Silberband 046 - Der Todessatellit
Heublein kannte diesen Raumschiffstyp und brauchte nicht nach der Zentrale zu suchen. Während sich sechs der Raumsoldaten im Schiff verteilten, eilte er an der Spitze der restlichen vier zum Kommandostand.
Zuerst dachte er, Harkh Tonos schliefe tatsächlich, wie sein Erster Offizier scherzhaft prophezeit hatte. Tonos hing schlaff in seinem Kontursessel, den Kopf zur Seite geneigt.
Erst als der Major um den Sessel herumging und die Augen des Báalol-Priesters blickte, merkte er, daß Harhk Tonos tot war. Seine-Augen waren blutig gefärbt und halb aus den Höhlen gequollen. Blutige Rinnsale zogen sich von den Ohren, der Nase und den Mundwinkeln über die Kombination herab. Das Gesicht war eine Maske erstarrten Grauens.
Einer der Raumsoldaten stieß eine Verwünschung aus.
»Was ist das?« fragte er den Kommandanten. »Sieht aus wie Hirntod durch Ultraschalleinwirkung.«
Perricone Heublein schüttelte den Kopf und schluckte trocken. Er wußte, wie Harkh Tonos gestorben war. In den vorletzten Instruktionen für Schiffskommandanten war das Erscheinungsbild beschrieben worden.
»Nein«, flüsterte er rauh. »Das war Mord, kaltblütig vorausgeplanter Mord. Tonos' Gehirn ist explodiert. Man hat ihm auf paramechanischem Wege einen Mikrosprengkörper ins Gehirn verpflanzt und den Zünder mit einem hypnosuggestiven Block gekoppelt. Als wir uns näherten, wurde durch die Gedanken des Anti ein Widerspruch zum hypnosuggestiven Block ausgelöst. Das aktivierte den Zünder.«
»Auf paramechanischem Wege einen Mirkosprengkörper ins Gehirn verpflanzt …«, sagte der Raumsoldat ungläubig. »Das muß ja ein Monstrum sein, das so etwas fertigbringt.«
»Allerdings …«, erwiderte Perricone Heublein gedehnt.
Corellos Schrein schwebte dicht über dem Boden. Hinter der Kristallpyramide glühte der Himmel in blutrotem Licht: das Morgenrot eines roten Normalriesensterns.
Das Monstrum betrachtete durch die transparente Panzertroplon-Wand des Schreins hindurch die Prozession der Báalol-Priester. An der Spitze des langen Zuges schritt Balto Linsner-Kiess, auf den Händen ein schwarzsamtenes Kissen mit einem metallisch glitzernden Gegenstand darauf. Die Augen des Hohenpriesters waren starr auf Corellos Gesicht gerichtet; sie besaßen den Ausdruck eines von seinem Herrn gezüchtigten Hundes.
Ribald Corello lächelte dünn.
»Da schleicht das unterwürfige Gewürm heran, Mutter«, flüsterte er, als könnte die konservierte Leiche von Gevoreny Tatstun ihn hören. »Ihre Augen sehen, was für ein Monstrum ich bin …«, er kicherte, »aber sie wagen es nicht einmal zu denken. Eines Tages – wenn er wirklich noch lebt – wird auch dieser Terraner Rhodan winselnd vor uns im Staub liegen. Ich werde ihn zu deinem persönlichen Sklaven machen. – Hörst du, Mutter?«
Plötzlich schlug die Stimmung des Mutanten um. Weinerlich verzog er das Gesicht und sagte:
»Warum antwortest du nicht? Du weißt doch, daß ich dich liebe, ich, dein einziger Sohn. – Oder stört dich die Anwesenheit dieser Bastarde?«
Er reckte seinen von Klammern gestützten Schädel und fixierte einen der Priester hinter Balto Linsner-Kiess. Seine kleinen Hände fingerten an einer Schachtel und nahmen ein daumengroßes Stück fleischfarbene, zuckende Masse heraus.
Im nächsten Augenblick war die Masse verschwunden.
Der Priester hinter Linsner-Kiess warf die Arme hoch. Seinem aufgerissenem Mund entfloh ein gellender Schrei, dann stolperte er vorwärts, eine Hand auf sein Herz gepreßt.
Die anderen Priester waren schreckensbleich zurückgewichen. Sie starrten auf ihren Glaubensgenossen, der sich stöhnend am Boden wand, sich plötzlich aufbäumte und dann still zurückfiel.
»Das war die Strafe«, schrie Corello gellend, »dafür, daß ihr meine Mutter beleidigt habt.« Es störte ihn nicht, daß die Antis ihn überhaupt nicht hören konnten. »Aber das ist nun genug, Mutter«, fuhr er streng fort. »Die anderen brauche ich noch.«
Balto Linsner-Kiess hatte sich zu Boden geworfen. Die übrigen Priester folgten seinem Beispiel. Beschwörungen und Huldigungen murmelnd, krochen sie über die Steinplatten näher. Der Hohepriester schob das schwarzsamtene Kissen vor sich her. Speichel rann ihm aus den Mundwinkeln. Die Lippen bebten.
»Aufstehen!« befahl Ribald Corello und verband den Befehl mit einem mächtigen hypnosuggestiven Impuls.
Marionettengleich richteten die Antimutanten sich auf. Langsam näherten sie sich dem Schrein, der allmählich zu Boden
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