewegung hatte ihn den Rest der Kraft gekostet.
Und gerade als ihn das Bewußtsein verließ, erkannte er, was jetzt geschah.
Er sollte von diesem riesenhaft schweren Tier übernommen werden!
Dann wurde er bewußtlos.
Ob es eine Sekunde oder eine Stunde gedauert hatte, wußte er nicht. Er merkte nur, daß das Tier auf ihm unruhig zu werden begann und dadurch den Griff um seine Kehle gelockert hatte. Er bekam wieder Luft, atmete mehrere Male tief durch und merkte, daß die dumpfe Benommenheit gewichen war. Die Kröte wurde unruhiger, bewegte sich und zuckte etwas, und schließlich riskierte es der Ertruser.
Er schlug gleichzeitig mit beiden Unterarmen nach oben, riß die Knie an den Magen heran und trat dann zu. Das Tier wurde hochgestemmt und kippte nach hinten ab. Oro wirbelte hoch, sah sich wie wild um und entdeckte seine Raketenwaffe. Er erreichte sie, indem er sich mit einem Riesensatz darauf stürzte, sie ergriff und sich in der gleichen Bewegung, durch den Schwung vorwärtsgerissen, herumdrehte.
Er schoß.
Kreischend verließ das erste Projektil den Lauf, raste vor einer dünnen Rauchwolke her und schlug durch die Abwehr des Körperschirmes der Kröte. Oro Masut kannte ungefähr die Wirkung dieser Geschosse und ging neben einer Felsspalte in Deckung, preßte sich dicht an den heißen Stein und schoß erneut.
Atomsprengkopf, Säurekapsel, chemische Detonation …
Vor ihm entstand ein kleines Inferno. Rauch wallte auf, und das Tier stieß einen hohen, röchelnden Laut aus. Es versuchte, mit einem riesigen Satz senkrecht hochzuspringen und sprang mitten in den vierten Treffer hinein. Ein weißglühender radioaktiver Ball entstand fünfzehn Meter vor Oro in der Luft, und der Ertruser zog sich abermals ein Stück zurück.
Dann floh die Kröte.
Oro zielte sehr genau, verfolgte mit dem Korn des Führungsrohres das Tier und schoß. Wieder kreischte eine der Raketen durch die Luft, traf auf und überschüttete das Tier mit einem Hagel weißglühender, radioaktiver Stahlstücke. Ein zweiter Glutball versengte die Haut der Kröte. Wieder ein Schrei. In das verzerrte, schweißnasse Gesicht des wuchtigen Mannes trat ein merkwürdiges Grinsen, das durch die Narben abstoßend wirkte.
»Endlich …«, knurrte Masut.
Dreißig Meter. Ein neuer Schuß. Volltreffer.
Jetzt raste die Kröte hinaus ins freie Gelände. Oro schlug einen Haken und jagte um die Felsen herum, um nicht mitten in die radioaktiven Rückstände zu kommen. Er blieb stehen, visierte abermals und schoß. Er traf das Tier am Rücken, und der furchtbare Schrei schallte über den Sand und fing sich unter dem geschwungenen Unterteil des Schiffes. Der letzte Schuß, abermals
Weitere Kostenlose Bücher