Silberband 048 - Ovaron
kleines Kästchen auf den Knien fest – meinen Translator.
Der Cappin zeigte ein undefinierbares Lächeln.
»Mein Name ist Ovaron. Wer sind Sie? Warum haben Sie sich getarnt? Oder sprechen Sie unsere Sprache tatsächlich nicht?«
Ich spürte, wie meine Pulsfrequenz sich schlagartig erhöhte.
Wovon redete dieser Cappin?
Konnten seine Fragen tatsächlich bedeuten, daß er mich für einen Angehörigen seines Volkes gehalten hatte?
Aber warum hatte er mich dann angegriffen?
Gab es auf der Erde dieser Zeit zwei rivalisierende Cappin-Organisationen?
»Ich bin kein Cappin, sondern ein Terraner«, antwortete ich bedächtig, um nichts Falsches zu sagen. »Mein Name ist Rhodan. Wo sind meine Begleiter?«
»Es geht ihnen gut – den Umständen entsprechend«, antwortete der Cappin mit dem Namen Ovaron.
Ich konzentrierte mich auf die Stimme und die Originalworte. Sie schienen mir eine gewisse Ähnlichkeit mit dem späteren ›frühen Tefroda‹ zu haben. Wahrscheinlich waren einige Wörter und Bezeichnungen der Cappins in den Sprachschatz der Ersten Menschheit eingegangen. Einer ersten Menschheit, die 200.000 Jahre vor meiner Realzeit noch gar nicht existierte.
»Welche Gruppe hat Ihnen die Zeitmaschine gegeben, Rhodan?« fragte Ovaron. Nun lächelte er nicht mehr. »Beantworten Sie diese Frage wahrheitsgemäß, sonst muß ich andere Mittel einsetzen.«
Meine Ahnung hatte mich also nicht getäuscht. Es gab offenbar zwei rivalisierende Cappin-Organisationen.
Nur, zu welcher dieser Gruppen gehörte Ovaron?
»Was haben Sie gegen die Zeitreise?« fragte ich zurück.
Er fixierte mich.
»Spielen Sie nicht den Ahnungslosen, Rhodan. Sie mußten wissen, daß es auf Lotron jemanden gibt, der die verbrecherischen Bio-Transformer auf dieser Zeitebene isoliert hält. Warum sonst hätten Sie als Ankunftsort dieses abgelegene Tal gewählt?«
Ich atmete auf.
Ovarons Worte waren eindeutig gewesen. Er gehörte zu Cappins, die die Bioexperimente auf der Erde verabscheuten. Falls er mich nicht zu täuschen versuchte …!
Ich beschloß, mit Ovaron ganz offen zu reden.
»Sie irren sich, Ovaron«, sagte ich eindringlich. »Meine Gefährten und ich sind keine Cappins. Wir sind Terraner, die intelligenten Bewohner dieses Planeten, den wir Erde oder Terra nennen.«
»Auf Lotron – beziehungsweise auf Terra, wenn Sie so wollen – gibt es nur halbintelligente Primaten«, widersprach der Cappin.
Ich lächelte.
Ovaron ahnte also noch nicht, daß wir aus der Zukunft kamen.
Ich erklärte ihm die Zusammenhänge und unseren Grund für die Expedition in die Vergangenheit.
Ovaron hörte mir sehr aufmerksam zu, aber ich spürte, daß er sehr skeptisch war.
Ich sorgte dafür, daß man uns das spärliche Datenmaterial brachte, das sich im Shift befand. Ich wollte, wir hätten diese Begegnung voraussehen können, dann wäre der Laderaum voller Dokumente gewesen.
Bis ich erkannte, daß gerade das ein Fehler gewesen wäre.
Nachdem der Cappin das Material genau studiert hatte, hob er den Kopf und blickte mich prüfend an.
»Vorläufig glaube ich Ihnen, Rhodan«, erklärte er. »Wenn Sie ausgeschickt worden wären, um mich zu täuschen, hätten Sie bedeutend umfangreicheres und ›überzeugenderes‹ Material mitgeführt. Daß Sie nur diese Aufzeichnungen besitzen, läßt Ihre Worte glaubhaft erscheinen.«
Er atmete intensiv.
»Dennoch kann ich mir nur schwer vorstellen, daß Sie so weit aus der Zukunft kommen und daß die heute existierenden primitiven Primaten Lotrons auf Ihrer Zeitebene ein gewaltiges Sternenimperium errichtet haben sollen.«
»Warum sollten sich einige Ihrer genetischen Experimente nicht positiv ausgewirkt haben?« fragte ich lächelnd.
»Ja, warum nicht«, gab er zu. Etwas lastete auf ihm.
Nach einigen Minuten des Schweigens gab er sich innerlich einen Ruck.
»Sie können selbstverständlich an Bord meines Robotschiffes bleiben, Rhodan. Ich werde Sie in meine geheime Kommandozentrale bringen lassen – Takvorian!«
Die Tür öffnete sich – und herein kam das Pferd, das uns eigentlich besiegt hatte.
»Was gibt es, Ovaron?« fragte es, und mein Translator übersetzte die Worte in Interkosmo.
Ich hatte das Gefühl, als würde mich im nächsten Moment der Schlag treffen. Ein sprechendes Pferd!
Ich hatte in meinem langen Leben schon viele Dinge gesehen, die der Durchschnittsbürger für unmöglich hielt, aber ein einwandfrei sprechendes Pferd war mir noch nie begegnet.
Doch das war noch nicht alles!
Ein
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